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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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lange, wie ich nur gewiss sein kann, dass ich dich getötet habe, du widerwärtiges Weib. Komm her und beug deinen Nacken für mein Schwert, dann lasse ich sie leben.«
    Ein kleines Mädchen allein im Wald, dachte Hedwig, und ihr war, als müsse es tatsächlich so enden. Bedächtig ließ sie ihren Bogen fallen und ging um Juli herum. » Lauf weg, Juli«, sagte sie sanft.

    Juli zögerte nicht, als sie Hedwigs Aufforderung hörte. Sie kroch mit ihrem Hund im Arm unter den Decken hervor und rannte in die Büsche. Dort jedoch machte sie Halt, hockte sich hin und beobachtete, was auf ihrem Lagerplatz geschah.
    Hedwig trat mit gebeugtem Haupt vor den gemeinen Mann mit dem Schwert. Er versetzte ihr eine Ohrfeige, von der sie ins Straucheln kam. » Das für den Ärger, den du mir gemacht hast. Und nun knie nieder.«
    Es sah aus, als wolle Hedwig sich vor ihn hinknien, doch dann geschahen zwei Dinge auf einmal. Hinter dem Mann kam lautlos Ritter Heinrich angelaufen, barfuß und ohne Rüstung, aus einer Wunde in seiner Seite blutend, aber mit einem Schwert in der Hand. Hedwig riss ihre Hand hoch und schnellte mit ausgestrecktem Arm auf den Fremden zu, stieß ihm ihren silbern blitzenden Dolch durch den Schlitz, den sein Helm für die Augen ließ, und sprang zurück. Er schrie so grässlich, dass Juli sich die Ohren zuhalten musste, wobei ihr Hund sich befreite. Als der Ritter gleich darauf machtvoll mit dem Schwert auf den Hals des Mannes schlug, schloss sie auch die Augen. Gewiss hatte er ihm den Kopf abgehauen, und das wollte sie lieber nicht sehen.
    Das Nächste, was geschah, war, dass sich Hedwigs vertraute Arme um sie legten, sie hochhoben und ein Stück weit forttrugen. Dort blieb Hedwig stehen und schlug ihren weiten Mantel so über Juli, dass sie davon mitgewärmt wurde. » Sieh mal, Juli, wie schön die Sonne aufgeht«, sagte sie, und ihre Stimme zitterte ein bisschen.
    Juli öffnete die Augen, und wirklich leuchtete der Himmel in einem hübschen Farbspiel von Rosa und Violett. Gemeinsam blickten sie eine ganze Weile hinauf. Bis Drîbein zu ihnen getollt kam und dabei einen viel zu großen Ast mit sich zerrte, sodass Juli lachen musste. Gleichzeitig trat Ritter Heinrich zu ihnen, schwer atmend und noch immer mit nackten Füßen. Er ließ sich vor Hedwig auf beide Knie nieder und neigte kurz das Haupt, bevor er zu ihr aufblickte. » Verzeiht mir, edle Herrin, wenn Ihr könnt. Darum bitte ich Euch. Ich war ein überheblicher Narr.«

    Ritter Heinrich erzählte, wie er Hans von Torgau und zwei von dessen Männern gefolgt war, als sie sich aus dem Kampf losgemacht hatten, um ihr nachzujagen. Einer der Handlanger hatte sich ihm nach kurzer Zeit zum Kampf gestellt, und es war ihm gelungen, ihn zu besiegen. Als er jedoch Hans von Torgau und den letzten der Männer beinah eingeholt hatte, wandten sich beide gegen ihn, was damit endete, dass sie ihn für tot hielten und am Boden zurückließen. Er hörte sie noch harte Worte wechseln, wie sie mit ihr umspringen wollten, wenn sie sie endlich fingen, dann verlor er das Bewusstsein. Als er erwachte, drangen seltsame Laute kämpfender Tiere aus der Tiefe des Waldes zu ihm. Weil er eines davon als Pferd erkannte und vermutete, dass es Hedwigs Hengst sein konnte, befreite er sich unter Qualen von seiner zerschlagenen Rüstung und den zum Lauf durchs Unterholz ungeeigneten Stiefeln und schleppte sich in Richtung der Geräusche, die jedoch bald verstummten.
    Nachdem er lange Zeit später die toten Tiere gefunden hatte, war er, von Erschöpfung übermannt, eingeschlafen. Erst im Morgengrauen hatte er sich wieder aufrappeln und ihrer Spur folgen können. Dabei hatte er die beiden Pferde gefunden, die Hans von Torgau und sein Gefolgsmann an einen Baum gebunden hatten.
    Diesem Umstand verdankte Hedwig es, dass sie schließlich doch zu Pferd in Brandenburg ankam. Darüber hinaus war es ihnen dank ihrer Berittenheit gelungen, auch einige der anderen Pferde wieder einzufangen, sodass sie beinah mit einer kleinen Herde unterwegs waren, die Hedwig kurzerhand als ihr Eigentum betrachtete.
    Ihr Aufenthalt in der Stadt Brandenburg war lang genug, um alles zu klären, was mit Hedwigs Urkunden zu tun hatte, aber auch einen Brief an Kurfürst Friedrich zu senden, in dem sie ihm von Hans von Torgaus Überfall berichtete.
    Sie veranlasste, dass die Toten geborgen und bestattet wurden, und sie schickte Ritter Heinrich zu einem Bader. Die Messerwunde in ihrer eigenen Brust hatte sich glücklicherweise

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