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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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du es dahin bringen können, dass wir unsere Mahlzeit und ein Glas Wein mit dir teilen.«
    » Oder gar unser Bett«, warf sein Tischnachbar ein. Bis auf den Geistlichen lachten die Männer.
    Der widerwärtige Klang ihres Lachens ließ Hedwig schaudern, aber sie war nicht bereit, sich so schnell in die Flucht schlagen zu lassen. » Und was ist mit meinem Onkel? Über ihn scheint Ihr doch mehr zu wissen. Wo ist er?«
    » Möge ihn der Teufel holen, so wie er seinen Bruder schon geholt hat«, sagte der Burgherr und leerte mit grimmiger Miene sein Glas vollends.
    Der glatte Blonde hob sein Glas. » Da dies ganz im Sinne meines Herrn und Bruders ist, trinke ich darauf mit, Bredow.«
    Der Burgherr stellte sein Glas mit einem kleinen Knall ab. » Nennt mich nicht immer Bredow. Ich bin Burggraf von Friesack. Weiß Gott, ich hätte weit mehr verdient als das. Und du, scher dich hinaus, Metze, und erzähl deine Märchen woanders, bevor ich etwas Kurzweiligeres mit dir anzufangen finde.«
    Hedwig trug griffbereit rechts und links an ihrem Gürtel zwei scharfe Jagdmesser, mit denen sie schon mehr als einem bedrohlichen Tier ein Ende bereitet hatte. Sie wusste, dass sie keine leichte Beute für diese Männer gewesen wäre, doch der Graf von Friesack klang wütend. Mit Beharrlichkeit würde sie hier nichts mehr erreichen.
    Anmutig, wie Richard es sie gelehrt hatte, verabschiedete sie sich mit einem Knicks und ging mit gebeugtem Kopf einige Schritte rückwärts, bevor sie sich umwandte. Als sie aufsah, flüsterte des Grafen Tischnachbar ihm eben etwas ins Ohr. Beide blickten ihr auf eine Weise nach, die nichts Gutes verhieß.
    Eilig lud sie sich draußen ihr Bündel und ihren Köcher wieder auf den Rücken, behielt den Bogen aber in der Hand. Ihrem Gefühl nach hätte sie die Burg möglichst rasch verlassen sollen, doch ganz aufgeben wollte sie noch nicht. Sie erinnerte sich daran, welche Tür vom Hof direkt in die Küche führte. Immerhin hatte der Burgherr ihr ein Stück Brot angeboten, das gab ihr einen guten Grund, dort hineinzuschauen. Wieder ließ sie ihren Hund vor der Tür Wache halten.
    Fünf Menschen waren um die Herdfeuer herum beschäftigt: ein Koch, drei Mägde und der Knecht vom Hof. Ihr lebhaftes Gespräch brach ab, als Hedwig den Raum betrat, und sie sahen sie mit schuldbewussten Mienen an.
    Die älteste Magd, deren dünne graue Haare unter der Haube hervorsahen, nickte unaufhörlich, als spräche sie ein stummes » Ich habe es ja gesagt.«
    Sie war die Einzige, die Hedwig bekannt vorkam. » Kenne ich dich von früher, als ich noch ein Kind war?«, fragte sie die alte Frau.
    Diese zuckte verlegen mit den Schultern. » Ich kenne Euch.«
    Hedwig setzte ihren Bogen auf ihrem Schuh auf und seufzte. » Dann hilf mir, ich bitte dich. Wenn du auch nur von einem Einzigen aus meiner Familie weißt, wo er ist, sag es mir.«
    Statt der Frau sprach der Knecht. » Köne von Quitzow und sein Onkel Johann dienen Kurfürst Friedrich. Sie werden beide in Böhmen auf dem Feldzug gegen die verdammten Hussiten sein.«
    Hedwig ließ sich nicht anmerken, dass sie nicht einmal wusste, wo Böhmen lag. » In Böhmen? Wo?«
    » Ich weiß bloß, dass der Kurfürst seine Männer in Aussig sammelt.«
    Sie lächelte dankbar. » Dann werde ich dort suchen.«
    Der Mann zog ungläubig die Brauen hoch, schwieg aber dazu. Eine der jüngeren Frauen dagegen brachte Hedwig ein großes Stück Brot. » Euer Vater war nicht schlimmer als andere. Ich bete für Euch«, sagte sie.
    Nun war es an Hedwig zu staunen. » Hab Dank«, sagte sie berührt und verstaute verlegen das Brot in der kleinen Jagdtasche an ihrem Gürtel. Bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, hörten sie durch den offenen Gang zur Halle, wie dort Lärm ausbrach. Es polterte, Metall klirrte. » Ergreift sie«, rief der Burgherr.
    Hedwig stürmte aus der Küche und mit Tristan auf den Fersen zu ihrem Pferd. Um vom Hof zu fliehen, konnte die Zeit nicht mehr ausreichen. Noch während sie herumwirbelte, hob sie ihren Bogen und legte einen Pfeil auf. Erst dann erkannte sie, dass die Aufregung nicht ihr galt.
    Mit fliegenden bunten Gewändern rannten Adam und seine Frau Irina auf das Burgtor zu, den neuen Grafen von Friesack und die anderen Herren dicht hinter sich. Irina hatte einen Vorsprung, sie war verblüffend schnell und hätte den Männern vielleicht davonlaufen können. Doch der Blonde bekam Adam am Umhang zu fassen und riss ihn zu Boden. Ohne nachzudenken, trat Hedwig einige Schritte

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