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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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er Kerwin sah, aber sofort verschwand der Ausdruck wieder; er behielt sich sein Urteil vor. Er bedachte Kerwin mit einem ganz knappen Nicken und sagte: »Nun, Elorie?«
    »Es ist freundlich von Euch, mich zu empfangen, Verwandter.« Ihre Stimme zitterte. »Oder … wißt Ihr noch nicht …«
    Danvan Hasturs Stimme war höflich und ernst.
    »Vor vielen, vielen Jahren weigerte ich mich, eine Verwandte anzuhören, die mich um Verständnis bat. Und die Folge war, daß Damon Ridenow und sein ganzer Haushalt in einem Feuer verbrannten, dessen Ursprung nachzuforschen ich mich weigerte. Ich sagte mir, es sei die Hand der Götter gewesen. Und ich hielt mich zurück und hob keine Hand zur Hilfe, und ich habe mich an Cleindoris Tod immer mitschuldig gefühlt. Zu der Zeit hielt ich es für die Rache der Götter, obwohl es ohne meine Billigung geschehen war, und von den fanatischen Meuchelmördern, die dann Cleindori umbrachten, wußte ich nichts. Ich dachte – mögen die Götter mir verzeihen –, die Vernichtung des Verbotenen Turms würde unser Land und unsere Türme auf den alten, richtigen Weg zurückführen. Oh, ich hatte bei keinem Mord mitgewirkt, und wären mir die Mörder in die Hände gefallen, hätte ich sie der Vergeltung ausgeliefert. Aber ich tat auch nichts, um die Morde zu verhindern oder die Fanatiker zu ächten, die für den Tod so vieler unentbehrlicher Comyn verantwortlich waren. Ich sagte mir, als Cleindori sich an mich wandte, sie habe jedes Recht auf meinen Schutz verwirkt. Diesen Fehler will ich nicht zum zweiten Mal begehen. Soviel in meiner Macht steht, wird es keine weiteren Toten unter den Comyn mehr geben. Auch will ich die Sünden lange toter Menschen nicht in ihren Nachkommen verfolgen. Was wünschst du von mir, Elorie Ardais?«
    »Einen Augenblick«, fiel Kerwin ein, ehe Elorie den Mund öffnen konnte. »Eins wollen wir klarstellen. Ich bin nicht hergekommen, um Schutz für irgendwen zu erbitten. Der Arilinn-Turm hat mich hinausgeworfen, und als Elorie zu mir hielt, warf man auch sie hinaus. Aber es war nicht meine Idee herzukommen, und wir sind nicht auf Eure Gunst angewiesen.«
    Hastur blinzelte. Dann verzog sich sein strenges, ernstes Gesicht zu etwas, das zweifellos ein Lächeln war. »Du beschämst mich, Sohn. Erzählt es auf eure Weise.«
    »Um damit anzufangen«, ergriff Elorie das Wort, »er ist kein Terraner. Er ist nicht Jeff Kerwins Sohn.« Sie berichtete, was sie herausgefunden hatte.
    Hastur wirkte überrascht. Leise sagte er: »Ja. Ja, ich hätte es mir denken können. Du siehst wie ein Alton aus, aber Cleindoris Vater hatte Alton-Blut, und deshalb wunderte es mich nicht.« Feierlich verbeugte er sich vor Elorie. »Ich habe dir großes Unrecht getan. Jede Bewahrerin darf ihr heiliges Amt, wenn ihr Gewissen sie dazu zwingt, niederlegen und einen Gemahl ihres eigenen Rangs nehmen. Wir haben nicht richtig an Cleindori gehandelt, und jetzt haben wir nicht richtig an dir gehandelt. Der Status deines Comyn -Gatten soll offiziell anerkannt werden, Verwandte. Mögen alle eure Söhne und Töchter mit Laran begabt sein …«
    »Oh, zum Teufel damit!« platzte Jeff wütend heraus. »Ich habe mich seit dem Zeitpunkt vor vier Tagen kein verdammtes bißchen verändert, als man glaubte, ich sei nicht gut genug, daß Elorie mich anspucke! Wenn ich sie also heirate, solange man mich für Jeff Kerwin junior hält, ist sie eine Hure und eine Verräterin, wenn sich aber herausstellt, daß mein Vater einer eurer hochgestochenen Comyn war, der sich nicht einmal die Mühe machte, seine Familie von meiner Existenz zu unterrichten, dann ist alles plötzlich wieder in Ordnung …«
    »Jeff, Jeff, bitte …« flehte Elorie, und er hörte ihren verängstigten Gedanken: Niemand wagt es, auf diese Weise zu Lord Hastur zu sprechen …
    »Ich wage es«, erklärte er kurz. »Sag ihm, was du ihm zu sagen hergekommen bist, Elorie, und dann laß uns hier wie der Blitz verschwinden! Du hast mich für einen Terraner gehalten, als du mich heiratetest, hast du das vergessen? Ich schäme mich weder meines Namens noch des Mannes, der ihn mir gab, als mein eigener Vater nicht zugegen war, um mich zu schützen!«
    Er brach ab, plötzlich verwirrt durch den ruhigen Blick aus den blauen Augen des alten Mannes. Hastur lächelte ihn an.
    »Da spricht der Alton-Stolz – und der Stolz der Terraner, der anders, aber ebenso stark ist. Bewahre dir deinen Stolz auf deine terranische Erziehung ebenso wie auf das Erbe deines Blutes,

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