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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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recht wieder befestigten Ladung wurden zum Galopp gezwungen, bis sie den nächstgelegenen Waldessaum erreichten. Eilig trieben Hedwig und ihre Begleiter die Tiere auf einem kleinen Pfad zwischen die Bäume. Erst als sie vom Weg aus nicht mehr gesehen werden konnten, hielt Hedwig inne. » Sie werden uns folgen«, sagte sie.
    » Bei Gott, das werden sie. Was ist Euch eingefallen, Jungfer, uns so einen Ärger einzuhandeln? Ihr könnt doch nicht einen Haufen Ritter mit einer Waffe bedrohen«, sagte Adam und hielt sich stöhnend die Hand vor die Augen.
    Hedwig hatte diesen Vorwurf von ihm nicht erwartet, wusste aber, dass er recht hatte. Auch Richard hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn er gewusst hätte, wie ungeschickt sie ihre Suche begonnen hatte.
    Bevor sie sich dazu äußern konnte, kam Irina ihr zuvor. » Schäm dich, Adam. Wie kannst du das Mädchen dafür schelten, dass sie unsere Haut gerettet hat? Was glaubst du, was Herr Gerhardt von Schwarzburg von dir übrig gelassen hätte? Und du weißt, womit du es dir verdient hast, du…! Ich habe doch gesagt, dass sie dich damit nicht davonkommen lassen. Aber du musstest ja…«
    » Konnte ich ahnen, dass die Herren den Teufel auf ihrer Seite haben und so schnell der Wunsch in ihnen aufsteigt, sich zu beschweren, dass uns von Schwarzburg sogar überholt? Ira, du hast die Tiere gesehen. Sie waren wirklich nicht in bestem Zustand. Um mir zu unterstellen, ich hätte bei dem Geschäft betrügerische Absichten gehegt, muss jemand doch selbst eine schlechte Seele besitzen.«
    Der Name » von Schwarzburg« brachte in Hedwig eine Erinnerung zum Klingen. Günther von Schwarzburg war der Erzbischof von Magdeburg und ein erbitterter Feind der von Quitzows. Während ihr Vater den Kurfürsten nur überheblich › den Tand aus Nürnberg‹ genannt hatte, war von Schwarzburg ihm › der Erzbuschklepper‹ gewesen. » Welcher war Gerhardt von Schwarzburg? Hat er mit dem Erzbischof von Magdeburg zu tun?«, fragte sie.
    Adam sah sie mit großen Augen an. » Ob er…? Woher kommst du unwissendes Geschöpf denn bloß? Das hellhaarige Biest ist der Bruder des Erzbischofs.«
    » Und ihr beide habt es euch mit ihm ebenso verdorben wie ich. Wir sollten jetzt aufhören zu schwatzen und versuchen zu entkommen«, erwiderte sie und trieb den Klepper an.
    Mit einer tragischen Geste legte Adam sich die rechte Hand auf die Brust. » Wozu unsere Herzen in verzweifelter Flucht erschöpfen? Sie werden uns ohnehin fangen. Wir werden sie hier erwarten und uns ihnen zu Füßen werfen.«
    Irina hieb ihrem Pferd die Fersen in die Weichen, um Hedwig zu folgen. » Das kannst du allein tun, mein Lieber. Ich für meinen Teil habe weniger Angst vor dem Wald als vor den hohen Herren.«
    Er seufzte geräuschvoll. » Nun, wenn es so ist… Ich kann euch Weiber ja nicht ohne Schutz lassen.«
    Hedwig führte die Spielleute so rasch wie möglich tiefer in den auch ihr unbekannten Wald. Je weiter sie sich von Dorf und Burg entfernten, desto dichter wurde das Unterholz, und die Pferde der Spielleute ließen sich nur noch mühsam voranbewegen. Hedwigs Klepper dagegen fühlte sich in seiner Führungsrolle wohl und war zu ihrer Freude gehorsam. Es schien, als wäre er erst an diesem Tag richtig aufgewacht.
    Nachdem sie sich lange Zeit durch das Gestrüpp gequält hatten, stießen sie auf eine von einem Sturm geschaffene kleine Lichtung mit einem Tümpel. Die noch mit grünen Trieben besetzten Reste dreier umgestürzter Baumriesen lagen in einem niedrigen Bett aus Blaubeersträuchern, Binsen und jungem Gras. Hier hielt Hedwig an und stieg ab. Verunsichert folgten Irina und Adam ihrem Beispiel. Zu Hedwigs Unverständnis schien ihnen der Wald tatsächlich kaum weniger Angst zu machen als die Männer, die ihnen vielleicht folgten.
    » Was hast du vor?«, fragte Adam.
    » Ihr lagert hier, und ich schleiche zurück und sehe nach, ob die Männer uns auf den Fersen sind.«
    Irina stieg ebenfalls ab und griff in eine ihrer Satteltaschen. » Das ist gut. Du scheinst dich im Wald weit besser auszukennen als wir. Aber wenn es dir geht wie mir, musst du vorher etwas essen.« Sie hielt Hedwig Brot und Käse hin.
    Einen Moment lang wollte Hedwig das Angebot ausschlagen, weil sie selbst das Brot aus der Burg in ihrer Gürteltasche hatte. Doch dann sah sie etwas in Irinas ernstem Gesicht, das sie die Gabe annehmen ließ. Es war, als wolle das Spielweib sich auf diese Art bei ihr bedanken. Sie lächelte. » Hab Dank.

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