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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Kennard gehört, der mir von Cleindoris Unschuld zu sprechen versuchte, doch ich nannte es Torheit. Auch Lewis war ein törichter Idealist. Aber er war Kennards Bruder, und ich schulde seinem Sohn die einem Verwandten zustehende Achtung.« Seine dünnen Lippen verzogen sich zu einem ironischen Grinsen. »Hier haben wir also ein Rabbithorn im Fell eines Katzenmannes, einen Comyn im terranischen Gewand, was eine Abwechslung nach der Reihe von Spionen und Betrügern ist, mit denen wir uns von Zeit zu Zeit befassen müssen. Nun, wie hat man dich genannt, Cleindoris Sohn? Lewis nach deinem Vater und mit besserem Recht auf diesen Namen als Kennards Bastard?«
    Kerwin hatte das unbehagliche Gefühl, daß Dyan sich amüsierte – nein, daß es ihm richtig Vergnügen machte, ihn in solcher Verlegenheit zu sehen. In späteren Jahren, als er Dyan besser kennenlernte, erfuhr er, daß er sich selten eine Gelegenheit entgehen ließ, eine Bosheit anzubringen. Jeff antwortete scharf: »Ich schäme mich nicht, den Namen meines terranischen Pflegevaters zu tragen. Es wäre kaum ehrenhaft, wollte ich ihn in diesem Augenblick meines Lebens ablegen. Aber meine Mutter nannte mich Damon.«
    Dyan warf den Kopf zurück und lachte, ein langes, schrilles Lachen wie der Schrei eines Falken. »Der Name des einen Renegaten für den anderen! Ich hätte nie gedacht, daß Cleindori eine so passende Wahl treffen würde«, sagte er, als er mit Lachen fertig war. »Nun, was willst du von mir, Elorie? Ich nehme doch nicht an, daß du deinen Mann …« – eigentlich bedeutete das von ihm benutzte Wort Freipartner; hätte er ihm die Form gegeben, die sich mit Geliebter übersetzen ließ, hätte Jeff ihn niedergeschlagen – »… zu unserm wahnsinnigen Vater nach Ardais bringen willst?«
    »Ich muß Lord Hastur sprechen, Dyan. Als Valdirs Stellvertreter kannst du es arrangieren.«
    »Im Namen aller neun Höllen Zandrus, Lori! Hat Lord Danvan nicht schon genug Sorgen? Willst du nach einem Vierteljahrhundert wieder den Schatten des Verbotenen Turms über ihn bringen?«
    »Ich muß ihn sprechen«, verlangte Elorie entschlossen, und dann verzog sich ihr Gesicht. »Dyan, ich bitte dich! Du warst immer freundlich zu mir, als ich ein Kind war, und meine Mutter liebte dich. Du hast mich vor Vaters betrunkenen Freunden gerettet. Ich schwöre dir …«
    Dyans Mund verzog sich. Grausam erklärte er: »Der übliche Schwur lautet, Elorie: Ich schwöre es bei der Jungfräulichkeit der Bewahrerin von Arilinn . Ich bezweifele, daß selbst du die Unverschämtheit haben wirst, jetzt diesen Eid zu leisten.«
    Elorie flammte auf: »Das sind genau die Dummheit, der Wahnsinn und der Fanatismus, die aus den Bewahrerinnen von Arilinn rituelle Puppen, Priesterinnen, Zauberinnen gemacht haben! Ich hätte dir nicht zugetraut, daß du mir damit kommst! Willst du, daß alle Leute über den Turm von Arilinn lachen, weil dort die Jungfräulichkeit einer Bewahrerin mehr gilt als ihre Fähigkeiten? Du hast Verstand, Dyan, und du bist weder ein Narr noch ein Fanatiker! Dyan, ich bitte dich sehr –« an die Stelle ihres Zorns trat großer Ernst. »Ich schwöre dir beim Andenken meiner Mutter, die dich liebte, als du ein mutterloser Junge warst, daß ich Lord Hasturs Güte nicht mißbrauchen werde und daß ich dich nicht leichtfertig oder einer Geringfügigkeit wegen bitte. Willst du mich zu ihm bringen?«
    Sein Gesicht wurde weicher. »Wie du willst, Breda «, sagte er mit unerwarteter Sanftheit. »Die Bewahrerin von Arilinn ist nur ihrem eigenen Gewissen verantwortlich. Ich werde dem deinen Achtung zollen, bis ich eines anderen belehrt werde, kleine Schwester. Komm mit mir. Hastur ist in seiner Audienz-Kammer, und er sollte jetzt mit der letzten Delegation für heute fertig sein.«
    Er führte sie in die Burg, durch breite Flure und in einen langen Säulengang. Jeff zitterte. Durch diesen Gang war er als Kind getragen worden. Das war einer der seltsamen farbigen Träume, die ihn im Raumfahrer-Waisenhaus verfolgt hatten …
    Dyan geleitete sie in ein kleines Vorzimmer und winkte ihnen zu warten. Nach kurzer Zeit kehrte er zurück. »Er wird dich empfangen. Aber Avarra schütze dich, Lori, wenn du seine Zeit verschwendest oder seine Geduld erschöpfst, denn ich werde es nicht tun.« Er winkte sie in den kleinen Audienzraum, wo Danvan Hastur auf seinem Hochsitz saß, verbeugte sich und ging.
    Lord Hastur neigte sich vor Elorie. Das kurze Heben seiner Brauen deutete Mißvergnügen an, als

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