Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
Vom Netzwerk:
vor. » Halt!«, rief sie laut, als würde sie einen ungehorsamen Hund zurückrufen.
    Tatsächlich wandten sich die Männer zu ihr um, wenn auch eher aus Belustigung denn aus Respekt. Die Heiterkeit verließ sie sichtlich, als sie sahen, dass sie einen Pfeil auf den Blonden richtete.
    » Mit solchen Waffen spielt man nicht. Senk den Bogen!«, befahl einer der anderen.
    » Ich spiele nicht. Lasst den Sänger und seine Frau gehen«, sagte sie.
    Der Graf von Friesack spuckte aus. » Ach, steckst du mit denen unter einer Decke? Hätte ich mir gleich denken können. Die Unehrlichen ziehen sich an.«
    Hedwig sah aus dem Augenwinkel, dass Irina einen großen Bogen schlug und zu ihr gelaufen kam. Doch sie hatte gelernt, sich nicht von ihrem Ziel ablenken zu lassen. » Auch die, denen es an ritterlicher Ehre mangelt, ziehen sich an, wie es scheint. Der Spielmann soll aufstehen und zu mir kommen. Und hofft nicht darauf, dass ich nur einen von Euch treffen kann. Bevor Ihr mich erreicht, habe ich fünf Pfeile verschossen, und keiner von Euch trägt eine Rüstung.«
    Graf von Friesack kam drohend einen Schritt auf sie zu. » Ein ekelhaftes Mundwerk für ein Weib. Aber ein rechtes Weib bist du wohl nicht, eher eine Missgeburt, die nicht weiß, wo ihr Platz ist. Einen Augenblick geben wir dir noch zur Besinnung. Danach fangen wir dich und prügeln dir deinen hässlichen breiten Rücken in Fetzen. Lass den Bogen fallen!«
    Verachtenswürdig, wie sie den Mann fand, gelang es ihm dennoch, sie mit seinen Worten zu verletzen. So sehr, dass sie keinen kühlen Kopf mehr behielt. Sie änderte die Richtung ihres Pfeils, löste ihn und griff nach einem neuen, bevor der erste sein Ziel erreicht hatte. Graf von Friesack schrie auf und riss seinen Fuß zurück, als das Geschoss vor ihm in den Boden einschlug. Sie sah den Schnitt, den die scharfe Pfeilspitze in seinen weichen Schnabelschuh gemacht hatte. Wahrscheinlich hatte sie ihm die Zehen angeritzt.
    Adam nutzte aus, dass seine Gegner abgelenkt waren. Er befreite sich von seinem Umhang, auf dem der Blonde mit einem Fuß stand, rollte außer Reichweite und sprang auf. Hedwig wusste, dass sein Weib inzwischen hinter ihr stand. » Mach den Klepper los«, befahl sie ihr, ohne sich umzusehen.
    » Das habe ich schon getan«, gab Irina zurück.
    Graf von Friesack trug einen buschigen braunen Bart und ebensolche Augenbrauen, deshalb war von seinem Gesicht nicht viel zu sehen, doch was man sah, war rot vor Wut. » Das bezahlst du«, sagte er.
    » Ich bin hergekommen, weil ich dachte, dass ein Ritter mir seine Hilfe nicht versagen würde. Statt mir zu helfen, habt Ihr meine Familie und mich beleidigt und Leute bedroht, die mir ihren Beistand freigebig angeboten haben. Ich glaube nicht, dass ich Euch etwas schuldig bin. Lasst uns ziehen, bevor noch Ärgeres geschieht.« Ohne eine Antwort abzuwarten oder den Bogen zu senken, ging sie Irina voraus, die das Pferd hinter ihr herführte. Von Adam war nichts mehr zu sehen.
    Erstaunlich gelassen verharrten die Männer um den Burgherrn an ihren Plätzen. Hedwig ließ sich nicht täuschen. Unberechenbarer und bösartiger als jeden Bären und Wolf hatte Richard Männer wie diese genannt, als er sie vor den Gefahren ihrer Reise gewarnt hatte. Wenn diese Kerle so ruhig blieben, dann nur deshalb, weil sie trotz ihrer Lage überzeugt waren, dass sie am Ende siegen würden.
    Sie blieb den Männern zugewandt, während sie mit Irina den Hof verließ. Tristan machte es ebenso. Der Hund hatte verstanden, wer der Feind war, und beobachtete jede Bewegung der schweigenden Gruppe mit gesträubtem Nackenfell.
    Die letzten Schritte aus dem Tor hinaus ging Hedwig rückwärts. » Steig auf, Irina«, sagte sie.
    Dem Hufgescharr und Irinas leisem Schelten nach machte der Klepper es ihr nicht leicht, doch es gelang.
    Kurz darauf hatte das Spielweib ihr die Hand und den Steigbügel gereicht, und sie saßen gemeinsam auf dem Pferd, Hedwig hinter dem Sattel. Im Galopp preschten sie zwischen Hühnern und Hunden hindurch, am Wirtshaus vorbei und aus dem Dorf, zu der Stelle, wo Adam bereits mit den anderen Pferden und Mauleseln wartete. Flink sprang Irina ab und auf ihr eigenes Pferd.
    » Du verdammter Schafskopf«, schleuderte sie ihrem Gatten entgegen.
    » Lass uns später darüber reden, mein Morgenstern. Jetzt müssen wir erst einmal…«
    » In den Wald«, befahl Hedwig. An keinem anderen Ort würde sie sich sicher fühlen.
    Selbst die Maulesel mit ihrer hastig mehr schlecht als

Weitere Kostenlose Bücher