Die Blutlinie
nicht auf ihr Bein gezielt. Ich hatte auf ihr Herz gezielt.
Sie beugt sich vor und sieht mir direkt in die Augen. »Smoky, ich vertraue dir mehr als jedem anderen Menschen auf dieser Welt. Und daran hat sich überhaupt nichts geändert. Ich weiß nicht, was ich dir sonst noch sagen soll. Außer, dass ich nie wieder mit dir darüber reden will.«
Ich schließe die Augen. »Wer weiß es sonst noch?«
Schweigen. »Ich. Das Team. AD Jones. Dr. Hillstead. Sonst niemand. Jones ist fest entschlossen, dass es dabei bleibt.«
Nur, dass es nicht so ist, denke ich. Sie wissen es ebenfalls.
»Während du bewusstlos warst – übrigens fast zwei Stunden lang …«
Ich spüre, dass sie mir etwas zu sagen hat.
»Was?«
»Na ja, du solltest es wissen: Dr. Hillstead ist der Einzige, der von deiner Reaktion weiß, nachdem du es heute herausgefunden hast. Abgesehen von Jenny und dem Rest des Teams.«
»Du hast es nicht AD Jones erzählt?«
Sie schüttelt den Kopf. »Nein.«
»Warum nicht?«
Callie lässt meine Hand los. Sie wirkt unruhig, betreten, etwas Seltenes bei ihr. Sie steht auf und geht ein wenig hin und her. »Ich fürchte – wir fürchten, wenn wir das tun, dann war es das. Er könnte entscheiden, dass du nie wieder arbeiten wirst. Niemals. Wir wissen, dass du vielleicht selbst zu dieser Entscheidung kommst. Aber wir wollten dir die Optionen offen halten.«
»Alle waren damit einverstanden?«
Sie zögert. »Alle, bis auf James. Er sagt, er will erst mit dir reden.«
Ich schließe die Augen. In diesem Moment ist James der letzte Mensch auf der Welt, mit dem ich reden möchte. Der allerletzte.
Ich seufze. »Also schön. Schick ihn rein. Ich weiß im Augenblick nicht, wie ich mich entscheiden werde, Callie. Ich weiß nur eins – ich will nach Hause. Ich will Bonnie holen und nach Hause und versuchen, mit alledem klarzukommen. Ich muss klar werden im Kopf, muss wieder zur Vernunft kommen, ein für alle Mal, oder ich bin erledigt. Ihr könnt den Rest allein erledigen, AFIS und alles. Ich muss nach Hause.«
Sie blickt zu Boden, dann sieht sie mich wieder an. »Ich verstehe. Ich kümmere mich um alles.«
Sie geht zur Tür. Bleibt stehen und dreht sich zu mir um, als sie dort angekommen ist. »Da ist noch etwas, worüber du nachdenken solltest, Zuckerschnäuzchen. Du bist perfekt mit der Waffe, besser als alle, die ich jemals erlebt habe. Vielleicht hast du, als du auf mich gezielt und abgedrückt hast, gewusst, dass die Waffe leer geschossen war. Vielleicht hast du nur deswegen abgedrückt.« Sie zwinkert, öffnet die Tür und geht nach draußen.
»Vielleicht«, flüstere ich zu mir selbst.
Doch ich glaube es nicht.
Ich glaube, ich habe abgedrückt, weil ich in diesem Augenblick wollte, dass die ganze Welt stirbt.
KAPITEL 20
James kommt herein und schließt die Tür hinter sich. Er setzt sich auf einen Stuhl neben meinem Bett. Er schweigt, und ich kann nicht erkennen, was in ihm vorgeht. Aber das ist nie anders gewesen.
»Callie hat gesagt, du wolltest dich mit mir unterhalten, bevor du entscheidest, ob du mich bei AD Jones verpfeifst oder nicht«, sage ich schließlich.
Er antwortet nicht sofort, sondern sitzt einfach nur da und sieht mich an. Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren.
»Und?«
Er schürzt die Lippen. »Im Gegensatz zu dem, was du wahrscheinlich denkst, habe ich kein Problem damit, wenn du wieder ganz in den aktiven Dienst zurückkehrst, Smoky. Absolut nicht. Du bist gut in dem, was wir tun, und mehr als Kompetenz verlange ich nicht.«
»Also?«
»Das Problem, das ich habe, besteht darin, dass du nur halb dabei bist.« Er deutet auf mich und das Krankenhausbett, in dem ich liege. »Das hier beispielsweise. Es macht dich gefährlich, weil du unzuverlässig bist.«
»Ach, leck mich am Arsch, und fahr zur Hölle.«
Er geht darüber hinweg. »Es ist wahr. Denk drüber nach. Als du und ich in Annie Kings Wohnung waren, habe ich dein altes Selbst gesehen. Die kompetente Smoky. Genau wie alle anderen. Callie und Alan haben sich schon wieder deinen Wünschen gebeugt und sich auf dich verlassen. Gemeinsam haben wir Beweise gefunden, die übersehen worden wären. Und dann kommt so ein Brief, und du brichst zusammen.«
»Es ist schon ein wenig komplizierter, James.«
Er zuckt die Schultern. »Nicht in der Hinsicht, die zählt, Smoky. Entweder du kommst ganz zurück oder gar nicht. Wenn du nämlich nur halb zurückkommst, so wie jetzt, bist du eine Belastung für uns. Und das führt mich zu dem, womit
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