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Die blutige Sonne

Die blutige Sonne

Titel: Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»Soviel will ich Ihnen sagen. Ich glaubte, das …« – sie wies auf den Kristall – »… sei zerstört worden, als … als die Goldene Glocke zerbrochen wurde. Da man es richtig fand, es Ihnen zu lassen, mag man es eines Tages richtig finden, Ihnen eine Erklärung zu geben. Aber wenn ich Sie wäre, würde ich nicht darauf warten. Sie sollten …«
    » Latti! « Der Mann berührte ihren Arm. »Genug! – Gehen Sie«, setzte er, an Kerwin gewandt, hinzu. »Sie sind hier nicht willkommen. Nicht in unserm Haus, nicht in unserer Stadt, nicht auf unserer Welt. Wir haben keinen Streit mit Ihnen, aber Sie bringen schon mit Ihrem Schatten Gefahr über uns. Gehen Sie.« Dagegen gab es keinen Einspruch mehr. Kerwin ging.
    Halb und halb hatte er mit so etwas gerechnet. Wieder war ihm eine Tür vor seinem Gesicht zugeknallt worden, ebenso wie der Computer so kodiert war, daß er die Daten seiner eigenen Geburt nicht abrufen konnte. Aber er konnte die Sache nicht mehr fallenlassen, obwohl er es sich wünschte und obwohl er langsam Angst bekam.
    Er vergaß die Vorsichtsmaßnahme nicht, sein Haar zu bedecken, und wenn er auch den darkovanischen Mantel nicht trug, so nahm er doch sorgfältig alle Abzeichen des Raumdienstes ab, damit nichts ihn mit den Leuten vom Raumhafen in Verbindung bringen konnte.
    Die Adresse war in einem zerfallenen Slum-Gebiet. Es gab keine Glocke, und nachdem er geklopft hatte, mußte er lange warten. Fast war er schon entschlossen, wieder zu gehen, als sich die Tür öffnete und eine Frau auf der Schwelle stand, die sich mit unsicherer Hand am Türrahmen festhielt.
    Sie war klein und mittleren Alters, gekleidet in formlose Tücher und Röcke, nicht gerade Lumpen und nicht eigentlich schmutzig, aber im allgemeinen machte sie den Eindruck der Verwahrlosung und Liederlichkeit. Sie sah Kerwin mit müder Gleichgültigkeit an. Es kam ihm vor, als könne sie ihre Augen nur unter Schwierigkeiten auf ihn fokussieren.
    »Wollt Ihr etwas?« fragte sie interesselos.
    »Ein Mann namens Ragan schickt mich.« Kerwin reichte ihr das bekritzelte Papier. »Er sagte, Ihr wäret eine Matrix-Technikerin.«
    »Früher einmal«, antwortete sie, als sei jede Gemütsregung in ihr abgestorben. »Man hat mich vor Jahren von den Hauptrelais abgeschnitten. Oh, ich kann immer noch arbeiten, aber es wird Euch etwas kosten. Wenn es legal wäre, wäret Ihr nicht hier …«
    »Was ich möchte, ist nicht illegal, soweit mir bekannt ist. Aber vielleicht ist es unmöglich.«
    Ein schwacher Funke des Interesses glomm in den trüben Augen auf. »Kommt herein.« Sie winkte ihn ins Innere. Ihr Zimmer war recht sauber und hatte einen stechend-vertrauten Geruch; Kräuter brannten in einer Kohlenpfanne. Die Frau schürte das Feuer, so daß neue Wolken des beißendes Rauchs emporstiegen, und als sie sich umdrehte, waren ihre Augen wacher.
    Trotzdem dachte Kerwin, er habe noch nie eine so farblose Person gesehen. Ihr Haar, lose im Nacken verschlungen, zeigte dasselbe verblaßte Grau wie ihr Umschlagtuch. Sie ging müde und beugte sich ein wenig vor, als leide sie chronische Schmerzen. Vorsichtig ließ sie sich in einem Sessel nieder und bedeutete Kerwin mit einer müden, ruckartigen Bewegung ihrer Hand, sich ebenfalls zu setzen.
    »Was wollt Ihr, Terranan? « Auf seinen überraschten Blick hin verzogen sich ihre Lippen – es war nicht ganz ein Lächeln. »Ihr beherrscht die Sprache perfekt«, sagte sie, »aber denkt daran, was ich bin. Es liegt eine andere Welt in Eurem Gang und Eurer Kopfhaltung und in der Bewegung Eurer Hände. Verschwendet Eure und meine Zeit nicht mit Lügen.«
    Wenigstens hielt sie ihn nicht für seinen mysteriösen Doppelgänger! Dafür dankbar schob Kerwin seine Kopfbedeckung zurück. Er dachte: Wenn ich aufrichtig gegen sie bin, wird sie vielleicht aufrichtig gegen mich sein . Er faßte an seinen Hals und legte den Kristall vor sie hin.
    »Ich bin auf Darkover geboren«, erklärte er, »aber man hat mich weggeschickt. Mein Vater war Terraner. Ich hatte es für sehr einfach gehalten, mehr über mich herauszufinden.«
    »Damit sollte es auch einfach sein«, meinte die Frau. »Geeignet für eine Bewahrerin.« Sie beugte sich vor. Im Unterschied zu den beiden anderen Mechanikern bedeckte sie ihre Hand nicht, als sie die Matrix berührte. Kerwin zuckte zusammen. Aus irgendeinem Grund mochte er es nicht, wenn man sie berührte. Die Frau sah es und fragte: »Soviel wißt Ihr also schon. Ist sie eingestimmt?«
    »Ich weiß nicht,

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