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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Ich esse auf dem Weg.«
    Nur ihren Bogen und den Köcher nahm sie mit, über alles andere ließ sie Tristan Wache sitzen. Sie war überzeugt, dass er nicht einmal die Spielleute an ihr Gepäck heranlassen würde.
    Es war eine Erleichterung für sie, wieder allein und zu Fuß im Wald unterwegs zu sein. Der Lärm, den sie mit den Pferden verursachten, hatte ihr Unbehagen bereitet. Gewöhnlich bewegte sie sich so leise, dass sie das Wild nicht von Weitem warnte. Je näher sie an ihre Beute herankam, desto sicherer traf ihr Schuss. So wie nun, als ein Kaninchen dicht vor ihr aufsprang. Im Vorübergehen erlegte sie es, hängte es aber in einen Baum. Auf dem Rückweg würde sie es mitnehmen, damit auch ihr Hund sein Futter bekam. Den Habicht hatte sie seit dem Besuch in der Burg aus den Augen verloren.
    Flink und ständig lauschend folgte sie der Spur zurück, die sie mit den Spielleuten hinterlassen hatte, und biss dabei in ihr Brot. Allmählich wurde es dunkel, und sie war müde, aber sie würde erst Ruhe finden, wenn sie wusste, wo die Ritter sich aufhielten.
    Sie fand die Männer schließlich abseits von ihrer eigenen Spur, weil sie dem Getöse nachging, welches sie veranstalteten. Die fünf trugen ihre Rüstungen und Waffengehänge, die klirrten und klapperten, zwei angeleinte Hunde winselten und jiffelten, und die Ritter selbst unterhielten sich ungedämpft, wenn auch nicht so laut, dass aus der Entfernung jedes Wort zu verstehen war. Sie hatten angehalten und waren sich offenbar nicht einig, wie es weitergehen sollte.
    Mit klopfendem Herzen schmiegte Hedwig sich an einen Baum. Wurde sie entdeckt, bliebe ihr nur die Flucht, denn den Plattenpanzer einer schweren Rüstung konnte sie mit ihren Pfeilen nicht durchdringen. Ein starker Kriegsbogen hätte das vollbracht, doch für so eine Waffe fehlte ihr die Kraft. Nicht einmal Richard hatte Bögen geschossen, die so schwer zu spannen waren, denn für die Jagd reichten die leichteren aus. Sie wusste, dass es kleine Schwachstellen in den Rüstungen gab, glaubte aber nicht, sie bei dem schlechter werdenden Licht treffen zu können.
    » Wir kehren um!« Hedwig erkannte den neuen Grafen von Friesack an der Stimme.
    » Das kannst du nicht machen, Bredow. Sie hat auf dich geschossen. Willst du zum Gespött werden?«, sagte der blonde von Schwarzburg.
    » Ach was. Aus lauter Angst hat die kleine Hexe den Pfeil abgelassen. Wegen dieser Handvoll fahrenden Gesindels hole ich mir heute Nacht keinen kalten Hintern. Such du sie, wenn es dir so wichtig ist, dass dein werter Bruder sein Recht erhält.«
    » Hättest du anständige Hunde, dann hätten wir sie längst gefasst.«
    » Gerade weil es gute Hunde sind, setze ich sie nicht aufs Spiel. Sie bleiben an der Leine.«
    » Was taugt ein Hund, den man nicht losmacht, weil er beim Hetzen verloren geht?«
    » Erstklassige Bärenkämpfer sind es. Davon verstehst du nichts.«
    » Nein, ich gestehe, das…«
    Die Männer hatten ihre Pferde gewendet und ritten zurück in Richtung Friesack, sodass Hedwig der Rest des Gespräches entging. Sie wartete noch einen Augenblick und dankte dem Himmel dafür, dass der Graf von Friesack faul war und nichts davon verstand, seine Hunde zu erziehen.
    Es war vollkommen dunkel, als sie endlich wieder auf die umgestürzten Bäume stieß, wo sie ihre Begleiter zurückgelassen hatte. Zu ihrer Freude saß oberhalb der Stelle, wo ihr braver Hund auf sie wartete, Isolde auf einem Ast. Noch bevor sie die ebenfalls gespannt wartenden Spielleute begrüßte, begann sie schon, ihr erjagtes Kaninchen an Habicht und Hund zu verteilen.
    » Der Vogel gehört tatsächlich zu ihr. Nun sag nicht, sie hat auch noch gewildert«, sagte Adam mit schwacher Stimme zu seinem Weib.
    » Unsinn. Natürlich hat sie das nicht. Jedenfalls nicht, solange du es nicht herumposaunst«, sagte Irina.
    Hedwig lächelte. » Ich nehme nur das Nötigste. Und ich lasse es niemanden sehen.«
    Adam schüttelte den Kopf. » Es ist besser, wir trennen uns bald.«
    Hedwig wischte sich die vom Zerlegen des Kaninchens schmutzigen Hände im Gras ab, ohne in der Dunkelheit genau zu sehen, was sie tat. Sie durften es nicht wagen, Feuer zu entzünden. » Ja. Ich muss nach Böhmen. Könnt ihr mir vielleicht sagen, wo das ist?«
    Einen Moment lang schwieg das Paar, dann kicherte Irina. Adam lachte laut. » Du wusstest wohl die ganze Zeit nicht, wovon ich gesprochen habe, als ich von den Hussitenaufständen erzählte, nicht wahr? Du bist ein seltsames Mädchen.

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