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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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anstieg, als er in einen niederen Gang geschaltet wurde, und dann bog dort unten die bullige Schnauze eines Geländewagens der Guardia Civil um den Hügelvorsprung.
    Der Wagen näherte sich rasch. Schon vermochte Kiefer das Wappen der spanischen Elite-Polizei auf dem weißen Querstreifen zu erkennen. Die Zeit verkürzte sich rasend, es war, als schnelle sie wie ein losgelassenes Gummiband zusammen. Er versuchte seinen Geist zu konzentrieren, die letzten Kraftreserven, die sein erschöpfter, schwankender Körper noch aufbieten konnte, in dem einen, einzigen Gedanken zusammenzufassen: Du kannst es … Du schaffst es …
    »Sehen Sie's denn nicht?!« Engel schrie nicht, er schluchzte. »Da kommt die Polizei …« Er hatte die Arme fallengelassen, und in sein Schluchzen mischten sich Jubel und Erlösung.
    »Richtig. Da kommt sie. Und Sie nehmen die Arme sofort wieder hoch. Sonst schieß ich Ihnen in die Kniekehle.«
    »Sie haben ja den Verstand verloren. Sie können doch nicht …«
    »O doch, ich kann!«
    Kiefer hielt die ›Walter‹ jetzt am Lauf, machte noch einen Schritt, hatte graublondes, dunkelverschwitztes Haar vor sich, hörte Engel schon wieder brüllen – und schlug zu. Schädelbasis. Und genau gezielt …
    Engels Körper sackte wie vom Blitz getroffen auf den steinigen braunen Boden. Der Mann rührte sich nicht mehr, schrie auch nicht mehr – aber er würde zu sich kommen. Bald sogar. Sehr bald …
    Ludwig Kiefer griff in die linke Innentasche seiner Jacke und zog ein schmales Plastiketui heraus. Er öffnete es. Seine Hände zitterten nicht länger. Er nahm die Spritze. Das Blut – sein Blut leuchtete in der Sonne wie ein Rubin, heller, soviel heller als damals im dunklen Zimmer des Hostals von Porto Colom, als er die Spritze aufgezogen hatte. Er kniete sich neben den Bewußtlosen, nahm den linken, schlaffen Arm, setzte die Spritze an und stach zu …
    Na also! Jetzt hast du zurück, was ich von dir bekommen habe … Das war alles, was er dachte. Er fühlte weder Bedauern noch Triumph dabei. Die Arbeit war getan … Damit hatte es sich. Was jetzt noch kam – im Grunde war es nebensächlich …
    Er drehte sich langsam um.
    Der Wagen befand sich noch immer in Fahrt, aber zwei der Männer in den olivgrünen Uniformen waren bereits abgesprungen, rannten neben ihm her, überholten ihn, hielten auf Kiefer zu, brachten ihre MPs in Gefechtsbereitschaft.
    Guardia Civiles! – Prächtige Jungs, das! Profis. Militärisch gedrillte Profis, eine der besten Polizeitruppen der Welt. Sieh dir das an …
    »Alto! – Manos arriba ! … Tirase la arma !«
    Aber er würde die Waffe nicht wegwerfen. Das brachte nichts mehr. Er ging einige Schritte nach rechts, um den bewußtlosen Engel aus der Gefahrenzone der Salven zu bringen, dann hob er die ›Walter‹ …
    Ludwig Kiefer feuerte nur einen einzigen Schuß aus der Pistole.
    Die Kugel schlug weit vor den beiden Beamten in den Sand. Er spürte den ersten Schlag an der rechten Schulter. Es war, als habe ihn jemand mit dem Stock getroffen. Tat nicht weh – und war auch nicht wichtig. Nichts mehr war wichtig … Der zweite Schlag traf ihn in die Brust und warf ihn zu Boden. Auch er schmerzte nicht … Warum auch? Nichts schmerzte mehr …
    Der Hang, die beiden Guardias dort, ihr Wagen, der Himmel mit seinen Wolken – alles begann sich zu drehen, alles wurde farbig und bunt, alles rotierte wie ein Kinderkarussell. Und irgendwo – irgendwo ganz ferne spielte Musik …
    Im Raum herrschte Halbdunkel.
    Nur das bläuliche Licht des Leuchttischs dort an der Wand warf Schatten. Es waren die Schatten von drei Männern. Der Dicke stand ganz rechts.
    Veras Schultern verkrampften sich. Es war ihr so verdammt peinlich, einfach hier einzudringen, aber was blieb ihr denn schon übrig?
    »Ewald …« Sie brachte den Namen kaum heraus.
    Olsen drehte sich um.
    »Du?«
    Sie vermochte nur zu nicken.
    Er grunzte irgend etwas, und es klang nicht sehr erfreut. Dann sagte er: »Herzburg! Machen Sie mal weiter. Wir nehmen die Fotoserie zwei. Okay?«
    »Alles klar, Chef.«
    Dann kam Olsen auf sie zu: »Gehen wir raus hier, ja?«
    Er klang verdrossen, aber er nahm ihre Hand dabei, und der Druck war freundlich und warm.
    Draußen auf dem Gang lehnte er sich gegen die Türverkleidung und sah Vera an. »Also – was ist so wichtig? Und wichtig muß es ja sein. Was gibt's denn Neues?«
    »Nichts«, sagte sie mit einem schwachen, kläglichen Lächeln. »Das ist ja das Fürchterliche. Es blieb mir gar

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