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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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jederzeit im Spielzimmer sehen.“ Er kniff die Augen zusammen. „Ihr Gesicht kommt mir so bekannt vor. Es ist lange her, aber Sie heißen doch Jeff, nicht wahr? Kerradine, Kermit?“
    „Kerwin.“
    Der Mann nickte. „Man nannte Sie Tallo“, bestätigte er. „Was wollen Sie hier?“
    Jeff entschloß sich, die Wahrheit zu sagen. „Ich war vor zwei Monaten hier, und man sagte mir im Büro, daß keinerlei Personaldaten über meine Eltern und mich, über die Jahre, die ich hier verbracht habe, vorhanden seien. Man stellte mich als einen Lügner hin. Die Datenmaschine hatte keinen Fingerabdruck von mir. Ich überlegte schon, ob ich denn verrückt sei.“ Er zeigte auf die eingeschnitzten Buchstaben. „Ich bin aber nicht verrückt. Diese Buchstaben hier habe ich eingeschnitzt, als ich ein Kind war.“
    „Aber weshalb sollte man Sie anlügen?“ fragte er. Errötend streckte er Kerwin die Hand entgegen. „Ich heiße Barron; früher habe ich den jüngeren Kindern Mathematikunterricht gegeben. Genau gesagt: das tue ich heute noch.“
    Jeff drückte ihm die Hand. „Ich erinnere mich an Sie, Sir. Sie haben einmal eine Rauferei geschlichtet, in die ich verwickelt war.“
    Barron lachte. „Ja, ja, Sie waren ein kleiner Raufbold. Ich erinnere mich sehr gut an Sie; ich weiß auch noch, wie Ihr Vater Sie zu uns gebracht hat. Damals waren Sie etwa vier Jahre alt, glaube ich“
    Hatte denn sein Vater so lange gelebt? Dann müßte ich mich doch an ihn erinnern, dachte Jeff. Es war wie das nicht zu beschreibende Parfüm von Cleindoris Zimmer im Turm von Arilinn…
    „Kannten Sie meinen Vater?“ fragte er und hielt vor Spannung den Atem an.
    „Ich habe ihn nur einmal gesehen“, antwortete der Mann bedauernd. „Aber kommen Sie doch um Himmels willen mit nach unten, mein lieber Kerwin, und trinken Sie ein Gläschen mit mir. Ich nehme an, daß auch Datenmaschinen manchmal Pannen haben, wenn es auch unmöglich erscheint.“
    Wenn es aber Menschen gab, die sich seiner erinnerten, weshalb konnte ihm dann das Büro keinen Aufschluß geben? Er hätte warten und darauf dringen sollen.
    „Gibt es nicht noch jemand hier, der sich an mich erinnert?“
    Barron überlegte. „Ein paar Hausmädchen vielleicht. Die meisten Pflegerinnen und Lehrer sind zu jung; wir legen Wert auf junge Kräfte. Nur ich alter Knabe bin noch immer hier, weil es so schwierig ist, gute Lehrer von Terra zu bekommen, denn das Imperium schickt nur Leute, die akzentfrei sprechen.“ Er zuckte mißbilligend die Achseln. „Kommen Sie mit in mein Büro. Erzählen Sie mir, was Sie tun, Kerwin. Sie waren doch auf Terra? Wie ist es Ihnen gelungen, wieder nach Darkover zu kommen?“
    In des alten Mannes einfachem, kleinem Büro, durch dessen offene Fenster sie das Geschrei der Kinder vom nahen Spielplatz hörten, kämpfte er bei einem Glas mit den unausgesprochenen Fragen, auf die der alte Barron wahrscheinlich keine Antwort wußte.
    „Sie sagten, Sie erinnerten sich daran, daß mein Vater mich hierherbrachte. Und meine Mutter?“
    Barron schüttelte den Kopf. „Er sprach nicht von ihr oder davon, daß er überhaupt verheiratet war.“ Es klang fast ein wenig gouvernantenhaft.
    Aber er hat ihr Kind anerkannt, überlegte Kerwin. „Wie sah mein Vater aus?“ fragte er.
    Der alte Mann runzelte überlegend die Brauen. „Es ist schon so lange her. Aber ich erinnere mich an ihn, weil er so – nun ja – erschüttert ausgesehen hat. Er schien in einen Kampf verwickelt gewesen zu sein. Sein Nasenbein war gebrochen, und er trug Darkovaner-Kleidung, aber er hatte Raumfahrerausweise. Wir fragten Sie damals nach Ihrer Mutter, aber Sie konnten nicht sprechen.“
    „Mit vier Jahren?“ fragte Kerwin erstaunt.
    „Sie sprachen ein halbes Jahr lang nicht. Wir dachten lange, Sie müßten geistig unterentwickelt sein“, erklärte der alte Mann offen. „Deshalb erinnere ich mich so gut an Sie. Sie konnten weder die Sprache Terras noch die von Darkover sprechen, jedenfalls keine den Pflegerinnen bekannte Sprache, und man hörte auch nie ein Wort in einer anderen Sprache.“
    Nach einer kleinen Pause fuhr er fort: „Kerwin erledigte alle Formalitäten, damit Sie hierbleiben konnten. Dann ging er, und wir haben ihn niemals wiedergesehen. Wir stellten Fragen. Ich erinnere mich, daß Sie Ihrem Vater auch nicht ähnlich sahen. Man konnte Sie für ein Darkovaner Kind halten, nur waren Sie rothaarig, die Darkovaner sind es nicht. Ich erinnere mich deshalb besonders genau daran, weil

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