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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Holzgerüst mit dem rauschenden Wasser darunter unheimlich war. Auch dem Reiter war dies bewusst, sodass er dem Tier vorsorglich die Sporen gab. Der Erfolg war, dass es die Brücke mit drei gewaltigen, polternden Sätzen überwand und auf der anderen Seite nur mühsam zu zügeln war. Wütend hieb Ludwig ihm erneut strafend die Sporen in die Seiten und ließ es dann galoppieren.
    Für den Augenblick erleichtert, blickte Hedwig ihm nach, nur um kurz darauf mit Grauen festzustellen, dass er den Weg zu dem kleinen Waldstück einschlug, in dem Mara und sie ihr Lager aufgeschlagen hatten.
    Beinah fiel sie aus dem Baum, so eilig hatte sie es nun. Ohne einen Gedanken an Ziemlichkeit zu verschwenden, schürzte sie ihr Kleid, dann rannte sie los, wie sie seit Jahren nicht gerannt war.

    Wilkin war entschlossen, den Wirt umzubringen, falls der ihn noch einmal auf seine widerwärtige Art angrinsen würde. Er hatte einen ganzen Tag mit dieser Sache vergeudet und wenig erreicht. Deshalb würde er dem habgierigen Abtrittputzer von einem Wirt nun ein letztes, angemessenes Angebot machen und ihm danach die blanke Klinge zeigen, wenn er nicht einwilligte.
    Es war eine erbärmliche Geschichte, in die er sich da hatte hineinziehen lassen, aber seine Ehre hatte ihm keine Wahl gelassen. Ein alter Ritter namens Eckhart war nach vier Wochen Siechtum im Gasthaus » Zur silbernen Au« gestorben. Nur für eine Woche davon war das Hab und Gut des verarmten alten Mannes nach Ansicht des Wirtes ausreichende Bezahlung gewesen. Und selbst das nur dann, wenn man den Toten bloß in seinem schäbigen Hemd begraben hätte.
    In seiner hinterhältigen Schlauheit hatte nun der Wirt den Leichnam seines ehemaligen Gastes noch im Haus behalten und sich mit seiner Klage an den nächsten Ritter gewandt, der des Weges kam– und das war Wilkin.
    Es war wohlbekannt, dass jeder echte christliche Ritter es als seine Pflicht betrachtete, einem verstorbenen Standesgenossen ein christliches und ehrenhaftes Begräbnis zu ermöglichen. Auch wenn dies bedeutete, dass er zuvor dessen Schulden bezahlen musste, damit der Gläubiger die Leiche nicht auf dem Schindanger verscharren ließ.
    Nun hätte Wilkin willig seine Pflicht getan und die Sache schnell bereinigt, wenn sein Geldbeutel nicht, wie meistens, erschreckend mager gewesen wäre. Umso erschreckender, da er noch nicht einmal wusste, wie lange seine Reise dauern würde.
    Er hatte entsprechend den Wirt um einen Aufschub gebeten und war– mit so viel Würde, wie er dabei bewahren konnte– zum Wohle der Seele des Toten betteln gegangen. Bei allen Rittern, die er im Umkreis ausfindig machen konnte, hatte er sein Glück versucht und einen Beitrag erbeten. Ein Dutzend hatte er getroffen, doch die Hälfte von ihnen hatte ihm das edelmütige Anliegen nicht geglaubt und den Beutel stecken lassen.
    Zwar hätte er für diese Beleidigung von ihnen Genugtuung fordern können, doch da er schon zu Beginn seines Vorhabens zu dem Schluss gekommen war, dass er selbst auch eher zu denen gehört hätte, die dem Bittsteller keinen Glauben schenkten, hatte er sich in Demut geübt und auf die sinnlose Anstrengung verzichtet.
    Die Summe, die er zusammengebracht hatte, betrug etwas mehr als die Hälfte des vom Wirt geforderten Betrags. Er konnte nur hoffen, dass nicht das Begräbnis noch zusätzliche Kosten verursachen würde.
    Zu seinem eigenen Glück grinste der Wirt nicht, als er das Geld von Wilkin in Empfang nahm. Er wog die Münzen in der Hand, zählte sie, ließ sie zurück in den Beutel klimpern und schob sinnend seine dicke Unterlippe vor.
    Ungeduldig griff Wilkin nach der Lehne eines Stuhls. » Was ist? Reicht es aus?«
    » Mein Herr, ich weiß, Ihr habt getan, was in Eurer Macht stand. Und daher will ich mich zufriedengeben, obwohl es zu meinem Schaden ist. Ich frage mich nur, ob Ihr Euren eigenen Beutel noch ein wenig weiter öffnen würdet, wenn ich Euch etwas erzählen würde, das Eure früheren Fragen betrifft und das allgemein für Euch von Nutzen sein könnte.«
    Wilkin hielt es für mehr als unwahrscheinlich, dass sein gerissenes Gegenüber während seiner Abwesenheit etwas Neues erfahren hatte, das für ihn von Belang war. Gewiss wollte der Elende nur herausfinden, wie viel bei ihm noch zu holen war.
    Kühl sah er dem Wirt in die Augen. » Bringt den Toten herunter und schickt Euren Knecht, dass er ihn mit dem Wagen zur Kirche bringe. Ich werde ihm nachreiten und mit dem Priester das Nötigste bereden.«
    Der Wirt zog

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