Die Bogenschützin: Roman (German Edition)
dankbar für Friedrichs Entscheidung, mit oder ohne Mitgift. Das weißt du, oder nicht?«
Sie nickte langsam. » Die Frage ist nur, ob du es noch immer bist. Ich glaube, du hast unsere Ehe schon oft bereut.«
Müde schloss er die Augen. » Bereut habe ich nur, dass wir diese Ehe selten so geführt haben, wie ich es mir gewünscht hatte. Freundschaft, Aufrichtigkeit, Liebe, Kinder, Wohlstand. Meine törichten Träume.«
» Du sprichst, als sei es schon gewiss, dass wir vor dem Ende stehen. Aber es wird sich alles zum Guten wenden, und wir beide sind dann immer noch hier. Zumindest, wenn du mir verzeihen kannst.«
Nun sah er ihr in die Augen. » Ich bin nicht sicher, ob es möglich ist, dass wir einander alles verzeihen.«
Hedwigs Herz wurde ihr so schwer, dass sie keine Worte mehr fand, bevor er ihr zunickte, in die Kammer ging und die Tür hinter sich schloss.
Am dritten Tag nach Könes Besuch erhielten Wilkin und Hedwig die Aufforderung, bei Hof zu erscheinen. Es war Helmwart, der die Nachricht früh am Morgen brachte, und er betonte, dass es bei der bevorstehenden Verhandlung nur um Dieters und Könes angeblichen Verrat und Wilkins angeblichen Mord an Ludwig gehen würde. Da er den Auftrag hatte, sie zur Burg zu begleiten, wartete der freundliche Pressburger in der Küche, während Hedwig mit vor Aufregung zitternden Fingern zuerst Wilkin beim Ankleiden half und sich dann selbst von Mara helfen ließ.
Nun erst wurde ihr bewusst, wie leicht es geschehen konnte, dass auch sie selbst als Verräterin oder Mörderin bestraft wurde und was das bedeutet hätte. Mara bliebe mit Juli allein und mittellos zurück, und kein Mensch würde sich für die beiden verantwortlich fühlen. Wie unklug es gewesen war, dass sie Cord nichts von seiner Tochter gesagt hatte. Wenn sie es recht überlegte, würde er allerdings vielleicht auch für Juli sorgen, nur weil sie ihn darum bat. Dazu musste sie das Geheimnis niemandem anvertrauen.
Mara stand hinter ihr und schloss mit Nadel und Faden die Rückennaht ihres anliegenden dunkelgrünen Unterkleides am Leib, damit es tadellos saß. Hedwig spürte, wie ihre emsigen Hände sich ein wenig langsamer bewegten, als sie ihr erklärte, dass sie Cord über Kaspar Gans zu Putlitz eine Nachricht senden und ihn um Hilfe bitten würde, falls Wilkin und sie nicht mehr in der Lage sein würden, sich um Juli zu kümmern.
» Ich werde auch für Juli sorgen«, sagte Mara mit kummervoll verzogener Miene.
» Das weiß ich ja. Aber allein wäre das schwierig für dich.«
» Ich würde heiraten«, sagte Mara, als staunte sie darüber, dass Hedwig etwas anderes annehmen konnte.
» Aber welchen Mann würdest du so schnell heiraten wollen?«, fragte Hedwig verblüfft.
» Helmwart. Er gefällt mir gut. Kedves. Und er kann mich auch gut leiden, das hat er gesagt.«
» Ach, Mara, das würde ich dir wirklich wünschen. Aber… Nun ja, warten wir ab. Vielleicht wird alles gar nicht so schlimm.«
Die Verhandlung wurde im Thronsaal geführt, wenn auch nur vor geladenen Zuschauern und nicht vor sämtlichen Schaulustigen des Hofes.
Die erste Angelegenheit, die zur Sprache kam, war der Tod Ludwig von Torgaus, und der Ankläger war Hans von Torgau.
Sein Sohn Ludwig wäre Wilkin bereits auf dem Weg von Brandenburg nach Ofen gefolgt, weil sie den Verdacht gehabt hätten, dass er mit dem Geld, das er seiner Majestät bringen sollte, verschwinden würde. Es wäre ein Leichtes, Zeugen dafür zu finden, wie Wilkin sich ständig überall verschulde und deshalb in großer Versuchung wäre, wenn es um Geld ginge.
Dass Wilkin nach langer Verzögerung doch noch in Ofen eintraf, hätte Ludwig freudig überrascht, doch in der Folge hätte er schnell bemerkt, dass seines Bruders Aufenthalt bei Hof unlauteren Zielen diente. Gefährten von Ludwig könnten bezeugen, dass dieser Wilkin zur Rede hätte stellen wollen. Und zwar kurz bevor der angebliche Unfall geschehen war, wenn man bei einer Pfeilwunde im Rücken denn überhaupt jemals von einem Unfall sprechen könne.
Als er die Pfeilwunde im Rücken erwähnte, ging ein leises Raunen durch den Saal, und Hedwig wechselte unwillkürlich mit Wilkin einen Blick. Hans von Torgau musste Ludwigs Grabstelle gefunden und seinen Leichnam untersucht oder zumindest den Priester der kleinen Dorfkirche befragt haben.
Seine ganze Anklage klang ausgefeilt überzeugend. Hedwig hielt vor Bangen ihre Hände so fest zu Fäusten geballt, dass ihre Fingernägel Kerben in die Handflächen
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