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Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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irgendwas verändert, warnt er sie. Dann ist er fort.«
    Luzifer untersuchte mit schräg gelegtem Kopf japsend die Überreste auf dem Schlachtfeld. Er schien erleichtert zu sein, dass er nichts mit dieser neuen Sache zu tun hatte.
    Grégoire deutete auf die Karte.
    »Aber wenn sie wissen, dass Ihr im Haus seid, kommen sie nicht über den Flur zu La Fosse, höchstens vielleicht einer von ihnen oder, wenn es fünf sind, zwei. Die wissen auch, was ein Engpass ist. Die kennen alle Tricks.«
    Grégoire hatte recht. Tannhäuser dachte über andere Pläne nach. Doch alle bauten darauf auf, dass er den Späher überwältigte und der Späher also ein Narr war. Er wollte nicht mehr über den Späher nachdenken.
    »Ich werde den Schuften ein paar Tricks zeigen.«
    »Fünf Pariser Mordgesellen?«
    Tannhäuser deutete auf den Plan im Sand.
    »Ich kann sie nicht in den Korridor locken. Aber wenn diese Mistkerle glauben, dass ich sie in den Flur locken will – und dort auf sie warte –, dann verlassen einige von ihnen die Kapelle durch die Straßentür. Sie gehen um die Kirche und durch die Vordertür des Hauses, um sich von hinten an mich heranzuschleichen.« Er zeigte auf die beiden Enden des Engpasses. »Dann wären sie vor und hinter mir.«
    »Wie könnt Ihr so sicher sein, dass sie herauskommen?«
    »Wenn sie La Fosse schreien hören, können sie nicht einfach nur in der Kirche sitzen bleiben und für ihn beten.«
    Tannhäuser gab Grégoire sein letztes Goldstück sowie eine Doppelpistole und erklärte ihm, wo Irènes Gasthof lag. Er wies ihn an, Clementine mitzunehmen und auf einem verschlungenen Weg zu der Kreuzung südlich von La Fosses Haus zu gehen. Er sollte auf keinen Fall vor der Kirche vorbeigehen. Von der Kreuzung aus konnte er beobachten, wie die Sache lief. Falls es schlecht ging, sollte er sich zu den anderen gesellen, wenn er das wollte; wenn nicht, konnte er mit dem Gold hingehen, wohin er wollte, denn er hatte es sich mehr als verdient.
    »Und ehe du fragst«, sagte Tannhäuser, »in dieser Sache hier hast du keine Rolle zu spielen.«
    Tannhäuser ging mit der Partisane vor der Brust die Straße hinunter.
    Beim Eingang zur Kirche blieb er an einer Stelle stehen, wo man ihn seiner Meinung nach durch die Spalten an den Türscharnieren sehen konnte. Der Torbogen lag etwa acht Zoll weiter hinten als die Stufen und war mit zwei Steinarchitraven eingefasst. Zwei Männer, die nebeneinander durch diesen Bogen herauskamen, würden einander an den Schultern berühren. Zwei, die mit einer Armbrust bewaffnet waren, würden es gar nicht erst versuchen. Er schaute ins Kircheninnere und zum Sarg. Er bekreuzigte sich. Er brauchte die Trauer des Hinterbliebenen nicht vorzutäuschen. Von drinnen war kein Laut zu hören, aber über den grässlichen Gestank der Stadt hinweg konnte er frischere Gerüche ausmachen. Faulige Zähne und Fürze. Käse. Er senkte den Kopf, schloss die Augen und murmelte ein Ave Maria , um die Männer in Sicherheit zu wiegen, dass er keinen Verdacht hegte, und um ihnen eine Chance zu geben, sich auf ihn zu stürzen. Sie ergriffen die Gelegenheit nicht. Sie waren sehr diszipliniert.
    Ein fernes Donnergrollen war im Osten zu hören.
    Regentropfen tanzten im Staub.
    Tannhäuser bekreuzigte sich erneut und ging zu La Fosses Haustür. Er lehnte die Partisane an die Wand. Er hämmerte an die Tür. La Fosse machte auf. Er sah aus, als hätte er getrunken, um seine Nerven zu beruhigen, aber der Wein machte seinen Versuch, seine Angst zu verbergen, nur noch jämmerlicher. La Fosse trat einen Schritt zurück.
    »Ah, Bruder Mattias. Gott sei gepriesen.«
    »Gelobt seien Jesus Christus und all seine heiligen Apostel.«
    Die Worte gingen in dem Laut unter, den La Fosse ausstieß, als Tannhäuser ihm einen Schlag unter das Brustbein versetzte und ihn auf die Knie stieß. Er rannte an dem Priester vorüber zu der Tür am anderen Ende des Zimmers. Er schaute nach links. Die Tür zum Korridor und zur Kirche war angelehnt. Er meinte, eine winzige Bewegung bemerkt zu haben. Wie er sich erinnert hatte, ging die Tür zur Kirche hin auf und hatte das Scharnier links.
    Er zerrte La Fosse am Hals auf die Beine und stieß ihn an eine Wand.
    »Wie viele Banditen sind in der Kapelle? Ich kenne die Antwort, also lüge mich nicht an.«
    »Vier«, sagte La Fosse. »Nein, jetzt sind es fünf.«
    »Armbrust, Messer, Schwerter. Welche anderen Waffen haben sie?«
    »Armbrust, Messer, Schwerter«, wiederholte La Fosse. »Sonst habe ich

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