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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nichts anderes übrig, als zu dir zu laufen, Ewald. Jetzt muß du helfen. Bitte!«
    »Warst du beim Funk?«
    »Natürlich war ich dort! Ich hab' auch mit Niethammer von der Nachrichtenredaktion des Bayerischen Rundfunks gesprochen. Aber alle, die da rumlaufen, sagen mir dasselbe: Auf Verdacht geht nichts. Ohne handfeste Unterlagen können sie nicht Appelle senden wie: ›Rio, laß die Finger davon … Komm bitte zurück …‹ Das einzige, was sie machen könnten, sagen sie, sei einen Aufruf in den Nachrichten zu bringen, er solle sich sofort aus dringenden familiären Gründen zu Hause melden … Aber wird er das tun, Ewald?«
    Sie starrte ihn wie beschwörend an und war nun den Tränen nahe. »Wird er das tun, wenn er mich nicht mal bis jetzt angerufen hat? Warum tat er das nicht? Warum nicht, Ewald?!«
    Sie zitterte.
    Er legte den Arm um ihre Schultern und strich ihr beruhigend über das Haar. »Ich weiß es doch auch nicht, Vera … Aber was kann ich tun?«
    »Einen Artikel schreiben. Irgend etwas, das ihn erreicht, verstehst du? Etwas, das ihn wachrüttelt – oder auch nur wach macht. Ewald, er hat doch immer so großen Wert auf deine Meinung gelegt … Und nicht nur das, er hat dich verehrt, wirklich, glaub mir: Für Rio warst du so eine Art Vaterersatz, und das ging manchmal bis zur blinden Vergötterung …«
    »Davon hab' ich nie was gemerkt«, erwiderte Olsen trocken. »Aber einen Artikel …? Etwas über die Frage, wer da strafen darf und wer nicht. Vielleicht sollte man es zumindest probieren. Obwohl – ich weiß nicht …«
    »Bitte, Ewald, tu das!«
    »… ich weiß nicht, ob man ihn damit umstimmen kann. Wenn es wahr ist, was dir Novotny erzählt hat … Wenn sich einer derartig verrennt – und ein Einzelgänger war Rio immer …«
    »Aber versuchen kannst du's doch?«
    »Ja, das kann ich. Und das verspreche ich dir auch. Aber was sagt Novotny?«
    »Auch der unternimmt alles, was überhaupt möglich ist. Ich glaube, er hat die halbe Berliner Polizei auf Rio angesetzt. Nur – sie haben ihn noch immer nicht gefunden.«
    Ku -Damm, Kleiststraße, der Bahnhof, Großmarkt, das Museum am ›Checkpoint-Charly‹, dem einstigen Tor zum verblichenen Reich des Bösen; dann hohe Bretterwände, das Lärmen der Niethämmer und Baumaschinen, Fußgängerstege, die über Betonabgründe führen …
    H IER ENTSTEHT DAS A MERICAN -B USINESS -C ENTER . E S entsteht für über eine Milliarde Mark, hatte er irgendwo gelesen. Und Benetton ist natürlich auch dabei, und dort drüben, riesenhoch und wandfüllend, wirbt die ›N EUE Z EIT ‹, die ›führende Tageszeitung der Union‹.
    Er war gelaufen, gelaufen, gelaufen, hatte unzählige Gesichter gesehen. Aber das Gefühl, in den falschen Film geraten zu sein, hatte ihn nie verlassen. Nun konnte er nicht mehr. Nun schmerzten seine Füße, die Beine zitterten. An einer Kebab-Bude bestellte er ein Stück Fleisch, aber der Geruch nach Knoblauch, heißem Öl und Ketchup ließ prompt seinen Magen rebellieren.
    Was jetzt? Himmelherrgott noch mal! Sein Kopf memorierte immer denselben Vers: Die Bullen … Wer hat dir die auf den Hals gejagt? Und immer fiel ihm nur die eine Antwort ein: Paul Nowotny. Paul ahnte oder wußte, wieso er nach Berlin gefahren war. Vielleicht wußte er alles? Wie er zu der Information gekommen war, darüber zu spekulieren blieb nutzlos. Kiefer war Pauls Freund, und vielleicht hatte Ludwig ihm eine Andeutung gemacht, vielleicht einen Brief hinterlassen. Oder er hatte – sentimental, wie er nun einmal war – seiner Schwester mehr anvertraut, als gut war. Es zählte ja nicht. Wichtig blieb nur eines: Die Polizei sucht dich!
    Das war noch nicht einmal alles.
    Die ›Heckler & Koch‹, die Pistole, seine ›Wumme‹ – sie lag in der Pension Carola unter der Matratze!
    An einem Ruinengrundstück direkt über der Spree kauerte er sich auf ein paar Trümmern nieder, sah den Anglern zu und versuchte sich zu beruhigen. Brennesseln wuchsen. Die Angler hatten keine Sorgen – und alle Zeit der Welt.
    Es war verdammt schwül. Der Durst dörrte seinen Gaumen aus. Der Fluß war grau, der Himmel war es auch, eine graue dünne Fransendecke, die dort silbern aufschimmerte, wo sich die Sonne durchkämpfte.
    Sein Kopf schmerzte.
    Er ging weiter.
    Verdammt nochmal, die Pistole … Natürlich hast du da einen Fehler gemacht, aber du kannst doch nicht mit einem Stück Eisen am Bauch in der Gegend herumrennen, mit einer ›Neun Millimeter‹ im Gürtel Redaktionen und

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