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Die Blutmafia

Die Blutmafia

Titel: Die Blutmafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Haus lag völlig im Dunkel. Im Mondlicht wirkte es schwarz. Etwas gefiel ihm hier nicht, aber da war auch etwas, das ihn weitertrieb, ein sonderbarer, erbitterter, gläserner Zorn. Zum zweiten Mal in dieser Nacht holte er seine kleine Stablampe heraus – um sich zum zweiten Mal wie ein Einbrecher zu fühlen.
    Er brauchte sie gar nicht. Es war so hell, daß sich alle Umrisse abzeichneten. Der Umriß eines aufgebockten Lieferwagens. Und dort, Berge von leeren Blumentöpfen. Ein leises Klappern … Er fuhr zusammen. Der Wind spielte mit einem losen Blech.
    Nun ging er auf Zehenspitzen, langsam und darauf gefaßt, daß etwas passieren würde. Es gab so viele Schatten. Jeder schien bedrohlich. Er hielt den Atem an: Was ist das?!
    Er hielt den Kegel seiner Lampe tief. Das Licht war nicht größer als ein Fünfmarkstück. Und dieses bißchen Licht ließ drüben im Schatten des Gewächshauses etwas aufglitzern: Etwas wie roter Lack? Doch dies war kein roter Lack. Es war keine Farbe. Es war Blut.
    Rio Martin war kein ängstlicher Mensch, besser, er hatte sich die Angst abtrainiert. Er konnte ganz ruhig atmen. Auch jetzt … Er löschte die Lampe und trat einen Schritt zurück, verbarg sich hinter einem Kaminvorsprung und versuchte nachzudenken. Abhauen? Weg? Heute nacht war schließlich genug passiert. Und was immer sich hier abspielte – was ging es ihn an?
    Eine Menge. Das war es. Und das wußte er auch. Also würde er auch diese Kiste noch durchziehen.
    Nichts rührte sich.
    Auch das Blech klapperte nicht länger. Nichts war zu vernehmen bis auf das Rauschen des Windes.
    Er löste sich aus seiner Deckung und ging die vier Meter bis zu der Blutlache hinüber. Seine Lampe tastete ihre Größe ab. Da war eine Kette. Sie endete an dem, was einmal der Hals eines Hundes gewesen sein mußte, eines ziemlich großen schwarzen Hundes sogar. Aber das war kein Hals mehr. Die Schnittwunde wirkte wie ein riesiges, dunkles, offenes Maul, die Schattenform des Körpers war zusammengekrümmt.
    Nun hatte er Mühe mit dem Atmen. Und auch mit seinem Magen. Er drehte sich ab und spürte eine jähe Sehnsucht nach Bruno … Verflucht noch mal: Warum mußte er sich allein auf diese Tour einlassen? Was war das überhaupt für ein Horrorort hier? Bernhagen – Metropole des Bluts und der Sadisten! Bernhagen schien sich mächtig Mühe zu geben, diesem Ruf gerecht zu werden.
    Auf der Straße gab's wenigstens eine Laterne. Dazu funkelte der Lack seines Porsches ihm vertrauenerweckend entgegen. Was ihn am meisten beruhigte: Er brauchte nur die Tür aufzumachen und hatte schon ein Telefon in der Hand. Aber er tat genau das Gegenteil. Auch er war nicht normal in dieser Nacht. Vielleicht hatte er endgültig die Nase voll: Jetzt wollte er es wissen …
    Er drehte sich um, stolperte, und am Schluß rannte er dem Haus entgegen, war an der Tür. Hier gab es nur eine Klingel, nur einen Namen: Reichenbach.
    Er läutete Sturm. Die Klingel tobte drinnen im Haus, doch nichts regte sich. Kein Licht, das aufflammte. Keine Schritte, die sich näherten. Sein Herz schlug jetzt wie ein Schmiedehammer, die Hände begannen zu zittern, und dann legte er diese zitternden Hände auf die Türklinke, eine ziemlich altmodische Klinke, und drückte. Die Tür ging auf. Diesmal hatte er Mühe, die Lampe zu halten. Er ging hinein und wunderte sich selbst, woher er den Mumm nahm. Aber es war kein Mumm, irgendwie hatte dies alles eher mit Verzweiflung zu tun.
    Und so schaltete er, ohne weiter zu überlegen, das Licht an. Es war, als habe er eine unsichtbare Grenze überschritten. Soll passieren, was will. Vielleicht schoß hinter dem Schrank eine Hand mit einem Messer hervor, vielleicht knallte es gleich aus der offenen Tür in der Mitte des Vorraums …
    Er trat durch diese offene Tür. Wieder fand er sofort den Schalter und ließ das Deckenlicht aufleuchten …
    Die Übelkeit fuhr so brutal, so heftig in seinen Magen, daß er glaubte, sich übergeben zu müssen.
    Er hatte sich zu viel vorgenommen. Jetzt wußte er es. Er dachte daran, aus dem Haus zu laufen. Aber irgendein Rest von Professionalität war es wohl, der ihn daran hinderte. Vielleicht war es auch nur die Schwäche in seinen Knien.
    So kniete sich Rio Martin auf dem Teppich nieder. Und kauerte dort, keine fünfzig Zentimeter von dem reglosen Frauenkörper entfernt, den die Schirmlampe bestrahlte. Mit angezogenen Beinen, auf der Seite liegend und nur mit einem kurzen gelben Frotteemantel bedeckt, wirkte er hilflos und

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