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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Lauten der Vögel zuhören. Voll Trauer dachte sie an ihren Hund und ihren Habicht, die sie nun beide verloren hatte. Sie hatte darüber nachgedacht, Isolde aus der Plattenburg holen zu lassen, dann jedoch darauf verzichtet, weil sie nicht wusste, ob es auf der Reise nicht zu lästig würde, einen Vogel bei sich zu haben.
    Der einzige Reisende, der einen völlig unbesorgten und fröhlichen Eindruck machte, war Jung-Friedrich. Er ritt neben Wilkin und schwatzte endlos mit ihm über die Ereignisse der Huldigung und seine Vorfreude auf die Heimkehr nach Krakau zu seiner Verlobten und seinen zukünftigen Schwiegereltern.
    Cord hielt sich mit einem weiteren kurfürstlichen Dienstmann stets dicht hinter den beiden, was Hedwig Gelegenheit gab, ihn zu beobachten, da ihr und Hüx’ Platz noch zwei Reihen hinter ihm war. Verstohlen verglich sie ihn mit Wilkin. Seine breitere Statur, die nachlässigere Haltung, die keinesfalls bedeutete, dass er unaufmerksamer war. Schon am ersten Tag der Reise hatte er das Rasieren aufgegeben und sah nun, am dritten, wieder so wüst aus, wie Hedwig ihn aus ihrer ersten gemeinsamen Zeit in Erinnerung hatte, als er sich nichts dabei gedacht hatte, ihr einen Klaps auf den Hintern zu geben wie einem Pferd, wenn sie ihm nicht schnell genug aus dem Weg ging. Nun behandelte er sie mit der untadelhaften Höflichkeit, die er auch der Tochter des Kurfürsten entgegengebracht hätte. Einer Frau, die ihm gleichgültig war.
    Drei Tage waren sie unterwegs gewesen, zwei Nächte, die sie in einem kleinen Zelt in den Armen ihres Gatten verbracht hatte. Diese Zeit hatte Hedwig genug über Lust und Liebe gelehrt, um sie verstehen zu lassen, was sich zwischen Cord und ihr verändert hatte. Sie betrachtete ihn zum ersten Mal in dem Wissen, was er ihr als Mann hätte sein können. Er betrachtete sie zum ersten Mal als Frau, die zu berühren für ihn auf ewig ausgeschlossen war. Hedwig war ehrlich genug zu sich selbst, um zu erkennen, dass sie ihn nicht weniger liebte als Wilkin, auch wenn sie diesem all ihre Liebe schuldete. Erfahren würden beide davon niemals, schwor sie sich.

    Cord hatte gedacht, dass die gereizte Spannung, die er auf dem Weg von Krakau nach Berlin gefühlt hatte, nicht zu überbieten war, doch er hatte sich geirrt. Seit dem Aufbruch der Reisegesellschaft waren seine Sinne aufs Äußerste angespannt. Er lauschte nicht nur auf jeden falschen Laut aus den Tiefen des Waldes und hielt Ausschau nach verdächtigen Schatten– er spürte auch noch den bedrohlich bösen Groll des fünfzehnjährigen Missetäters, der hinter ihm ritt und den er sich gern selbst noch einmal vorgeknöpft hätte. Hinzu kam Wilkins halb glücksverblödete, halb sorgenvolle Zerfahrenheit. Und auf die Spitze getrieben wurde Cords Gereiztheit davon, dass er sich in jedem Augenblick bewusst war, dass Hedwig in seiner Nähe war. Er hatte geglaubt, seine Gefühle für sie in gewöhnliche Bahnen zurücklenken zu können, bis er von ihrer gemeinsamen Reise erfahren hatte. Seitdem fühlte er sich so ausgeglichen wie ein hungriger Kater im Käfig. Er ritt, lauschte und spähte in den Wald und kämpfte unaufhörlich mit dem Drang, sich nach ihr umzusehen. Und dieser Zustand war noch harmlos gegen das, was mit ihm geschah, wenn sie abends mit Wilkin ins Zelt schlüpfte.
    Seine Vernunft kam nicht gegen die unsinnige Wut an, die dann in ihm aufflammte. Warum hatte es so kommen müssen? Immer neue Dinge fielen ihm ein, die er hätte tun können, um diese Fügung zu verhindern, und er hasste sich dafür, dass er so dachte. Er wollte Wilkin nichts Schlechtes wünschen.
    An diesem Abend schlugen sie kein Lager im Wald auf, sondern ließen sich in einem Dorf von Bauern beherbergen. Nachdem das anfängliche Misstrauen der Dorfbewohner gegen den Trupp bewaffneter Reiter sich gelegt hatte, wurde es ein angenehmer Abend. Sie bekamen zu frischem Brot Lamm und Hammel im Überfluss gereicht, was unüblich für ein einfaches Dorf war. Erst als die Bauern bei Anbruch der Dunkelheit zusätzliche Wachen mit Fackeln zu ihren Schafherden hinausschickten, erfuhr Cord, dass sie das großzügige Fleischmahl einem Überfall auf die Herden verdankten, bei dem mehrere Tiere so verletzt worden waren, dass man sie hatte schlachten müssen.
    » Wölfe«, schimpfte eine faltige Alte. » Immer Wölfe. Vergiften muss man sie. Alle vergiften, bevor sie die Kinder holen.«
    Eine jüngere Frau, die ihm einen Krug mit dünnem Bier über die Tafel hinwegreichte,

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