Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutige Sonne - 14

Die Blutige Sonne - 14

Titel: Die Blutige Sonne - 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
wir in der gleichen Woche einen anderen rothaarigen Jungen aufgenommen hatten.“
    „Hieß er Auster?“ Kerwin klammerte sich an diesen Strohhalm.
    „Ich weiß nicht. Er war nur ein paar Jahre bei uns. Es war sehr eigenartig; man hat ihn entführt… Ich bin ein alter Mann und rede zuviel. Diese Geschichte hat doch nichts mit Ihnen zu tun – nur, weshalb fragten Sie nach seinem Namen?“
    „Weil ich ihn zu kennen glaube“, antwortete Kerwin langsam. „Seine Daten müßten unten zu finden sein“, meinte Barron. „Lassen Sie mich nachsehen.“
    „Bemühen Sie sich nicht“, wandte Jeff ein. Das war jetzt nicht wichtig. Wie war Auster in das Waisenhaus der Raumfahrer gekommen? Eine eigenartige Geschichte – man würde sie vielleicht niemals erfahren können. Es war unwahrscheinlich, daß er als Auster Ridenow eingetragen war. Und irgendwie hatten die Com’yn dieses Kind aus ihrem Stamm entdeckt, von Verrätern geboren, geflohen zusammen mit der abtrünnigen Cleindori und ihrem terranischen Geliebten… War denn wichtig, wie es gewesen war? Auster war unter den Com’yn aufgewachsen und hatte ihre Fähigkeiten geerbt. Und Kerwin, der auf der Erde gelebt hatte, war zu ihnen gekommen, um sie zu betrügen…
    Aber daran wollte er nicht mehr denken. Er bedankte sich bei Barron, gab vor, einen Rundgang machen und einige Lehrer sprechen zu wollen und verabschiedete sich. Neue Unruhe erfüllte ihn, neue Fragen lösten die alten ab.
    Cleindori war also gestorben. Wie und weshalb hatte aber Jeff Kerwin senior, von einem Kampf gezeichnet und mit gebrochener Nase, seinen Sohn in das Waisenhaus gebracht, und wohin war er dann gegangen? Weshalb konnte Jeff Kerwin, der Sohn, als Vierjähriger ein halbes Jahr lang kein Wort sprechen?
    Warum konnte er sich nur nicht erinnern…?
    Er hatte nur halbverwischte Erinnerungen an Wände, Gewölbe und Türen, an einen Mann im Mantel, der stolz durch den langen Gang eines Schlosses schritt – an eine Frau – an den Aufschrei eines Kindes …
    Er schob diese Erinnerungen weit von sich. Wenigstens hatte er etwas von dem erfahren, was er wissen wollte.
    Und nun wartete Elorie auf ihn. Sie lag in erschöpftem Schlaf quer über dem Bett, als er ins Hotel kam, aber sie erwachte bei seinem Eintreten. „Jeff, ich habe durchgehalten, so lange ich konnte“, sagte sie.
    „Es ist schon in Ordnung“, versicherte er.
„Was hast du erfahren?“
    Er zögerte. Sollte er unglückliche Erinnerungen aufrühren? Was wußte sie von Cleindori außer dem, daß man sie als „Abtrünnige“ schmähte?
    „Mich würde es nur verletzen, wenn du nicht deine Sorgen mit mir teilst“, sagte sie.
    Er setzte sich neben sie und berichtete die Ereignisse von der ersten Minute seines Aufenthaltes in Darkover an, wie er Ragan begegnet war und von ihm erfahren hatte, was sein Matrix war; er erzählte von seinem Besuch im Waisenhaus, wie die Matrixspezialisten sich geweigert hatten, ihm zu helfen, alles, auch, was er von Barron gehört hatte. „Ich glaube“, schloß er, „wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, daß ich nie etwas Genaues erfahre. Es kann nur noch Stunden dauern, bis die Nachricht über uns durchkommt, und dann werden sie mich zur Deportation festnehmen. Vielleicht haben sie schon…“
    Der Summer ertönte; es klang wie die Antwort auf seine Worte. „Jefferson Andrew Kerwin junior?“ fragte eine metallische Stimme am anderen Ende der Leitung.
    „Am Apparat.“
    „Hier ist das Koordinations- und Personalbüro“, antwortete die Stimme vom Band. „Wir wissen, daß Sie sich in der Terra-Zone aufhalten und daß eine Zivilklage gegen Sie läuft wegen Flucht vor der Deportation. Wir wissen, wo Sie sich befinden. Der Stadtrat von Thendara hat Sie zur persona non grata erklärt, und Sie dürfen die Terra-Zone nicht verlassen. Das betrifft auch Ihre Frau, denn Sie haben die Staatsbürgerschaft des Imperiums für sie beantragt. Sie haben den Befehl, sich nicht länger als eine Stunde und nicht weiter als einen Kilometer von Ihrer Unterkunft zu entfernen, und Sie werden sich den zuständigen Behörden stellen und eine Kaution hinterlegen. Bitte, bestätigen Sie das oder legen Sie fristgerecht Berufung dagegen ein.“
    „Verdammt!“ knurrte Kerwin. „Bestätigt“, sprach er dann in die Muschel und legte auf. Das war also das Ende. Berufung? Er hätte keine Chance. Nun, da sich die Com’yn gegen ihn gewandt hatten, würde sich niemand mehr seiner Deportation widersetzen.
    Und er würde die

Weitere Kostenlose Bücher