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Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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streng. Ihr war es gleichgültig, was mit ihr geschah, aber zum erstenmal bestand er darauf: „Ich will es aber.“ Damit war die Sache entschieden.
    Im terranischen Dienst gab es fast nur ledige Männer, denn nur wenige Terranerinnen waren bereit, ihren Männern über die halbe Milchstraße zu folgen; das hieß, daß auf jedem Planeten offizielle ebenso wie inoffizielle Verbindungen mit einheimischen Frauen anerkannt wurden, denn das ließ sich nicht vermeiden. Um aber nicht mit den jeweiligen planetarischen Gesetzen in Konflikt zu kommen, machten die terranischen Behörden einen deutlichen Unterschied zwischen diesen beiden Arten. Wenn das Gesetz eines Planeten es gestattete, erlaubten es die terranischen Behörden jedem Mann, eine einheimische Frau gemäß den Sitten des Planeten zu heiraten; das ging dann nur den Terraner, die Frau, deren Familie und – das Gesetz etwas an. Das Imperium kümmerte sich nicht darum, ob die Heirat formal oder nicht formal, ob es eine Ehe auf Zeit oder auf die Dauer oder überhaupt keine war. Jeder Mann wurde als ledig betrachtet, der eine Frau nicht als seine Ehefrau hatte eintragen lassen.
    Hatte ein Terraner aber einmal durch Unterschrift erklärt, daß eine Eingeborene seine Ehefrau war, so war sie das auch mit allen Rechten und Pflichten nach terranischem Gesetz, und Ehefrau und Kinder erhielten die Staatsbürgerschaft des Imperiums. Deshalb überlegte es sich jeder Mann zweimal, bevor er die Heuchelei der Terraner mitmachte, eine Gelegenheitsfreundin als Ehefrau auszugeben.
    Der Wächter führte die beiden zum Standesbeamten. Kerwin gab seine Kennkarte und seinen Daumenabdruck ab und unterzeichnete Dokumente. Der Beamte wandte sich an Elorie.
    „Ihr Name?“
„Elorie Ardais“, flüsterte sie.
    Er verschluckte sich fast, als er den Namen hörte, der, wie er wußte, zur Darkovaner Aristokratie gehörte; dann schrieb er ihn nieder, fügte „Kerwin“ hinzu und nahm ihren Daumenabdruck. Eine Kapsel verschwand in der Rohrpostanlage und kam nach kurzer Zeit zurück. Bevor sie das Büro verließen, sprach der Beamte Elorie als „Mrs. Kerwin“ an. Kerwin wußte zwar, daß Unannehmlichkeiten auf sie warteten, aber er bedauerte seinen Schritt keineswegs. So weit reichte der lange Arm der Com’yn nicht, daß man Elorie von seiner Seite reißen konnte. Er hoffte es wenigstens.
    Er ging nicht gern in die Terrazone, aber im Augenblick konnte er sich dort sicher fühlen, selbst wenn in den nächsten Stunden Fragen zu beantworten waren oder ihm gar die Deportation drohte. Jedenfalls mußte er seine Angelegenheiten in Ordnung bringen und für seinen Lebensunterhalt sorgen. Es gab hundert Dinge zu entscheiden – ob er nach Terra zurückgehen oder auf einem anderen Planeten Dienst tun wollte – , aber das hatte Zeit.
    Was er in der Raumhafenzone kannte, waren fast nur Bars, und dorthin konnte er Elorie nicht bringen. Eine Wohnung im Bereich des Hauptquartiers wollte er erst dann suchen, wenn es nicht zu vermeiden war. Auch in der Darkovaner Zone wollte er keine Unterkunft suchen, denn dort konnte man Elorie erkennen, und er hatte in Arilinn erlebt, wie man Com’yn behandelte, die man erkannte. Ein Hotel in der Enklave war offensichtlich die einzig mögliche Lösung.
    Im Vorüberfahren zeigte er ihr die weißen Mauern des Raumfahrerwaisenhauses. „Dort habe ich gelebt, bis ich Zwölf war“, erklärte er, und wieder überfiel ihn das alte, ungelöste Rätsel. Habe ich wirklich dort gelebt? Wenn es stimmte, daß die Terraner ihre Finger im Spiel hatten, als die Com’yn seine Spur fanden…
    „Elorie“, fragte er, als sie wieder allein waren. „Hatten die Com’yn etwas damit zu tun, daß meine Personaldaten im Waisenhaus verschwanden?“ Ein Matrix, vermutete er, konnte diese Daten in einem Elektronengehirn wohl löschen. Und wenn sich jemand darauf konzentrierte…
    „Das weiß ich nicht“, antwortete sie. „Wenn, dann muß es gewesen sein, bevor ich Wärterin wurde. Ich weiß, daß Auster aus dem Waisenhaus geholt wurde, als er fünf Jahre alt war.“
    Kennard hatte diese Sache einmal eine „komische Geschichte“ genannt, aber er hatte sie nie erzählt. Und jetzt hatte Jeff keine Gelegenheit, Fragen zu stellen.
    Elorie schlief schon, und er grübelte noch immer. Er war der Spur seiner Herkunft gefolgt, er war Irrwege gegangen und in Sackgassen gelandet. Als die Com’yn ihn fanden, hatte er die Suche aufgegeben, aber er hatte die Hauptsache herausgefunden: das Geheimnis

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