Die Blutnacht: Roman (German Edition)
Und ich habe keine Militanten unter meiner Kundschaft.«
»Die Pilger von Saint-Jacques. Marcel Le Tellier.«
Paul war, wenn möglich, noch mehr beeindruckt.
»Das hatte ich vermutet«, sagte er. »Viele würden diesen Caesar gern fallen sehen.«
»Er wird fallen. Und um Euer Spiel steht es schlecht. Ihr habt mir nichts Wissenswertes gesagt.«
»Ich kann Euch sagen, wie und wo Ihr euch verstecken könnt, Ihr und Eure Frau. Und wenn diese Unruhen vorüber sind, wenn Le Tellier zuschanden ist, dann kann ich Öl auf die Wogen geben. Ich kann Euch sicher aus Paris herausbringen. Besser noch, Ihr könntet bleiben und mit mir reich werden.«
»Es liegt nicht in meiner Natur, mich zu verstecken. In Carlas Natur auch nicht.«
Tannhäuser stach Paul den Dolch seitlich ins Fett. Es fühlte sich seltsam an. Paul kreischte. Tannhäuser hieb den Dolch bis zum Heft hinein. Die Klinge war einen guten Fuß von allen lebenswichtigen Organen entfernt. Tannhäuser ließ sie stecken. Er setzte sich hin und schaute zu, wie Paul zitterte.
»Ihr habt Grymonde in die Kirche geschickt, um Eure Banditen zu verstärken.«
»Niemand schickt den Infanten irgendwohin. Er wollte Euch warnen, dass die Banditen dort warteten.«
Tannhäuser versuchte, diese Aussage zu verdauen.
»Warum?«
»Weil er so verrückt ist wie Ihr.«
Tannhäuser stand wieder auf.
»Grymonde ist in Eure Frau verliebt.«
Als Tannhäuser diese Neuigkeit verarbeitet hatte, wurde ihm klar, dass sie ihn nicht sonderlich überraschte. Carla war schwanger und keine Verführerin; sie verachtete derlei sogar; aber ihre Anziehungskraftentsprang aus unergründlichen Tiefen. Sie hatte den Löwen gezähmt. Grymonde hatte sie verschont. Carla hatte ihn ausgeschickt, um Tannhäuser zu suchen. Grymonde würde deswegen sein Leben nicht behalten, aber Tannhäuser verspürte eine gewisse Verwandtschaft mit dem Mann. Er kannte die Liebe, die Carla in Menschen wecken konnte, wenn er selbst sich auch in letzter Zeit ihrer nicht würdig gezeigt hatte.
»Ihr habt Grymonde für die Morde angeheuert.«
»Christian hat ihn eigens angefordert. Die Tat sollte Aufmerksamkeit erregen, und man hatte ihm gesagt, dem Infanten würde dergleichen nichts ausmachen, was auch stimmte. Der Infant hätte nie begriffen, dass er einen Krieg auslösen würde. Andererseits hätte er sich vielleicht sogar gefreut, wenn er es kapiert hätte.«
»Grymonde ist ein Fanatiker?«
»Nur in seiner eigenen Sache, der Zerstörung, obwohl er das auch nicht weiß.«
»Carla ist also in Grymondes Gewalt. Wo?«
»Oben in den Höfen, auf dem Hügel bei der Porte Saint-Denis. Er nennt sein Reich Cockaigne. Allein werdet Ihr es nicht finden. Ich könnte es auch nicht. Und Carla läuft die Zeit davon.«
Tannhäuser zog ihm den Dolch aus dem Leib. Paul winselte. Er war kurz vor der vollständigen Kapitulation, klammerte sich aber immer noch an die Vorstellung, all dies sei ein Spiel.
»Der Barde war der harmloseste Mensch im Raum«, sagte Tannhäuser. »Als ich ihn getötet hatte, war allen anderen klar, dass auch sie sterben würden. Die Kämpfer haben sich bald gezeigt, aber auch die hatten sich schon in ihr Schicksal gefügt. Alle außer Euch. Nicht weil Ihr ein Kämpfer seid, sondern weil Ihr tatsächlich glaubt, dass die Welt Euch braucht. Die Welt braucht niemanden. Sie braucht Carla nicht. Sie braucht mich nicht. Hier.«
Er stach Paul ein zweites Mal ins Fett. Paul jaulte.
»Das kriegt Ihr dafür, dass Ihr den Abschaum ausgeschickt habt, um meine Frau zu ermorden.«
Er stach noch einmal zu.
»Das ist dafür, dass Ihr den Abschaum ausgeschickt habt, um mich zu ermorden.«
Tannhäuser wischte die Klinge an der Sohle seines Stiefels ab.
Paul konnte sehen, dass viel Straßenschmutz daran klebte.
»Das sollte genügend Pariser Dreck sein, um Euch langsam zu vergiften.«
Er stach zum vierten Mal auf Paul ein. Der schluchzte und bebte.
»Jetzt ist Euer Untergang besiegelt.«
»Ihr seid ein verdammter Irrer.«
Tannhäuser stieß ihm den Dolch erneut in den Leib und ließ ihn stecken. Paul wand sich wimmernd. Die Augen traten ihm aus der blutroten Maske, die sein Gesicht bedeckte.
»Wie finde ich meine Frau?«
»Joco weiß es, in der Truanderie. Er kennt Cockaigne.«
Grégoire hatte gesehen, wie Christian in einem Haus in der Truanderie einen Besuch machte.
»Joco oder Typhaine, eine Rothaarige«, sagte Paul. »Ihre Tochter kennt Cockaigne auch.«
»Ich kenne das Haus. Welches Stockwerk?«
»Sie sind
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