Die Bogenschützin: Roman (German Edition)
können nichts als plumpe Beleidigungen hervorbringen. Was wirft man den Spielleuten vor?«
» Rosstäuscherei.«
Im Hintergrund gab Adam einen Laut des Widerspruchs von sich, der jedoch rasch erstickt wurde.
Nun trat von Schwarzburg neben den Burgherrn. » So gut wie Diebstahl. Und das, nachdem mein Bruder in seiner maßlosen Großzügigkeit jahrelang die nichtswürdige Sippe dieses Spielmanns an seinem Hof geduldet hat. Macht kurzen Prozess, vergeudet nicht Eure Zeit mit solchem Kehricht, Graf Ebeling.«
Hedwig hob ihr Kinn noch ein Stück höher. » Mein Vater hatte einen hübschen Namen für Euren Bruder in seiner maßlosen Großzügigkeit.«
Bevor ihre unbedachte Zunge noch mehr offenbaren konnte, hob der Burgherr die Hand, als wolle er sie schlagen, und sie kniff die Lippen zusammen.
Doch er schlug sie nicht, sondern seufzte und senkte die Hand wieder. » Überlasst mir, womit ich meine Zeit vergeude, Herr von Schwarzburg. Und du, Jungfer, hältst den Mund. Ich bin Ebeling von Krummensee, nicht ein kleiner Bredow von Möchtegern-Friesack, der sich von dir zum Narren machen lässt.«
Mit zielstrebigen, doch nicht groben Handgriffen streifte er ihr die Gugel ab, dann ihren Umhang. Nun hielt sie den Kopf gesenkt, dennoch nahm sie wahr, wie er sie musterte. Das Schweigen im Raum lastete unerträglich auf ihr. Ebeling von Krummensee zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und begutachtete ihn. » Bussardfedern? Keine schlechte Arbeit.« Er griff ihr mit einer Hand ins Gesicht und zwang sie, ihn anzusehen. Wütend funkelte sie ihn an.
» Ja«, sagte er. » Mir musst du nicht erklären, wer deine Eltern sind, kleine Luchsfähe. Du hast Glück, dass du das Gesicht deiner Mutter hast, denn sonst scheinst du alles von deinem Vater zu haben. Von Schwarzburg sagt, du hättest dem neuen Herrn von Friesack in den Zeh geschossen. Da frage ich mich, ob du dabei nun gut oder schlecht gezielt hast.«
» Seid gewiss, dass ich treffe, was ich treffen will«, fauchte sie.
Der noch immer erheiterte Cord, der sich seines schwarz brünierten Harnischs entledigt hatte und sich nun helfen ließ, das Kettenhemd auszuziehen, schnaubte spöttisch. » Lass sie doch vorschießen. Wäre ich in sicherer Deckung, würde ich gern sehen, wie sie ihre kleinen Pfeile verstreut.«
Hedwig trat nach ihm, obgleich sie wusste, dass er außer Reichweite war. Je länger der Mann hinter ihr sie festhielt, desto weniger klar konnte sie denken. Noch nie hatte jemand sie auf diese Art festgehalten, ihr wurde schwindlig vor Wut. Sinnlos begann sie sich gegen die Umklammerung zu wehren.
Cord lachte wieder. » Was für eine Wilde. Sieh dir an, wie sie mich geschnitten hat, Onkel.«
Graf Ebeling von Krummensee warf ihm einen verächtlichen Blick zu. » Willst du Wiedergutmachung von einem Weib?«
» Warum nicht?« Bevor sein Onkel ihm noch etwas erwidern konnte, trat Cord vor Hedwig, umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht und küsste sie genussvoll auf den Mund. » So, damit sind wir quitt. Und nun lass sie endlich los. Sie wird schon ganz blau im Gesicht.«
Hedwig war vor Entrüstung und Erleichterung benommen, als sie losgelassen wurde, dennoch ging ihr erster Blick zur Tür. Zu ihrem Bedauern versperrten zwei Männer mit verschränkten Armen den Durchgang. Sie sah sich nach ihrem Hund um und entdeckte, dass er ebenfalls festgehalten wurde. Vier Hände waren dazu nötig, und Tristan schien über seine Lage ebenso wütend wie sie. » Lasst meinen Hund los«, befahl sie.
Mit dem eben noch grimmigen Gesicht des Burgherrn ging eine auffallende Veränderung vor sich, ein spöttisches Leuchten zeigte sich darauf. » Was immer du wünschst, mein Kind. Wenn aber dein Köter einen meiner Männer beißt, dann hat dieser die Erlaubnis, dich dafür übers Knie zu legen.«
Sie zuckte mit den Schultern. » Mein Hund gehorcht. Im Gegensatz zu denen anderer Leute.« Verächtlich streifte sie Gerhardt von Schwarzburg mit einem Blick, bevor sie ihren Hund aus den Händen der Ritter befreite und ihm befahl, bei Fuß zu bleiben.
Von Schwarzburg wandte sich seinem Gastgeber zu. » Was soll das werden? Ich verlange, dass Ihr sie gefangen setzt und verurteilt. Ganz gleich, woher das Weib stammt, sie hat sich mit dem Lottervolk zu einer Bande zusammengeschlossen. Und wenn sie ihrem Vater ähnelt, umso schlimmer. Desto wahrscheinlicher neigt sie zu Wegelagerei, Raub und Mord.«
Ebeling von Krummensee legte ihm seine Pranke auf die Schulter. » Ach, Gerhardt, nun seid
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