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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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sein? » Ich bin dir nicht gram. Mir ist nur schwindlig. Alles ging so schnell.« Alles, sagte sie und meinte alles, was über die Huldigungstage geschehen war, die völlig neue Wendung ihres Schicksals. Unpassend wie es war, stand ihr für einen Augenblick überdeutlich Cords lachendes bärtiges Gesicht vor Augen. Als sie mit Wilkin die Festtafel verlassen hatte, war er auf einmal nicht mehr zu sehen gewesen.
    » Es tut mir leid. Ich war… Es war wegen der Zeugen… Sie… Komm, leg dich zu mir. Ich glaube, du frierst.« Sie gehorchte, und er zog sie an sich. » Wirst du mit mir nach Ofen an König Sigismunds Hof gehen?«, murmelte er.
    Mit einem Schlag wurde ihr klar, dass sie ihren Gemahl nicht kannte. Sie konnte nicht im Geringsten einschätzen, was er sich wünschte. Wollte er, dass sie ihn begleitete oder nicht? Wie sollte sie in diesem Augenblick wissen, was sie selbst wollte? » Wie es dir lieber ist«, murmelte sie zurück.
    Er seufzte wohlig und zog sie noch enger an sich. » Gut«, sagte er nur, und wenig später war er eingeschlafen, während sie noch lange wach lag und, im Kreislauf ihrer wirren Gedanken und Sorgen gefangen, die ungewohnte, süße Berührung mit ihm genoss.

11
    Drachen und Wölfe
    I n dem Geleitzug, der Jung-Friedrich an den Hof von Krakau zurückbrachte, gab es einige Mitreisende, die Hedwig nicht erwartet hatte. Zum einen war es Irina, die darauf bestanden hatte, bei ihr zu bleiben. Ihre Freundin hatte nie ein Wort über das verloren, was ihr in der Nacht zugestoßen war, als Hedwig mit Wilkin und der kurfürstlichen Gesellschaft zur Jagd geritten war. Doch ihr Wesen hatte sich verändert. Sie verhielt sich noch in sich gekehrter und verbitterter als in den ersten Wochen nach Adams Tod, schlief schlecht und war schreckhaft. Mit Männern sprach sie freiwillig kein Wort mehr, nicht einmal mit Hedwigs Onkel, zu dem sie vorher ein freundliches Verhältnis gehabt hatte.
    Zum Zweiten wurden sie auf Veranlassung ihres Onkels von Hüx begleitet. Johann war der Ansicht, dass zumindest ein eigener Pferdeknecht zur standesgemäßen Reisebegleitung seiner Nichte nötig wäre.
    Am überraschendsten jedoch war, dass der Kurfürst sie gezwungen hatte, Dieter mitzunehmen, der am Tag nach der Hochzeit aufgegriffen worden war. Friedrich hatte Wilkin befohlen, seinen jungen Schwager eines Verbrechens zu überführen und ihn verurteilen zu lassen oder ihn in Krakau Cord anzuvertrauen, damit dieser ihn mit in den Kampf gegen die Hussiten nahm.
    Als sie aufbrachen, trug Dieter die Spuren der Prügel am Leib, die er von Johann von Quitzow allein dafür bezogen hatte, dass er sich feige versteckt hatte. Den Hund getötet zu haben, leugnete der Junge, obwohl es für ihn mit einem Geständnis kaum schlimmer hätte kommen können. Hedwig hatte kein Mitleid mit ihm, sie hätte ihn am liebsten selbst geprügelt. Ihn auf der Reise dabeihaben zu müssen, empfand sie als eine Gemeinheit des Kurfürsten– die erste, die sie ihm persönlich hätte vorwerfen können, wenn sie von dem Krieg absah, den er einst gegen ihre Familie geführt hatte. Andererseits war Dieter nun einmal ihr Bruder, und der Kurfürst durfte mit Recht erwarten, dass sie und ihr Gemahl die Verantwortung für ihn trugen.
    Hedwigs eigener Abschied von ihrem Onkel war weniger traurig, als er es noch einen Monat zuvor gewesen wäre. Ihre handgreifliche Auseinandersetzung und seine Unzufriedenheit mit ihrer Heirat hatten ihr Verhältnis getrübt. Er sprach ihr beim Abschied seine besten Wünsche aus und umarmte sie, doch sie konnte seine unterschwellige Enttäuschung spüren. Sie begriff, dass er sich mit diesem Abschied auch innerlich von ihr abwandte, und war ihrerseits enttäuscht von ihm.
    Umso reuloser wandte sie sich dem zu, was vor ihr lag. Sie war unsicher, was es bedeuten würde, an Sigismunds Hof zu leben, und sie wusste nicht, welche Aufgabe Wilkin dort erfüllen sollte oder wie lange sie bleiben würden. Doch auf die Reise nach Krakau und weiter nach Ofen und darauf, den König aus der Nähe zu sehen, freute sie sich.
    Hätte in der Reisegesellschaft nicht eine solche Angespanntheit geherrscht, dann hätte sie es genossen, unterwegs zu sein. Die Spätsommertage waren noch immer mild, und sie war endlich wieder frei von den engen Regeln der höfischen Sitten. Mit jeder Stunde des Weges spürte sie mehr, wie gut es ihr tat, vom Atem des Waldes umgeben zu sein.
    Da ihre Gefährten meist schwiegen, konnte sie dem Rauschen des Laubs und den

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