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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Sie: Es wird Sie eine Menge kosten. Sie muß eine Gefahr auf sich nehmen, und sie wird Sie dafür bezahlen lassen.«
    »Und Sie?«
    Ragans kurzes, trockenes Auflachen klang laut. »Für einen Namen und eine Adresse? Verdammt, Sie haben mir ein Glas spendiert, und vielleicht habe ich mit einem anderen Rothaarigen oder auch zweien eine Rechnung zu begleichen. Viel Glück, Tallo .« Er hob die Hand und ging, und Jeff sah ihm gedankenverloren nach. In was wurde er hineingelotst? Er studierte die Adresse und stellte fest, daß das eins der verkommensten Viertel von Thendara war, in der Altstadt, im Schlupfwinkel von Dieben und Kupplern und Schlimmerem. Er brannte nicht darauf, in terranischer Uniform hinzugehen. Er brannte überhaupt nicht darauf hinzugehen. Schon als Kind hatte er gewußt, wie gefährlich das war.
    Am Ende stellte er vorsichtige Nachforschungen über Matrix-Mechaniker in den besseren Vierteln der Stadt an und fand heraus, daß sie ihr Geschäft ganz offen betrieben. Er erhielt die Namen von drei lizensierten Leuten im respektabelsten Teil der Stadt und suchte sich aufs Geratewohl einen davon aus.
    Die Adresse führte ihn in einen Stadtteil mit großen, hohen Häusern, deren Mauern aus durchscheinenden Bausteinen bestanden. Hier und da sah Kerwin einen Park, ein öffentliches Gebäude irgendeiner Art, eine ummauerte Anlage, die ein kleines Schild als Gildenhaus des Ordens der Entsagenden auswies. Ob das etwas wie ein Konvent oder ein Kloster war? Die Straßen waren breit und in gutem Zustand gehalten, doch nicht gepflastert. Auf einem Grundstück wurde ein Neubau errichtet. Männer vermörtelten Steine, sägten, hämmerten. In der nächsten Straße war ein Markt, auf dem mit Tüchern verhüllte Frauen Lebensmittel einkauften. Kleine Kinder hingen an ihren Röcken oder drängten sich an einem Stand, wo es gebratenen Fisch, süße Kuchen und Pilze gab. Diese Szenen aus dem normalen Alltag waren ermutigend. Frauen schwatzten miteinander, Kinder spielten um die Stände herum Fangen und quälten ihre Mütter nach Süßigkeiten oder gebratenen Pilzen. Man nannte diese Kultur barbarisch , dachte Jeff empört, weil die Leute keine komplizierten Transportmittel und keine Technik hatten und auch nicht haben wollten. Sie besaßen keine Raketenwagen, keine breiten Straßen und Wolkenkratzer, keine Raumhäfen. Aber sie hatten auch keine Stahlgießereien, keine stinkenden Chemiewerke, nichts von dem, was ein terranischer Autor »dunkle Satansfabriken« genannt hatte, keine mit Sklaven oder Robotern gefüllten Bergwerke. Kerwin lachte trocken auf; er hatte nur die romantische Seite sehen wollen. Angesichts eines Leihstalls, wo Pferde bepackt und gesattelt wurden, kam ihm der Gedanke, daß das Ausmisten eines Pferdestalls an einem Morgen, wo der Schnee drei Fuß tief lag, auch nicht viel besser war als die Schufterei in einer Fabrik oder einem Bergwerk.
    Er fand die Adresse, die er suchte, und wurde von einer unauffällig gekleideten Frau eingelassen. Sie führte ihn in eine Art Arbeitszimmer, dessen Wände mit hellen Draperien bedeckt waren. Der Ausdruck isolierende Draperien tauchte in Jeffs Gedanken auf, und im Geist hob er, erstaunt über sich selbst, eine Augenbraue. Was sollte das! Eine Frau und ein Mann traten ein. Sie waren groß und stattlich, mit heller Haut, grauen Augen und einer Haltung ruhiger Autorität und Würde. Aber beide schienen beunruhigt, irgendwie tief beeindruckt zu sein.
    » Vai Dom «, sagte der Mann, »Ihr erweist uns Gnade. Wie können wir Euch dienen?«
    Noch bevor Kerwin antworten konnte, verzog die Frau geringschätzig einen Mundwinkel. » Terranan «, sagte sie feindselig. »Was wollt Ihr?«
    Das Gesicht des Mannes spiegelte den Wechsel in ihrem Ausdruck wieder. Sie waren sich ähnlich genug, um Bruder und Schwester zu sein, und Kerwin bemerkte in dem fließenden Licht, daß das Haar von beiden, obwohl es dunkel war, einen schwachen rötlichen Schimmer zeigte. Aber es war mit dem roten Haar und der aristokratischen Haltung der drei Rotköpfe im Sky-Harbor-Hotel überhaupt nicht zu vergleichen.
    Kerwin sagte: »Ich möchte Informationen über das hier.« Er hielt ihnen die Matrix hin. Die Frau runzelte die Stirn, winkte ab, trat an eine Bank und nahm ein Stück Stoff auf. Es sah aus wie Seide mit einem metallischen oder kristallinen Glitzereffekt. Sie bedeckte ihre Hand sorgfältig mit dem Zeug, kam zurück und nahm Kerwin den Stein aus der Hand, daß er ihre bloße Hand nicht berührte.

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