Die Blutnacht: Roman (German Edition)
Euch ausstellen.«
Zwanzig Fuß von ihnen entfernt löste sich ein Hugenotte aus einer Gruppe. Er trat Tannhäuser in den Weg, die Arme vor der breiten Brust verschränkt. Er war massig genug, um einen solchen Angriff zu wagen. Und er hatte ausreichend Beulen und Narben im Gesicht, um zu belegen, dass er sich gern prügelte. Aber Männer, die derlei Spielchen mochten, bezogen ihren Mut von ihren Kameraden. Tannhäuser musterte die Gruppe, um festzustellen, ob der Raufbold vielleicht nur ein Lockvogel war, der ihn aufhalten sollte, bis ein gefährlicherer Kumpan eingriff. Er sah keine potenziellen Kandidaten.
Arnauld jammerte. »Was sollen wir bloß tun?«
»Gebt mir ein bisschen Raum, aber geht immer weiter.«
Arnauld legte eine Hand auf den Knauf seines Schwertes und lockerte es in der Scheide.
»Nehmt Eure Hand vom Schwert und tut, was ich sage.«
Als sie sich dem bulligen Hugenotten näherten, tat ihm Tannhäuser den Gefallen, die Richtung zu ändern, so dass die Konfrontation nicht unvermeidlich war. Aber der Raufbold wollte sich diese Gelegenheit nicht nehmen lassen. Er trat ihnen wiederum in den Weg, deutete mit dem Finger auf Arnaulds Gesicht und sprach Tannhäuser an.
»Wie schmeckt dir dieses Arschloch da?«
Tannhäuser packte den ausgestreckten Finger und riss ihn brutal nach hinten. Der Raufbold stieß ein Schmerzensgeheul aus. Ohne loszulassen, trat Tannhäuser an ihm vorbei, und der Streithahn, dessen Kraft ihm jetzt nichts mehr nutzte, war gezwungen, sich nach hinten zu biegen, damit ihm nicht der Finger ausgerenkt wurde. Mit dem rechten Bein sichelte ihm Tannhäuser das Bein unter dem Knie weg. Als der massige Mann auf die Steinplatten krachte, spürte Tannhäuser, wie der Finger am zweiten Gelenk nachgab, und ließ los. Tannhäuser hatte den Rhythmus seiner Schritte kaum unterbrochen. Er ging ruhig weiter und schaute sich nicht um. Das war nicht nötig. Jetzt richtete sich die Aufmerksamkeit des Innenhofs auf den gefallenen Grobian und nicht mehr auf seine kleine Gruppe. Arnauld verrenkte sich den Hals und schaute über die Schulter.
»Augen geradeaus«, kommandierte Tannhäuser. »Er braucht ein paar Momente, bis er wieder auf den Beinen ist, und noch ein paar, um seine Schande zu verwinden. Bis dahin sind wir längst drinnen. Und wenn der Narr dann wütend wird, bekommt er es mit den Schweizer Garden zu tun und nicht mit uns.«
Sie erreichten den Eingang zum anderen Gebäudeflügel ohne weitere Zwischenfälle. Zwei Schweizer Garden auf den Treppen grinsten hinter ihren Hellebarden hervor. Sie nickten Tannhäuser zu, mieden aber Arnaulds Blick, der immer noch wütend war.
»Diese Art von Unverschämtheit ist das Kreuz, das ich dafür zu tragen habe, dass ich Anjou so nahe stehe.«
Henri, Duc d’Anjou, der allen Berichten zufolge lieber Frauenohrringe trug als ein Schwert, war der jüngere Bruder des Königs und kein Freund der Hugenotten. In periodischen Abständen leistete er durch Selbstgeißelung Buße für seinen dekadenten Lebensstil.
»Achtet nicht darauf«, sagte Tannhäuser. »Das habt Ihr gut gemacht.«
»Wirklich?«
»Ihr habt den Kopf nicht verloren und wart zum Kämpfen bereit.«
Arnauld trat mit stolzen Schritten in den Vorraum. Er schaute sich um und ging dann einen Korridor entlang. Die Fenster des alten Palastes waren kaum mehr als Mauerschlitze. Lampen und Kerzen kämpften gegen die Finsternis an.
»Seid Ihr einer von Anjous Gespielen?«
»Ich bin sein Freund und Berater«, erwiderte Arnauld. »Er hat beides dringend nötig.«
»Hier scheint es mehr Berater als Lakaien zu geben«, meinte Tannhäuser.
»Der Palast ist ein einziges Wirrwarr von Rivalitäten und Intrigen.«
»Das ist dann vielleicht der Grund dafür.«
»Und übrigens macht die Vorliebe meines Herrn Anjou für Frauenkleider ihn nicht notwendigerweise zu einem Sodomiten. Und auch die Tatsache nicht, dass er die Männerliebe zwischen einigen, aber beileibe nicht allen seiner Lieblinge toleriert. Ich selbst habe gesehen, wie er eine Magd, die den Boden schrubbte, kraftvoll von hinten nahm, obwohl er sich damit wahrscheinlich seiner Mutter beweisen wollte, die auch zugegen war.«
»Ich habe bisher noch nicht sehr viel über die Männerliebe nachgedacht. Sollte ich das?«
Arnauld erlaubte sich ein Grinsen. »Sagt mir, warum habt Ihr darauf bestanden, den Innenhof zu überqueren?«
»Seid Ihr nicht froh darüber?«
»Ich glaube schon.«
»Dann ist das Eure Antwort.«
Sie betraten einen riesigen
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