Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sprach.
    »Verzeihung. Sie sind Herr Martin, nicht wahr?«
    Rio kauerte sich neben Veras Bett und griff nach ihrer Hand. Ihre Finger waren kühl. »Vera, was ist denn?«
    Sie drehte das Gesicht zu ihm. Bläuliche Schatten lagen unter ihren Augen. Der Mundwinkel verzog sich. Ja, sie lächelte.
    »O Rio! Wo warst du?«
    »Liebling …«
    »Ich bin so müde«, murmelte sie, und die Lider fielen über ihre Augen. Sie flüsterte noch etwas, doch er verstand es nicht mehr. Aber er spürte das Zittern, das sie bis zu den Fingerspitzen durchlief. Er erhob sich.
    »Herr Martin, mein Name ist König. Ralf König. Ich bin der Direktor des Hotels. Ich kann Ihnen versichern, daß wir diesen Vorfall außerordentlich bedauern. Wir haben alles unternommen, um Ihrer Frau, so gut es ging, behilflich zu sein. Die beiden Herren hier sind von der Polizei.«
    Die beiden Herren nickten. Der jüngere von ihnen war braungebrannt, als hätte er gerade einen Karibikurlaub hinter sich. Der andere wirkte blaß und übernächtigt. »Wendland«, stellte er sich vor.
    »Herr Wendland, könnten Sie mir jetzt endlich erklären …«
    »Aber gerne. Ihre Frau wurde in einem total geschockten Zustand von einem Hotelangestellten etwa zweihundert Meter vor dem Hoteleingang entdeckt. Dort lag sie an einem Bordstein. Es gelang unserem Arzt, sie so weit zu beruhigen, daß sie eine Aussage machen konnte.«
    »Und? Herrgott noch mal, reden Sie doch weiter!«
    Dieser Polizist Wendland – Inspektor, Kommissar oder was auch immer – lächelte nachsichtig. »Nach allem, was wir erfahren konnten, hat Ihre Frau einen Spaziergang gemacht, um ein wenig Luft zu schöpfen. Nicht weit von hier, an der Kreuzung – die Straße ist ja ziemlich wenig befahren – trat ein Mann auf sie zu, bedrohte sie mit einem Messer und zwang sie damit, mitzukommen.«
    »Mitzukommen? Wohin?«
    »In ein Wohnmobil. Es war an einer Baustelle geparkt. Hinter einem Kieshaufen.«
    Rio blickte wieder hinüber zum Bett. Die ganze Zeit tat er es. Vera schien zu schlafen. Er versuchte sich vorzustellen, was dies alles bedeutete. Bedrohte sie mit einem Messer? … Zwang sie mitzukommen? … Der Hals wurde ihm eng. »Bitte, nun reden Sie doch.«
    »Aber gerne, Herr Martin. Irgendwie ist die Sache mysteriös. Der Mann scheint offensichtlich ein Sadist zu sein. Er hat Ihre Frau auf einem Stuhl festgebunden und sie geknebelt. Hier, die Jeans … Er hat sie anscheinend mit einem sehr scharfen Messer über den Knien durchtrennt. Er muß es getan haben, als sie die Jeans anhatte, denn der Arzt stellte zwei leichte Spuren …«
    »Schnitte?«
    »… fast unmerkliche Kratzer oberhalb des Knies fest.«
    »O nein!«
    »Herr Martin! Ich kann mir vorstellen, wie nahe Ihnen das geht. Aber – Gott sei Dank – läßt sich ja feststellen: Es ist ihr nichts passiert.«
    »Nichts … Und die Angst, die sie durchgemacht hat?«
    »Gut. Nichts außer dem seelischen Schock.«
    »Hat sie das Schwein beschrieben?«
    »Das ist es – sie konnte ihn nicht beschreiben. Er trug eine Strumpfmaske. Ein Meter fünfundsiebzig, nicht allzu groß also, schlank …«
    Sie hatte jetzt den Kopf zur Seite gebettet. Er sah, wie sich ihre Brust hob und senkte. Sie schien zu schlafen. Tief zu schlafen.
    Die Tür öffnete sich. Bruno trat ein.
    Rio deutete auf ihn: »Dies ist mein Mitarbeiter – Herr Arend. Die Herren sind von der Polizei. Irgendein Schwein hat Vera aufgelauert und sie überfallen.«
    Bruno nickte nur.
    »Wie kam sie aus dem Wohnwagen?«
    »Das ist es ja … Das wissen wir nicht. Sie weiß es selbst nicht. Sie weiß nur, daß sie ohnmächtig geworden ist. Der Mann hat sie einfach dort auf den Boden gelegt und ist abgehauen. Vielleicht wurde er gestört? Oder es wurde ihm sonst irgendwie ungemütlich. Ihre Frau hat großes Glück gehabt, Herr Martin. Wir haben unsere Erfahrungen mit diesen Typen. Wenn die mal anfangen, mit dem Messer herumzuspielen, sind sie selten zu stoppen.«
    Rios Phantasie entwarf Bilder. Irgendwie waren sie zu unglaublich, zu ungeheuerlich, als daß sein Verstand sie fassen konnte. So ist das nun: Du schreibst über solche Dinge, du liest davon in Zeitungen, in Büchern, sie werden dir erzählt, aber wenn's dich einmal selber trifft, begreifst du gar nichts.
    »Und weil die Sache irgendwie nicht in das bekannte Täterprofil paßt, wollte ich Sie noch etwas fragen, Herr Martin.«
    »Ja?«
    »Sie kommen aus München, nicht wahr? Haben Sie geschäftlich hier zu tun?«
    »Ich schreibe einen Artikel.

Weitere Kostenlose Bücher