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Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
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über alles auf dem Laufenden, Dick?«
    Sein Nicken ist angespannt. »Sie. Das kleine Mädchen. Und ja, ich weiß, wie es zu Ihnen gekommen ist, Smoky.«
    »Gut. Ich möchte, dass eins klar ist: Sie ist die Wichtigere von uns. Kapiert? Wenn Sie entscheiden müssen, ob Sie sich an sie oder an mich heften, dann möchte ich, dass Sie bei ihr bleiben.«
    »Verstanden, Smoky.«
    »Danke. Nett, Sie kennen gelernt zu haben, Hannibal.«
    Ich wende mich beruhigt ab und gehe zu Bonnie, die vor meinen Haus steht und wartet.
    Im Wagen hatte ich Zeit darüber nachzudenken, warum ich in diesem Haus wohnen geblieben bin. Es war ein Akt der Halsstarrigkeit. Jetzt könnte es außerdem ein Akt der Dummheit werden. Mir wurde bewusst, dass es etwas mit meinem Wesen zu tun hat. Es war mein Zuhause. Wenn ich klein beigegeben hätte und weggezogen wäre, wäre ein Teil von mir für immer verloren gewesen.
    Aber auch wenn die Tiger es jetzt umkreisen, ich gebe es nicht auf.
    Wir sind in der Küche, und meine nächsten Worte kommen ganz spontan über meine Lippen.
    »Hast du Hunger, Liebes?«, frage ich Bonnie.
    Sie sieht zu mir auf und nickt wortlos.
    Ich nicke zurück, zufrieden. Das erste Gesetz jeder Mutter: Liebe. Das zweite Gesetz: Füttere deine Brut. »Lass mich nachsehen, was wir haben.«
    Sie folgt mir, als ich den Kühlschrank öffne und hineinspähe. »Lehre sie zu jagen«, denke ich und muss gegen ein leises hysterisches Lachen ankämpfen. Es sieht nicht allzu gut aus im Kühlschrank. Ein fast leeres Glas Erdnussbutter und eine angebrochene Tüte Milch, die ihr Ablaufdatum längst überschritten hat.
    »Sorry, Kleines. Sieht so aus, als müssten wir zuerst ein paar Einkäufe machen.« Ich reibe mir die Augen und seufze innerlich. Mein Gott, bin ich müde. Doch das ist eine der Wahrheiten der Elternschaft. Sie sind deine Kinder, und du bist verantwortlich für sie. Zu dumm also, wenn du müde bist, weil – na ja, sie können nicht fahren, und sie haben kein Geld.
    Zum Teufel mit der Müdigkeit. Ich sehe hinunter zu Bonnie und lächle sie an. »Komm, wir gehen unsere Vorratslager auffüllen.«
    Sie sieht mich ein weiteres Mal offen an, gefolgt von einem Lächeln. Und einem Nicken.
    »In Ordnung.« Ich packe meinen Schlüssel und meine Handtasche. »Sattel die Pferde.«
     
    Ich hatte Keenan und Shantz gesagt, dass sie beim Haus bleiben sollen. Ich könne selbst auf mich aufpassen, und es sei wichtiger für mich zu wissen, dass niemand auf uns wartet, wenn wir zurückkommen.
    Wir bewegen uns durch die Regalreihen von Ralph’s Supermarket. Moderne Nahrungssuche.
    »Geh voran, Honey«, sage ich zu ihr. »Ich weiß nicht, was du magst, deswegen musst du es mir zeigen.«
    Ich schiebe den Wagen und folge Bonnie, die aufmerksam nach links und rechts schaut, während sie vor mir hergeht. Jedes Mal, wenn sie auf etwas zeigt, nehme ich es aus dem Regal, sehe es an, lasse es in mein Unterbewusstsein sinken, während ich eine laute Bassstimme in meinem Kopf höre. »MACCARONI UND KÄSE«, dröhnt die Stimme. »SPAGHETTI MIT FLEISCHSAUCE – ABER AUF GAR KEINEN FALL MIT PILZEN!«
    »CHEETOS – DIE FEURIGEN, WÜRZIGEN.« Die Zehn Gebote des Essens. Wichtige Hinweise, die mir mehr über Bonnie verraten.
    Ich spüre, wie etwas Rostiges, Staubiges in mir allmählich in Bewegung kommt, ein quietschendes Zahnrad nach dem anderen. Liebe, Geborgenheit, Maccaroni und Käse. Diese Dinge fühlen sich natürlich an und richtig.
    »Es ist wie Fahrradfahren, Baby«, höre ich Matt flüstern.
    »Vielleicht«, murmele ich zurück.
    Ich bin so sehr damit beschäftigt, mit mir selbst zu reden, dass ich nicht merke, wie Bonnie stehen bleibt, und sie beinahe mit dem Einkaufswagen umrenne. Ich lächle sie entschuldigend an. »Sorry, Schatz. Haben wir alles?«
    Sie lächelt zurück und nickt. Alles da.
    »Dann lass uns nach Hause fahren und etwas zu essen machen.«
    Es ist nicht das Fahrradfahren – das ist nicht das Problem. Es ist die Straße, auf der das Rad fährt, die sich verändert hat. Liebe, Geborgenheit, Maccaroni und Käse, sicher, kein Problem. Aber da ist noch mehr. Da sind ein stummes Kind und eine von Narben entstellte Mutter, die mit sich selbst spricht und ein wenig verrückt ist.
     
    Ich telefoniere mit Alans Frau, und während ich das tue, sehe ich zu, wie Bonnie hingebungsvoll und konzentriert ihre Maccaroni mit Käse herunterschlingt. Kinder sind von einzigartigem Pragmatismus, wenn es ums Essen geht, denke ich. Ich weiß, die Welt geht

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