Die Blutnacht: Roman (German Edition)
und blutiger, als du wissen kannst. Doch ich bin ein finsterer und blutiger Mann. Lasst mich die praktischen Dinge regeln.«
»Ich will das auch.«
»Unten sind sechs Männer, deren Seelen schon in der Hölle schmoren. Was diese beiden betrifft, wenn sie nicht zu hoch in eurer Achtung stehen, so möchte ich lieber nicht, dass sie länger leben und meinen Namen verbreiten.«
»Wir kennen Euren Namen gar nicht«, rief Ebert unter dem Bett hervor.
»Er heißt Tannhäuser«, sagte Pascale. »Warum zeigst du ihm nicht auch deinen Schwanz, genau wie uns? Los. Hol ihn wieder raus.«
Tannhäuser schaute zu Ebert.
Der ließ einen Wind streichen. »Wir wollten nicht respektlos sein.«
»Wir wollten euch helfen, Pascale«, sagte Jean. Er erhob sich auf die Knie. Mit seinen frischen Zahnlücken sah er beinahe komisch aus. »Und wir haben euch geholfen, nicht? Wir haben die anderen von dieser Tür ferngehalten, nicht? Wir haben euch beschützt. Wirhassen die Hugenotten nicht. Ehrlich, ich bewundere sie sogar. Wir sind nicht wie die anderen, wir sind keine Miliz.«
»Ihr habt sie hierher gebracht«, sagte Pascale. »Ihr wusstet, wo wir wohnen.«
»Sie kannten euren Vater«, erwiderte Ebert. »Sie wären sowieso gekommen.«
»Sie wären nicht so früh gekommen«, sagte Pascale. »Erst später, erst heute Abend oder vielleicht morgen. Nicht schon vor zwei Stunden. Bevor Tannhäuser zurück war.«
»Wir wussten nicht, dass Tannhäuser kommen würde«, platzte Ebert heraus. »Obwohl wir natürlich Gott dafür danken.«
»Wir wollten euch mit zu uns nach Hause nehmen«, behauptete Jean. »Und wenn ihr uns lasst, machen wir das.«
»Du meinst auf euren dreckigen Speicher? Oder sollen wir Mater und Pater im Schloss kennenlernen?«
»Pascale«, stöhnte Jean. »Siehst du nicht, dass ich dich anbete? Ich bin in dich verliebt.«
Pascale spuckte ihn an. »Du gehst gar nicht nach Hause. Ich bringe dich nämlich um.«
»Seine Exzellenz hat recht«, mischte sich Jean ein. »Du bist nicht alt genug, um mich zu töten.«
»Aber alt genug, dass du meine Brüste befummelst?«
Tannhäuser hätte die beiden Studenten töten sollen, sobald er zur Tür hereinkam. Als er nun zuhörte, wusste er auf einmal nicht mehr, was richtig und was falsch war. Er hatte sich große Mühe gegeben, Orlandu vom Töten fernzuhalten. Er hoffte, für Grégoire und Juste das Gleiche zu tun. Jungen konnte er zumindest verstehen. Vom Herzen eines Mädchens wusste er nichts. Er war versucht, Pascale das zu geben, was sie wollte, aber sie war kaum mehr als ein Kind. Er wollte ihr nicht dabei helfen, ihre Seele zu verdammen. Andererseits gehörte ihre Seele ihr allein.
Als er so alt war wie sie, hatte er die gleiche Entscheidung getroffen.
»Stimmt es, dass ihr die Miliz in dieses Haus gebracht habt?«, fragte er Jean.
»Ja, ja«, gab Jean zu. »Weil wir wussten, dass wir die Mädchen beschützen konnten.«
»Woher wusstet ihr das?«, fragte Flore.
Jean machte den Mund auf, sprach aber nicht.
»Ihr hättet allein kommen und uns warnen können«, fuhr Flore fort. »Ihr brauchtet nicht die Miliz mitzubringen. Doch dann hätte euch Papa weggeschickt. Die Miliz hat ihn für euch aus dem Weg geräumt. Ihr habt mit denen einen Handel gemacht.«
Jean starrte sie an. Er traute seiner Stimme nicht, leugnete also nicht.
Tannhäuser schaute auch zu Flore und sie zu ihm, und er änderte seine Meinung über sie. Flore hatte gerade das Todesurteil über die jungen Männer gesprochen, und sie wusste es.
Tannhäuser schaute erneut auf die Straße hinunter. Die Milizmänner hatten zu streiten aufgehört und hörten nun ihrem Anführer zu. Tannhäuser wandte sich um.
»Pascale, gib mir die Pistole.«
Pascale richtete die Pistole auf den Boden und entspannte mit tintenverschmierten Fingern den Hahn. Dann reichte sie Tannhäuser die Waffe. »Ihr tragt Vaters Schürze«, sagte sie.
»Ich hoffe, es macht dir nichts aus.«
»Sie ist blutgetränkt.«
»Das Blut ist nicht meines.«
»Leiht Ihr mir Euer Messer?«
»Was du tun willst, ist grässlicher, als du denkst.«
»Nichts könnte grässlicher sein, als was ich denke, außer dem, was ich fühle«, sagte Pascale. »Ich möchte nach Blut stinken. Genau wie Ihr.«
Tannhäuser ging zu Flore. Er legte die Pistole und seinen Bogen neben sie auf das Bett. Er streckte die Hand aus, sie gab ihm ihre Pistole, und er sicherte sie.
»Habt ihr mein Holster? Und die Satteltaschen?«, fragte er.
Flore zog sie unter dem Bett
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