Die Blutnacht: Roman (German Edition)
Tag lang in einem finsteren Loch anketten, Carla erledigen und Euch dann retten. Ich würde Euch und allen anderen beweisen, dass andere die Schuld an der Verschwörung tragen – kinderleicht, übrigens –, und dann würde ich Euch und Euren Orden und das Gesetz in jeder beliebigen Kombination Euch selbst überlassen. Die andere – die schuldige – Partei, das wären natürlich Feinde von Le Tellier. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Es wäre ein feiner Verrat, aber in Paris hat es schonbessere Intrigen gegeben. Glaubt mir, niemand wird je herausfinden, wer die Schüsse auf Admiral Coligny angeordnet hat. Ich bezweifle, ob der Mann, der abgedrückt hat, es wusste.«
»Le Tellier hat mir alles bewiesen, was ich brauchte.«
»Ich spreche von den Möglichkeiten, die er in Erwägung zieht, da er doch noch nicht weiß, was in Euch vorgeht.« Paul breitete die Hände aus. »Andererseits könnte er Euch auch in dem finsteren Loch die Kehle durchschneiden lassen – wenn Ihr nur erst dort wärt, was er wohl immer noch hofft.«
»Einen Malteserritter umbringen, das ist und bleibt eine riskante Sache.«
»Nicht, wenn dieser Ritter seine Frau und ein halbes Dutzend unschuldige Menschen ermordet hat. Er würde Euch als einen wahrhaftigen Gilles de Rais darstellen. Bei Gilles hat es funktioniert, nicht wahr? Und nach allem, was ich von Euch weiß, wäre es nicht schwierig, diesen Betrug als glaubwürdig darzustellen.«
»Was weiß Marcel von mir?«
»Er denkt, dass Ihr entweder tot seid oder gefesselt in meinem Hinterhof liegt«, antwortete Paul. »Oder Ihr seid nie zur Kirche zurückgegangen und liegt betrunken in einem Bordell und wartet nur darauf, dass ein Sergent Euch findet.«
»Warum sollte ich betrunken in einem Bordell liegen?«
Zum ersten Mal schien Paul ihn für dumm zu halten.
»Weil Ihr es zugelassen habt, dass Ungeheuer Eure Frau ermordet haben.«
Tannhäuser erlaubte ihm diese Gehässigkeit.
»Das war unter meiner Würde. Ich entschuldige mich«, sagte Paul. »Ihr könnt bei Maurice eine Börse mit der Prämie finden, wenn Ihr wollt. Dreißig Écus d’or .«
»Der geprägte Kopf des Königs ist immer willkommen.«
Paul lehnte sich trotz seiner Wunden vor, als hätte er etwas Köstliches gerochen.
»Da wäre noch viel mehr zu holen. Mehr, als Ihr glauben würdet. Aber nicht hier.«
»Dann nützt es keinem von uns.«
»Ihr wisst, dass Leute wie wir zusammen ein Vermögen machen könnten.«
»Gestern vielleicht. Heute schreibe ich nur mit Blut in mein Hauptbuch.«
Paul schaute auf die Armbrust auf dem Tisch. Er blickte Tannhäuser in die Augen. Tannhäuser sah eine Spur der Kühnheit, die ihn zum Papst von Les Halles gemacht hatte.
»Grymonde ist kein großer Denker«, sagte Paul. »Aber er ist auf seine Art ein Philosoph. Er steht unter einem Fluch, wie Ihr sehen werdet. Ihr könnt ihn mit niemandem verwechseln. Und er ist ein schlauer Fuchs, wenn er auf sein Bauchgefühl hört. Er hat gesagt, dass jemand einen Riesenhass hegt.«
»Der Krieg wird diesen Riesenhass noch vergrößern.«
»Er hat nicht von den Hugenotten oder den Fanatikern gesprochen. Er hat eine persönliche Fehde gemeint. Etwas, das mit Carla zu tun hat. Wenn nicht mit ihr, dann mit jemandem, der ihr nahesteht.«
»Und was sagt Euer fetter Bauch dazu?«
»Er stimmt Grymonde zu.«
»Kennt Ihr Orlandu?«
»Nein.« Paul packte den letzten Strohhalm. »Aber ich kann ihn für Euch finden.«
»Ich weiß, wo er ist.«
Tannhäuser stand auf.
»Wollt Ihr nicht mehr über Marcel Le Tellier wissen?«
»Bringt mich nah genug an ihn heran, dass ich ihn umbringen kann, mehr brauche ich nicht zu wissen.«
Es hatte keinen Sinn, einen Bolzen zu verschwenden. Tannhäuser nahm die Partisane zur Hand.
Paul begann zu zittern. »Wenn ich eine letzte Bitte habe, Chevalier, dann glaubt mir bitte eines. Ich schwöre, dass Grymonde versuchte, Euer Leben zu retten, als er von hier aufbrach.«
»Ihm kann nur ein einziger Mensch das Leben retten, und das seid nicht Ihr. Warum liegt Euch daran?«
»Sagen wir mal, dass ich Grymonde als meinen missratenen Sohn betrachte.«
Tannhäuser schaute ihn an. Paul senkte die Augen.
»Ein Papst, der einen König zeugte. Ihr hättet es schlimmer treffen können.«
»Ich hoffe, Euer Schachzug lohnt sich, Ihr verruchter Bastard.«
Tannhäuser senkte die Partisane. Paul hob einen Finger.
»Habt Ihr eine Vorstellung, wie viel Geld man mit Scheiße verdienen kann?«
Tannhäuser stieß Papst Paul die Pike
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