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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Gesicht wirkte plötzlich so regungslos, als hätte er eine Maske aufgesetzt. Als er kurz nach dem König den Saal verließ, strahlte Köne triumphierend und zeigte ihm die Faust.
    Hedwig konnte seine Haltung nicht teilen. Sie glaubte zwar, dass ihr Bruder seinen Gegner im Zweikampf nicht zu fürchten hatte, doch leicht würde von Schwarzburg es ihm gewiss nicht machen. Bevor Wilkin und sie von den Wachen zurück in ihr Haus geleitet wurden, trat Köne zu ihnen, um sich zu verabschieden, und sie fragte ihn, wie er so siegessicher sein könne.
    Er lachte auf seine dröhnende Art. » Warte ab, Mädchen. Wie ich von Schwarzburg einschätze, werde ich den Tag des Ordals damit verbringen, ihn auf der Flucht zu jagen wie einen Hasen. Er fürchtet das Urteil Gottes, der erbärmliche, mörderische Bischofsbruder. Und er weiß, dass ich ihn mit Genuss in Stücke hauen würde.«
    Trotz dieser ermutigenden Worte war Hedwig beunruhigt und fand in der Nacht keinen Schlaf. Wohlhabende Männer, die sich einem Ordal stellen mussten, suchten sich für den Tag der Vorbereitung oft einen hervorragenden Fechtlehrer, der ihnen rasch noch die erfolgversprechendsten Kniffe vermittelte. Köne hatte eine solche Maßnahme offenbar nicht in Erwägung gezogen, von Schwarzburg möglicherweise schon. Was, wenn ihr Bruder sich irrte und sein Gegner nicht schuldbewusst vor dem Kampf das Weite suchte, sondern bestens geschult antreten würde?
    Ihre Unruhe trieb sie aus dem Bett, das sie noch immer mit Juli teilte statt mit ihrem Gatten. Leise schob sie die Tür zu Wilkins und ihrem Schlafgemach auf. Wilkin saß im Hemd auf der Kleidertruhe, die Ellbogen auf den Knien, den Kopf in die Hände gestützt.
    » Ich kann nicht schlafen«, flüsterte sie.
    Er schien nicht überrascht darüber zu sein, dass sie zu ihm kam, doch vielleicht war es nur die Müdigkeit.
    » Fehlt dir das Gottvertrauen?«, fragte er leise.
    Sie setzte sich ihm gegenüber aufs Bett. » Hast du es denn? Glaubst du, dass Gottes Wahrheit sich in einem solchen Kampf offenbart?«
    Er nickte. » Ja, das glaube ich. Wie dein Bruder glaube ich allerdings auch, dass Gottes Wahrheit sich zumeist schon vor dem Kampf darin zeigt, wer die Flucht ergreift. Leider befürchte ich, dass mein… dass der alte von Torgau von Schwarzburg daran hindern wird zu fliehen und es doch zum Kampf kommen wird. Deshalb sitze ich hier und bete dafür, dass der Allmächtige mit dem Ausgang des Ordals keine anderen Absichten verfolgen möge, als die Wahrheit zu zeigen.«
    » Hätte von Schwarzburg Aussichten, gegen Köne zu gewinnen?«
    » Nicht, wenn es mit rechten Dingen zuginge. Aber möglich ist alles.«
    In angenehmer Vertrautheit schwiegen sie, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend. Bis Wilkin schließlich tief seufzte. » Gehst du mit mir zu Bett?«
    Trotz aller Sorge und Ungewissheit durchflutete Hedwig Erleichterung. Vielleicht war zwischen ihnen doch noch nicht alles verloren. Sie nickte und schlüpfte wortlos unter die Decke. Ebenso still gesellte er sich zu ihr, begann sie auf eine Weise zu küssen und zu streicheln, die zärtlich und traurig zugleich wirkte. Wären seine Traurigkeit und ihr gemeinsames Schweigen nicht gewesen, hätte sie glauben können, er hätte ihren Zwist vergessen. Doch auch an der Art, wie er später mit der Hand auf ihrem Bauch ohne ein Wort zu ihr einschlief, erkannte sie, dass er nichts vergessen hatte.
    Sie erfuhren am nächsten Tag nichts über die Zweikämpfer, hielten die Spannung jedoch besser aus als zuvor. Vorsichtig näherten sie sich einander wieder an, sprachen über nebensächliche Alltäglichkeiten, spielten, liebten sich am Abend in stummer Behutsamkeit, um sich am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang zu erheben, gemeinsam zu beten und sich anzukleiden.
    Die zur Ablösung erscheinenden Wachen brachten sie zum Burghof, wo der Kampf stattfinden sollte. Am Rande des ausgemessenen und eingezäunten Platzes wartete Köne in Begleitung einiger offensichtlich mit ihm befreundeter Männer. Von Schwarzburg war noch nicht anwesend.
    Hedwig bemerkte, dass einige der Anwesenden Wilkin bereits wieder respektvoll grüßten, was sie bei den vorherigen Gelegenheiten unterlassen hatten.
    Köne winkte ihnen, dem Anlass angemessen, ernst und würdevoll. Als die Glocke der Burgkapelle zur gemeinsamen Messe rief, die dem Ordal vorausgehen sollte, schickte der ebenfalls bereits anwesende Kaspar Schlick drei Männer zu von Schwarzburgs Unterkunft, um ihn holen zu lassen. Noch bevor

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