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Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Die Blutnacht: Roman (German Edition)

Titel: Die Blutnacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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nichts gesehen.«
    »Alle fünf haben eine Armbrust?«
    La Fosse schloss die Augen. Er dachte angestrengt nach. »Ja.«
    »Rüstung? Brustpanzer? Helme?«
    »Drei tragen Helme. Ich habe keine Panzer gesehen, es sei denn, sie sind gut versteckt.«
    »Keine Schusswaffen?«
    »Nein, Gewehre habe ich keine gesehen.«
    »Und deine Aufgabe ist, fromme Sprüche zu murmeln und mich durch diese Tür zu schicken, ja?«
    »Ja. Verzeiht mir. Gott vergebe mir.«
    Tannhäuser nahm an, dass sie ein paar Minuten für die frommen Sprüche hatten, ehe seine Mörder nervös werden würden.
    »Du hast dafür gesorgt, dass meine Frau bei Symonne d’Aubray wohnte. Warum?«
    »Christian Picart hatte mich gebeten, Symonne im Namen des Palastes anzusprechen. Ich habe sie miteinander bekannt gemacht. Er hat sie mit seinem Charme eingewickelt. Er hat mir keinen Grund gegeben, üble Absichten zu vermuten.«
    Petit Christian hatte ausdrücklich verneint, dass er Carla bei Symonne untergebracht hatte.
    »Symonne war Protestantin, warum hat er dich, einen katholischen Priester, gefragt?«
    »Symonne ist als Katholikin geboren. Ich habe sie selbst getauft. Sie ist Protestantin geworden, als sie Roger geheiratet hat. Der war als Radikaler bekannt, als militanter Hugenotte.«
    »Warum hat Christian sie ausgesucht?«
    »Symonne war eine bekannte Musikerin. Eure Frau auch, das hat mir Christian erzählt. Sie wollten die königliche Hochzeit in dieser musikalischen Verbindung widerspiegeln, ein Symbol der Versöhnung zwischen den beiden Religionen …«
    »Wann ist Christian zuerst mit diesem Plan an dich herangetreten?«
    »Kurz nachdem die Hochzeit angekündigt worden war. Ende April, vielleicht Anfang Mai.«
    Vor über drei Monaten.
    »Symonne hat sofort zugestimmt?«
    »Nach dem Tod ihres Mannes Roger war sie eine große Fürsprecherin des Friedens.«
    »Warum hat sich Christian nicht selbst an Symonne gewandt?«
    »Ich weiß es nicht. Er hat mich gefragt, ob ich sie kenne. Das war ziemlich wahrscheinlich, denn es ist mein Sprengel. Wir sind dazu da, hier ein wenig zu helfen.«
    »Wieso wusste Christian von Symonne?«
    »Vielleicht wusste er von Roger. Der ist ja bei der Gastines-Sache ermordet worden.«
    »Christian war darin verwickelt?«
    »Seine Bruderschaft war darin verwickelt, die Pilger von Saint-Jacques.«
    »Fanatiker.«
    »Verehrer des Allerheiligsten Altarsakramentes, von Saint-Jacques, der Kirche der Fleischer bei Les Halles. Sie tragen rote und weiße Bänder, um ihr Motto zu zeigen: Ein Brot. Ein Leib. Für die meisten ist es nur ein Vorwand, um Festmähler zu geben und sich die besten Plätze bei der Messe zu sichern. Aber einige sind militant – Politiker, Hauptmänner der Miliz.«
    »Bernard Garnier.«
    »Garnier, Thomas Crucé …«
    »Und du?«
    »Nein, nein, ich bin an solchen Dingen nicht interessiert.«
    »Aber an anderen.«
    Tannhäuser packte ihn grob und drehte ihn zum Porträt des Kardinals hin, der seinen eigenen Bastard befummelte. Er sprach La Fosse direkt ins Ohr.
    »Christian ist ein Zuhälter für die feinen Herren. Was für zarte Jungs besorgt er dir denn?«
    »Bitte, Bruder Mattias …«
    »Du flüsterst ihm Geheimnisse zu, die du bei der Beichte gehörthast, und er bezahlt dich mit Jungen. Christian verkauft Jünglinge, und du kaufst sie. So hat er dich doch in der Hand?«
    »Die Eminenzen in Rom haben bewiesen, dass nirgends in der Heiligen Schrift oder in den Texten der Kirchenlehrer die fleischliche Vereinigung mit Jungen als Unzucht bezeichnet wird.«
    »Das wird dein Gewissen beruhigen, wenn ich dir die Kehle durchschneide.« Tannhäuser stieß ihn an die Wand zurück. »Du hast Christian eine Botschaft übermittelt. Du hast ihm berichtet, dass ich hier war.«
    »Ich musste ihm sagen, was im Hôtel d’Aubray geschehen ist, was, wie Ihr am besten bezeugen könnt, eine schreckliche Überraschung für mich war.«
    »Sag mir eins: Wenn es den Aufruhr nicht gegeben hätte, aber die Ereignisse im Hôtel d’Aubray trotzdem geschehen wären, wie hätte man diese Ereignisse aufgenommen?«
    »Raubüberfälle mit Mord sind beinahe an der Tagesordnung.«
    »Und wenn die Opfer Mitglieder einer protestantischen Familie mit einer Vorgeschichte als Radikale wären? Wer hätte ihnen außerhalb der hugenottischen Gemeinde eine Träne nachgeweint?«
    »Ein allgemeiner Aufschrei wäre es wohl nicht geworden«, stimmte ihm La Fosse zu.
    »Die Polizei steckt mit den katholischen Militanten unter einer Decke, also wäre eine

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