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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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langen Weg verloren gegangen war: Die meisten Hussiten, Ketzer oder schlimmer genannt, waren nicht anders als er selbst, mit Überzeugungen, die nur wenig von seinen eigenen abwichen, mochte die Kirche sagen, was sie wollte.
    Und er hatte es satt, sie zu töten.
    Er war siebenunddreißig Jahre alt und würde sein Leben ändern. Wie er es vorgehabt hatte, würde er seinen Vater aufsuchen und seine Ländereien. Danach wollte er sich erkundigen, wo Hedwig von Quitzow sich aufhielt und wie es ihr ging. Und wenn sich herausstellte, dass sie wohlbehalten und für ihn weiterhin so unerreichbar wie der Mond war, dann würde er ein anderes Weib ehelichen und sich ein Heim errichten.
    Nur dieser feste Entschluss ließ ihn den Überdruss ertragen und den Abend über und den halben nächsten Tag geduldig ausharren, bis die jungen Ritter sich und ihn ausreichend gefeiert hatten und das Schlachtfeld bereinigt war.
    Er dachte darüber nach, ob er Dieter loswerden konnte, indem er ihn mit den anderen schickte, die weiterziehen würden, um sich den hussitischen Eroberungs- und Plünderungszügen entgegenzuwerfen. Kurz bevor er es aussprechen wollte, fiel ihm ein, dass er damit genau das tun würde, was Kurfürst Friedrich und sein Sohn der Markgraf für gefährlich hielten. Er würde einen skrupellosen, unausgeglichenen und erschreckend starken von Quitzow mit einer Horde beeinflussbarer junger Brandenburger freilassen. Wenn er seinem Lehnsherrn gegenüber eine Pflicht hatte, dann war es sicherlich, dies zu vermeiden.

    Zu Cords Freude hielt Kaspar sich tatsächlich in Putlitz auf. Er war bei seiner letzten Unternehmung für seinen Lehnsherrn in der Uckermark am Bein verletzt worden und hinkte nun durch das Stadthaus, welches er im Winter anstelle der Burg mit seiner Familie bewohnte.
    Der alte Herr freute sich offensichtlich, ihn zu sehen, und machte keinen Hehl daraus, dass er den Ruhm, den sein Bastard sich erworben hatte, voller Stolz genoss.
    Cord bemerkte die Zeichen des Alters an ihm: die Falten, das schütter gewordene Haar und die schwach gewordene Sehkraft. Und er dachte zum ersten Mal daran, dass in nicht allzu ferner Zukunft der Tag kommen mochte, an dem sein nun fünfzehnjähriger Halbbruder Achim seine, Cords, Unterstützung brauchte, um sein Erbe zu schützen. Das empfand er als einen Grund mehr, möglichst bald in der Umgebung von Putlitz und Kyritz sesshaft zu werden.

17
    Das neue Leben
    J uli war drei Jahre alt, hatte die weichen dunklen Haare ihrer Mutter, wie ihr immer wieder gesagt wurde, und sie hinkte ein wenig. Ihr rechtes Bein, das ihr ein Pferd gebrochen hatte, als sie noch ein Säugling gewesen war, war nicht ganz gerade wieder zusammengewachsen. Die Kinder auf der Straße riefen ihr manchmal » Krüppelchen« nach. Sie weinte dann schnell und mochte deshalb nicht mit den anderen spielen.
    Sie hatte einmal einen Freund gehabt, Imre, den Sohn ihrer Amme Mara. Doch der war krank geworden und gestorben. Mara war immer noch sehr traurig deswegen. Juli war auch traurig, doch eigentlich konnte sie sich an Imre schon nicht mehr richtig erinnern.
    Und außerdem hatte sie ja ihre Hedwig, und mit der konnte sie am allerbesten spielen. Juli fand, dass Hedwig die schönste Edelfrau war, die es gab. Das sagte auch ihr Ehemann Wilkin. » Die Schönste von Pressburg« nannte er sie.
    Wilkin war nicht oft bei ihnen. Er war ein Ritter des Königs und reiste mit ihm überallhin. Erst wenn der König nach Italien zöge, um sich vom Papst zum Kaiser krönen zu lassen, dann wollte Wilkin Hedwig, Juli und Mara mitnehmen, das hatte er gesagt.
    Aber immer, wenn es aussah, als ginge es bald los, kam wieder etwas dazwischen. Juli war es gleich. Es gefiel ihr gut in Pressburg. Hedwig nahm sie mit in die Burg, wenn sie zu ihren Pferden ging, und Roman, der Junge, der dort auf dem Dachboden über dem Stall der Hundemeute schlief, ließ sie dann mit den jungen Welpen spielen. Manchmal durfte sie aber auch vor Hedwig in Tiuvels Sattel sitzen und sie auf einem Ausritt begleiten. An anderen Tagen besuchten sie gemeinsam die Edelfrauen des Hofstaates. Juli wusste, dass Hedwig das nicht gern tat. Aber sie selbst mochte es, wenn Hedwig sie beide von Mara besonders schön machen ließ, sie sah sich gern die Kostbarkeiten bei Hof an, und sie freute sich darauf, dass die Frauen ihr süße Leckereien zusteckten. Wilkin sagte, in Italien würde es noch prächtigere Dinge zu sehen geben, aber sie wollte lieber bei Roman und den kleinen Hunden

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