Die Blutlinie
Beine zu kämpfen. Es ist mir gelungen, die Waffe in der Hand zu behalten.
Er schnellt vor – eine ultra-effiziente Art von Kampfkunst, kraftvoll und unglaublich vernichtend. Wie bei mir springt er seine Gegner an, und seine Schläge und Tritte sind kurz und brutal. Nicht kunstvoll, sondern effektiv. Ich beobachte hilflos, wie er Agent Decker den Ellbogen gegen den Kiefer stößt und bemerke mit benommenem Interesse, dass zwei seiner Zähne nicht ausfallen, sondern förmlich aus seinem Mund SCHIESSEN, wie zwei Kugeln. Und dann höre ich Callies Stimme, kalt wie Eis: »Noch eine einzige Bewegung, und du bist tot.«
Sämtliche Bewegung erstarrt. Als wäre die Zeit stehen geblieben. Weil Callie ihre Pistole nun an seiner Stirn hat. Seine Blicke jagen wutvoll hierhin und dorthin, und dann wird er von Agent Decker gerammt und ein weiteres Mal von Dylan, der vom Aufzug herbeigekommen ist, um mitzumachen und ebenfalls ein wenig Spaß zu haben.
Ich merke, dass ich blute, und ich bin immer noch benommen. Sehr benommen.
»Alles in Ordnung, Zuckerschnäuzchen?«
Ich stehe auf, wanke. »Ich bin in …«
Und dann falle ich wieder um. Ich verliere nicht das Bewusstsein, aber ich falle auf den Hintern, einfach so.
»Du dämliche Nutte!«, brüllt der Mörder mich an. »Du nutzloses Stück Scheiße! Du glaubst, das hat irgendwas zu bedeuten? Das bedeutet überhaupt nichts! Nichts! Ich werde dich trotzdem …«
»Verdammt!«, unterbreche ich ihn. »Halt’s Maul, oder ich schieße dir ins Bein. Dylan, McCullough – fesseln und knebeln Sie ihn bitte.«
Dylan grinst mich an, doch dann legt er dem Kerl die Handschellen an und führt ihn nach draußen in den Flur, um ihm seine Rechte vorzulesen.
»Wie geht es dir?«, fragt Callie besorgt.
Ich schüttele probeweise den Kopf. »Ich bin nicht mehr benommen. Okay, schätze ich. Wie sieht mein Gesicht aus?«
»Er hat dir die Lippen zerschlagen, Zuckerschnäuzchen. Sie sind dick geschwollen, wie bei einer Collagen-Prinzessin.«
Das lässt mich alarmiert aufspringen. »Decker!«
»Hier. Alles in Ordnung.«
Ich sehe ihn. Er ist aufgestanden, lehnt sich an eine Wand. Er hat ein Taschentuch vor dem Mund, das voll gesogen ist mit
»Mein Gott!«, sage ich. »Sie müssen zu einem Arzt.«
»Ich muss zum Zahnarzt«, stöhnt er. »Dieser Mistkerl hat mir zwei Zähne ausgeschlagen.«
»Callie.«
Sie klappt ihr Mobiltelefon auf. »Ich rufe sie an, Zuckerschnäuzchen.«
Die Tür zu Leonas Schlafzimmer öffnet sich, nur einen Spaltbreit. »Kann ich rauskommen?«, fragt sie mit zitternder Stimme. »Ist jemand verletzt?«
Ich sehe mich in ihrem Wohnzimmer um, sehe Decker und seinen blutenden Mund, den zersplitterten Wohnzimmertisch, und dann begreife ich. Adrenalin schießt nicht einfach in meinen Kreislauf, es explodiert förmlich hinein.
»WIR HABEN IHN!«, brülle ich.
Callie und Decker zucken zusammen und starren mich an. Callie grinst. Decker bemüht sich.
»Alles in Ordnung, Leona«, sage ich und sehe zur Tür. »Alles in bester Ordnung.«
Ich knacke mit den Fingerknöcheln. Meine Lippen brennen.
Doch der Drache in mir tobt, brüllt, klappert mit den Zähnen.
»Füttere mich!«, verlangt er. »Lass mich seine Knochen brechen!«
Ich lecke mir über die Oberlippe, schmecke mein eigenes Blut. Das sollte ihn für den Augenblick zufrieden stellen.
KAPITEL 44
Ich bin zusammen mit Callie auf dem Weg ins FBI-Gebäude. Wir haben einen Beamten bei Leona gelassen, und unser Verdächtiger wurde zur Wilshire Police Station in Gewahrsam gebracht. Ich bin hergekommen, um Alan zu holen und unsere Verhörstrategie zu planen. Ich habe gerade den Knopf des Aufzugs gedrückt, als mein Handy klingelt.
»Smoky!«
Ich bin augenblicklich alarmiert. Es ist Elaina, und sie klingt verängstigt.
»Was ist los, Elaina?«, frage ich.
»Drei Männer schleichen um das Haus herum, hinten im Garten. Junge Männer.«
Entsetzen durchflutet mich. Ich muss an Ronnie Barnes denken. Ist es das? Hat Jack Junior eine kleine Armee aus Psychopathen aufgebaut? Oder bin ich paranoid?
Paranoid? Bei Jack Junior? Ganz bestimmt nicht.
Ich muss daran denken, dass ich zu Alan gesagt habe, Elaina drohe von den Tätern keine physische Gefahr, und mir wird ganz übel bei dem Gedanken an die möglichen Konsequenzen dieser Fehleinschätzung.
Ich fange an zu rennen, die Treppen hinauf, ohne auf den Lift zu warten. Callie folgt mir. »Elaina, was ist mit den beiden Agenten vor der Tür?«
Schweigen.
Dann: »Ihr
Weitere Kostenlose Bücher