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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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können.
    Richard hatte sie zwar darauf vorbereitet, dass sie als Frau allein misstrauisch beäugt werden würde, doch sie hatte sich die Neugier der Leute nicht so lästig vorgestellt. Es war gut, dass sie nun mit Menschen unterwegs war, zu deren Handwerk es gehörte, alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Am nächsten Tag passierten sie auf ihrem Weg durch die Mückenschwärme des nassen Havelländischen Luchs Ribbeck, Berge und Lietzow, um am Abend in Nauen einzukehren. Und in Nauen war es, wo Hedwig lernte, ihren Namen mit Vorsicht zu nennen. Die Stadt hatte sich noch nach sieben Jahren nicht von einem großen Brand erholt, der seine Ursache in einem Rachefeldzug ihres Vaters gehabt hatte.
    Nicht nur, was ihren Namen betraf, wurde Hedwig vorsichtiger. Sie beobachtete Irina, die oft genug den Ton angab, wenn sie unter sich waren, vor den Leuten jedoch stets einen Schritt hinter Adam zurücktrat. Ihre geschmeidigen Tänze, ihre kleinen Kunststücke auf dem Seil, ihr Gesang und ihre Musik waren gekonnt und sprühten vor Lebensfreude und Übermut, doch sobald sie ihre Vorführung beendet hatte, senkte Irina demütig das Haupt. Im Gegensatz zu Adam, der sich ungehemmt feiern ließ.
    Auch Hedwig hatte von Richard gelernt, ihren Stolz auf das, was sie erreichte, nicht zur Schau zu stellen. Er hatte ihr zu verstehen gegeben, dass ein Weib vor allem durch Bescheidenheit und stille Anmut geadelt wurde, und sie hatte sich Mühe gegeben, ihm zu gefallen, auch wenn es ihr schwerfiel.
    Allerdings war Richard gleichzeitig Unaufrichtigkeit besonders verhasst gewesen. Er hatte von ihr verlangt, ehrlich auszusprechen, was sie dachte, und nicht zu heucheln. Das Ergebnis hatte seinem Ideal von » Bescheidenheit und stiller Anmut« oft genug widersprochen.
    Nun überlegte sie, ob es Heuchelei war, wenn Irina ihren Stolz auf ihre Kunst verbarg, nachdem sie etwas Wunderbares vollbracht hatte. Denn stolz war sie auf ihre Kunst. Oder war es einfach die Klugheit eines Weibes, welches darauf angewiesen war, sein Publikum niemals gegen sich aufzubringen?
    Gewiss war es unaufrichtig, ihre Herkunft und die eigenen Fähigkeiten zu verleugnen, doch wenn Hedwig Richards letzten Wunsch erfüllen wollte, dann musste sie reisen, ohne ständig in Schwierigkeiten zu geraten. Kurzerhand wickelte sie ihre zusätzlichen Bögen und Richards Schwert so ein, dass nicht mehr zu erkennen war, worum es sich handelte. Nur einen Bogen behielt sie griffbereit, von dieser Gewohnheit konnte sie sich nicht trennen. Ebenso wenig konnte sie die Größe ihres Pferdes ändern. Sie war schon froh, dass es ihr gelungen war, den Habicht noch in den Sümpfen so sattzufüttern, dass er ihr nicht in die betriebsame Siedlung gefolgt war.
    Von Nauen ging es weiter nach Kartzow, einem Dorf, das seinen einzigen Vorteil daraus zog, an der Straße zwischen Nauen und Saarmund zu liegen. Ein Dorfkrug bot ihnen Unterkunft. Einen langen, verregneten Tag später gelangten sie nach Saarmund.
    Inzwischen waren sie eine eingespielte Gemeinschaft. Adam und Irina sorgten mit ihren Vorführungen dafür, dass die Leute ihnen Nachtlager und Mahlzeiten boten. Nebenbei fanden sie immer jemanden, der ihnen sagen konnte, welchen Weg sie nehmen sollten, um ihrem Ziel ein weiteres Stück näher zu kommen. Hedwig dagegen übernahm einen großen Teil der Arbeiten, die mit den Händen getan werden mussten. Zu ihrer Verwunderung stellten sich die Spielleute in diesen Dingen so ungeschickt an, als hätten sie wenig Erfahrung darin. Nicht einmal ein Feuer konnten sie mit Leichtigkeit entfachen, geschweige denn flink ein Huhn rupfen und zubereiten. Nur mit den Pferden kannte Adam sich aus, was allerdings nicht bedeutete, dass er sich gern die Finger an ihnen beschmutzte.
    Sie wusste, dass die beiden lange Zeit in Magdeburg am Hof des Erzbischofs gelebt hatten. Dort musste etwas vorgefallen sein, das sie in Misskredit gebracht hatte. Weil das Paar jedoch nicht von sich aus über die genaueren Umstände sprach, wollte sie nicht danach fragen. Schließlich taten die beiden auch ihr umgekehrt den Gefallen, sie nicht mit Fragen nach ihrer Herkunft zu bedrängen.
    Einstmals hatte von Saarmund aus Albrecht der Bär die deutsche Zauche gegen slawische Angriffe von Teltow her verteidigt. Inzwischen jedoch gedieh auch diese Stadt aufgrund ihrer Bedeutung als Zollstätte an einer wichtigen Handelsstraße. Wer auf dieser Straße von Berlin nach Wittenberg oder weiter bis Leipzig reiste, kam um einen Aufenthalt in

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