Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutlinie

Die Blutlinie

Titel: Die Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cody Mcfadyn
Vom Netzwerk:
unter, doch hey, man muss schließlich etwas essen, oder?
    »Ich weiß es wirklich zu schätzen, Elaina. Alan hat mir erzählt, was los ist, und ich würde nicht fragen, aber …«
    Sie lässt mich nicht ausreden. »Bitte hör auf damit, Smoky.« Ihre Stimme ist ein sanfter Tadel. Ich muss an Matt denken, wenn ich sie so höre. »Du brauchst Zeit, um die Dinge zu sortieren, und dieses kleine Mädchen braucht einen Platz, wo es sein kann, wenn du nicht da bist. So lange, bis du alles geregelt hast.« Ich antworte nicht. Ich spüre einen Kloß im Hals. Sie scheint es zu merken, was typisch für Elaina ist. »Ich weiß, dass du die Dinge regeln wirst, Smoky. Du tust das Richtige für sie.« Sie zögert. »Du warst eine wunderbare Mutter für Alexa, und das wirst du auch für Bonnie sein.«
    Eine Mischung aus Trauer, Dankbarkeit und Dunkelheit überkommt mich, als ich ihre Worte höre. Mühsam würge ich ein heiseres »Danke« hervor.
    »Kein Problem. Ruf mich an, wenn du meine Hilfe brauchst.«
    Sie erwartet keine weitere Antwort von mir und legt auf. Elaina war schon immer extrem einfühlsam. Sie war sofort einverstanden, sich um Bonnie zu kümmern, wenn ich einmal jemanden zum Aufpassen brauche. Kein Zögern, keine Fragen.
    »Du bist nicht allein, Baby«, flüstert Matt.
    »Vielleicht«, murmele ich leise zurück. »Vielleicht auch nicht.«
    Mein Telefon klingelt und reißt mich aus meinem Gespräch mit einem Geist. Ich greife zum Hörer.
    »Hallo Zuckerschnäuzchen«, meldet sich Callie. »Es ist etwas geschehen. Ich wollte dich benachrichtigen.«
    Mein Magen verkrampft sich. Was ist jetzt schon wieder passiert? »Sag’s mir.«
    »Das Büro von Dr. Hillstead ist abgehört worden.«
    Ich runzele die Brauen. »Wie bitte?«
    »Die Dinge, die Jack Junior in jenem Brief erwähnt hat: Hast du dich nicht gefragt, woher er die wusste?«
    Schweigen. Ich bin erschrocken und verblüfft. Nein. Mir wird klar, dass ich mich das nicht gefragt habe. »Verdammt, Callie. Ich hab nicht weiter darüber nachgedacht. Mein Gott.« Ich taumele. »Wie ist das möglich?«
    »Mach dir deswegen keine Vorwürfe. Angesichts all der Dinge, die sonst noch passiert sind, hab ich’s auch nicht getan. Aber James.«
    »Details, Callie«, bitte ich ungeduldig.
    »Jack Junior hat in Dr. Hillsteads Büro zwei Wanzen eingebaut.« Sie erläutert mir, dass es sich um Massenprodukte handelt und dass man sie möglicherweise nicht bis zum Empfänger zurückverfolgen kann. »Er musste nur wissen, wann du deine Termine bei Dr. Hillstead hattest, Zuckerschnäuzchen.«
    Ein schmerzhafter Stich durchfährt mich wie ein starker Stromstoß. Er hat mich belauscht? Zugehört, als ich von Matt und Alexa erzählte? Zugehört, als ich schwach war? Ich könnte vor Wut ohnmächtig werden oder mich übergeben. Doch dann fühle ich plötzlich gar nichts mehr. Keine Verletzung, keine Wut, nur noch erschöpfte Trostlosigkeit.
    »Ich muss jetzt Schluss machen, Callie«, murmele ich.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Zuckerschnäuzchen?«
    »Danke, dass du es mir gesagt hast, Callie. Jetzt muss ich Schluss machen.«
    Ich lege auf und wundere mich über meine innere Leere. Auf ihre Weise ist sie vollkommen. Perfekt.
    »Zumindest haben wir immer noch Paris«, rede ich vor mich hin und fühle ein Kichern in mir aufsteigen.
    In diesem Moment bemerke ich, dass Bonnie aufgehört hat zu essen und mich ansieht. Mich beobachtet. Es verblüfft mich, erschüttert mich bis in die Knochen.
    Meine Güte, denke ich. Mir wird bewusst, dass ich es hier und jetzt und ein für alle Mal begreifen muss: Ich bin nicht allein. Sie ist hier, und sie beobachtet mich.
    Meine Tage im Dunkeln – die Tage, an denen ich ins Nichts gestarrt und mit mir selbst geredet habe –, diese Tage müssen aufhören. Niemand kann eine Verrückte als Mutter gebrauchen.
     
    Wir sind in meinem Schlafzimmer, auf meinem Bett, und sehen uns an.
    »Wie gefällt es dir hier?«, frage ich. »Geht das hier so?«
    Sie blickt sich um, streicht mit der Hand über die Tagesdecke, dann lächelt sie und nickt. Ich lächle zurück.
    »Gut. Ich dachte, du möchtest vielleicht hier bei mir schlafen – wenn nicht, dann verstehe ich das natürlich.«
    Sie packt meine Hand, und ihr Kopf tanzt auf und ab wie eine Wackelpuppe. Ein entschiedenes Ja.
    »Cool. Ich muss mit dir über einige Dinge reden, Bonnie. Ist das in Ordnung?«
    Ein weiteres Nicken.
    Manche Leute mögen meine Vorgehensweise missbilligen. So schnell zur Sache zu kommen

Weitere Kostenlose Bücher