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Die böse Brut

Die böse Brut

Titel: Die böse Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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flacher Anbau gehörte. Sie hatte darin ihre Praxis eingerichtet und konnte den Arbeitsbereich auch direkt erreichen.
    Die Tierärztin liebte diese Nächte. Sie war gern allein im Freien. Da konnte sie ihren Gedanken nachgehen, und sie liebte es auch, die Zeit in ihrem Garten zu verbringen, den man nicht unbedingt als kultiviert bezeichnen konnte. Sie hatte nur hin und wieder mit menschlicher Hand eingegriffen, ansonsten ließ sie vieles wachsen, so dass der Garten für sie ein kleines Paradies war.
    Sie saß im Liegestuhl. Vor ihr stand der Holztisch mit den beiden Windlichtern darauf. Das Licht fing sich auf der Rotweinflasche und ebenfalls im Inhalt des Glases, das Maxine in der rechten Hand hielt.
    Es war eine der Nächte, in denen sie die Gedanken nicht nur einfach treiben ließ, sondern auch über Gott und die Welt nachdachte und ebenfalls über sich selbst.
    Sie war eine gute Tierärztin. Von vielen Menschen anerkannt. Sie verdiente gut, sie kümmerte sich intensiv um die Tiere, und doch gab es einen Einschnitt in ihrem Leben, der dafür gesorgt hatte, dass sie zu einer Wissenden wurde.
    Sie wusste durch bestimmte Erfahrungen, dass es auf der Welt mehr gab als das, was man mit den eigenen Augen sah. Das hatte mit ihrer Schwester angefangen, die sich mit Ratten verbündet hatte und so etwas wie eine Rattenkönigin geworden war, und dann hatte sie etwas erlebt, was alle Grenzen sprengte.
    Carlotta war zu ihr gekommen!
    Carlotta, das heimatlose Vogelmädchen. Das Produkt einer verbrecherischen Genmanipulation. Carlotta waren Flügel gewachsen, und sie konnte das, was sich viele Menschen wünschten – fliegen.
    Sie war heimatlos. Sie hatte nicht gewusst, wohin, nachdem sie ihren Verfolgern entkommen war, und die Tierärztin hatte sich entschlossen, das Mädchen aufzunehmen.
    Seit dieser Zeit war ihr Leben nicht mehr das gleiche. Nicht nur, dass sie einen interessanten Mann, den Geisterjäger John Sinclair kennen gelernt hatte, nein, sie war auch in Vorgänge hineingerutscht, über die sie kaum nachdenken wollte.
    Sie hatte Atlantis erlebt. Sie hatte Madame Mystique kennen gelernt, und wenn sie darüber immer wieder nachdachte, da kam ihr das Leben vor all den Ereignissen so unnormal vor. Sie hatte es unwissend geführt, sie war irgendwie mit geschlossenen Augen hindurch gegangen, doch nun sah sie bestimmte Dinge anders.
    Besonders diejenigen, die mit ihrem Schützling zusammenhingen. Carlotta war ein Schatz, ein toller Mensch, aber auch ein Mensch, der geschützt werden musste. So wussten nur wenig Personen darüber Bescheid, dass Carlotta bei ihr lebte und sie bereits an eine Adoption dachte, aber sie hütete sich davor, zu oft mit dem Vogelmädchen in die Öffentlichkeit zu gehen. Carlotta brauchte stets eine besondere Kleidung, um ihre Flügel zu verdecken. Das war im Winter, wenn sie einen Mantel überstreifen konnte, weniger ein Problem als im Sommer.
    Im Sommer wäre sie aufgefallen, und so hielt sich Carlotta oft vor den Menschen verborgen, was Carlotta natürlich nicht immer gefiel, aber sie war auch einsichtig genug, um sich damit abzufinden.
    Nur wenn es dunkel war, ging sie gern ins Freie, und Maxine Wells wunderte sich, dass der zweite Liegestuhl im Garten auch weiterhin leer blieb.
    Die Dunkelheit lag wie ein Schutz über dem großen Grundstück. Die Tierärztin wohnte zwar in der Stadt, aber trotzdem am Rande von Dundee, und hier fühlte sie sich wohl. Sie liebte die ruhigen Straßen, die kleinen Häuser, die gepflegten Gärten und auch den Geruch der nahen See, den der Wind oft genug zu ihr herübertrieb.
    Etwas raschelte in ihrer Nähe, und sie drehte den Kopf. Ein heller Schatten wanderte leichtfüßig über den Rasen hinweg und kam neben ihrem Liegestuhl zur Ruhe.
    »Hallo, Carlotta, ich habe dich vermisst.« Maxine hob den rechten Arm und drückte ihre Hand auf eine des Mädchens, die beide Hände links und rechts des Kopfes auf den oberen Rand des Polsters gelegt hatte.
    »Ich war noch im Haus.«
    »Und?«
    »Habe in meinem Zimmer aufgeräumt.«
    Maxine musste lachen. »Ganz freiwillig?«
    »Ja.«
    »Toll.«
    Carlotta löste sich von ihrem Platz und schaute in den dunklen Garten hinein. Sie drehte dabei ihrer Ersatzmutter den Rücken zu. Maxine konnte den Blick nicht von ihr wenden, und noch immer dachte sie an ein Wunder, wenn sie sich mit Carlotta beschäftigte. Sie war eine mehr als ungewöhnliche Erscheinung.
    Zuerst war Maxine erschreckt gewesen, aber jetzt empfand sie es als

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