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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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nächsten Opfer finden könnten – irgendwas! –, dann könnten wir vielleicht denjenigen zu fassen kriegen, der den Ort vorher auskundschaftet!«
    Ich wende mich an Leo. »Wie weit bist du inzwischen?«
    Leo verzieht das Gesicht. »Sieht nicht gut aus. Die IP-Nummer war nicht statisch. Wir konnten zurückverfolgen, wem sie erteilt wurde, doch das hat in eine Sackgasse geführt.«
    »Wie das?«
    »Er hat’s von einem Internetcafé aus gemacht, also von einem Café aus, in dem man Computer mit Internetanschluss nutzen kann. Das heißt, vollkommen anonym.«
    »Verdammt. Sonst noch was? Irgendwas?«
    »Nichts.«
    »Na dann. Setzt eure Denkkappen auf. Strengt euch an!«
    Das Telefon läutet. Alan geht ran, spricht, legt auf. »Sie sind so weit unten im Labor«, sagt er zu mir.
     
    Ich fahre mit dem Aufzug vier Etagen nach unten, und als ich im Labor ankomme, sehe ich Gene, der auf eine verwirrt wirkende Callie einredet.
    »Vorsicht«, sage ich zu ihr. »Er quatscht dich in Grund und Boden.«
    Gene wendet sich zu mir. »Ich habe Agent Thorne von den jüngsten Fortschritten bei der Identifikation mitochondrischer DNS berichtet.«
    »Ziemlich interessantes Zeug«, sagt Callie in ihrem trockensten Tonfall.
    Gene starrt sie finster an. »Vergessen Sie’s«, grummelt er. »Ich habe Sie schon anders erlebt, Callie. Sie waren eine meiner besten Studentinnen im Praktikum.«
    Sie grinst und zwinkert mir zu.
    Ich hebe meinen Kaffeebecher toastend in Richtung Gene. »Ich habe immer gewusst, dass Sie der Beste sind, Gene. In diesem Sinne – was haben Sie für mich?«
    Er blickt Callie ein letztes Mal stirnrunzelnd an und wendet sich seufzend mir zu. »Keine direkten physischen Spuren. Damit meine ich keine Fingerabdrücke, keine Fasern, keine Haare, keine Hautschuppen, nichts. Dafür habe ich etwas sehr Interessantes gefunden. Es verrät uns etwas über den Täter, von dem nicht einmal er etwas weiß.«
    Das muntert mich auf. »Wie das?«
    »Alles zu seiner Zeit, Smoky. Um es zu verstehen, müssen Sie zuerst seinen Brief lesen.« Er reicht ihn mir. »Hier, sehen Sie sich ihn an.«
    Ich mag es nicht, wenn Leute in Rätseln zu mir reden. Doch Gene ist einer der besten forensischen Wissenschaftler im ganzen Land. Vielleicht sogar auf der Welt. Und Callie nickt mir aufmunternd zu.
    »Es ist die Geduld wert, Zuckerschnäuzchen.«
    Also konzentriere ich mich auf den Brief.
     
    Ich grüße Sie, Agent Barrett!
    Ich sterbe vor Neugier: Wie hat Ihnen die Geschichte von Ronnie Barnes gefallen? Nicht der Hellste, fürchte ich, doch wie geschaffen für eine Demonstration. Sie fragen sich ohne Zweifel, wie viele andere Ronnie Barnes’ es dort draußen geben mag, habe ich Recht? Ich fürchte allerdings, es ist sehr viel befriedigender für mich, wenn ich Sie weiter rätseln lasse.
    Ich habe Sie übrigens gesehen, als Sie zu diesem Schießstand gefahren sind nach Ihrer Rückkehr aus San Francisco. Ich muss schon sagen – ich war SEHR AUFGEREGT! Es ist stets ein wunderbares Gefühl, wenn ein Schachzug zu einem so lohnenden Ergebnis führt. Endlich ist meine Gegenspielerin voll bewaffnet und einsatzfähig. Es bringt mein Blut zum Kochen, Agent Barrett! Spüren Sie es auch? Das Hämmern des Herzens? Dieses Schärfen aller Sinne?
     
    »Er spioniert dir hinterher, Zuckerschnäuzchen.«
    »Ja. Wir müssen uns darum kümmern.«
     
    Sie sehen anders aus als früher, Agent Barrett. Gefährlicher. Sie verbergen nicht länger die Narben, deren Sie sich so geschämt haben.
    Gut für Sie und gut für mich. Weil wir jetzt endlich die Glacéhandschuhe ausziehen können. Endlich können wir dieses Spiel richtig interessant gestalten!
    Ich habe zwei Dinge für Sie in meinem Paket. Eines davon, der Inhalt des Glases, bedarf der Erklärung, damit Sie es verstehen können.
    Reden wir von Annie Chapman. Auch bekannt als Dark Annie. Bringt dieser Name eine Glocke in Ihnen zum Läuten, Agent Barrett? Das sollte er nämlich. Sie war das zweite Opfer meines Vorfahren.
    Die arme, arme Annie Chapman. Sie ist nicht immer eine dreckige Hure gewesen, müssen Sie wissen. Sie hat gewartet, bis ihr Ehemann starb. Erst dann fing sie an, die Schenkel für Geld zu spreizen. Höchst widerlich. Als mein Vorfahre sie umbrachte, hat er die Gesellschaft von einer Pestbeule befreit.
    Sie war sein zweites Opfer, doch sie war die Erste, von der Jack ein Andenken nahm. Er exzidierte ihren Uterus, den oberen Teil ihrer Vagina und die dahinter liegenden zwei Drittel ihrer

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