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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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Herr Graf, er kann es nicht leiden, gestört zu werden. Er wird dann…« Er stieß seinen Nebenmann mit dem Ellbogen an. » Geh du, Otto. Dich hat er noch nicht so oft…«
    Der Otto Genannte zog die Schultern hoch und blickte flehend zu Hedwig auf. » Ich bringe Euch gern zu ihm, Herrin, aber… Er ist… Er schläft. Glaube ich.«
    Ritter Heinrich räusperte sich. » Der werte Herr wird hier nicht mehr lange schlafen. Du jedoch könntest hier noch lange in Freuden leben und… Schweine schlachten, wenn du dich jetzt zusammenreißt und uns zu deinem Herrn führst, wie es sich gehört. Oder gibt es hier einen Haushofmeister, dem diese Aufgabe eher zufiele?«
    Otto nickte bedächtig. » Doch. Aber der… schläft auch. Glaube ich.«
    In der Tat waren es zwei Männer, die in der Halle vor dem hell brennenden Kaminfeuer in ihren Sesseln lagen und selbst dann noch weiterschnarchten, als die drei Hunde, die sich ebenfalls hier herumdrückten, anschlugen. Es stank so durchdringend nach getrunkenem Bier, Wein, Urin und Erbrochenem, dass Hedwig kaum Luft holen konnte vor Ekel. Voll Abscheu erinnerte sie sich daran, wie Bredow hier Gerhardt von Schwarzburg bewirtet und sie beleidigt hatte. Sie ließ zuerst den zaghaften Knecht, dann ihre eigenen Begleiter versuchen, den Burgherrn und seinen Hofmeister aufzuwecken, doch mehr als ein unverständliches, halb schlafendes Gemurr der Betrunkenen hatte das nicht zur Folge. Kurzentschlossen ließ sie die beiden auf einem Brett hinaus in die Kälte tragen und übergoss sie dort eigenhändig mit Wasser.
    Der Burggraf von Friesack, den Gerhardt von Schwarzburg damals Bredow genannt hatte, war ein rotnasiger, fettleibiger Kerl geworden, dem die Haare ausgingen und der sich nicht pflegte.
    Als er, vom kalten Wasser geweckt, hochfuhr und vor Wut brüllte, verstand Hedwig, warum das Gesinde sich vor ihm fürchtete. Sie ließ sich von einem ihrer Waffenknechte Bogen und Pfeil zurückgeben und legte auf Bredow an, ohne die Sehne zu spannen, während Ritter Heinrich mit gezogenem Schwert neben ihr stand.
    Sogar in seinem geistig umnachteten Zustand begriffen der abgesetzte Burgherr und sein Hofmeister, dass sie es nicht mit frechen Bediensteten zu tun hatten. » Was wollt Ihr? Wer seid Ihr?«, lallte der schwankende Bredow und mühte sich müßig, sein Gesicht mit seinem nassen Ärmel zu trocknen.
    » Erinnert Ihr Euch nicht an mich?«, fragte Hedwig. » Ihr nanntet mich einmal Ungeziefer. Nun, wisset, das Ungeziefer ist gekommen, um Euch aus dieser Burg zu kehren. Friesack gehört nun wieder einer gebürtigen von Quitzow. Ihr könnt dagegen aufbegehren, doch ich habe Brief und Siegel von Kurfürst Friedrich von Brandenburg und werde mein Recht gegen Euch durchsetzen. Ihr wart als Burggraf bis auf Weiteres eingesetzt, mich hat der Kurfürst mit Friesack und dem Zootzener Land auf Lebenszeit und darüber hinaus im Namen des von Torgauschen Erben belehnt. Ich gebe Euch Zeit bis morgen Mittag, Eure Angelegenheiten hier zu regeln, dann verlasst Ihr mein Land. Vielleicht hat der Markgraf eine neue Aufgabe für Euch.«
    Angesichts ihres Bogens und der bewaffneten Männer an ihrer Seite schluckte Bredow seinen Zorn so mühsam herunter, dass man ihn förmlich durch seinen Hals gleiten sah. » Darüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen«, sagte er.
    Doch zumindest mit Hedwig oder Ritter Heinrich sprach er kein Wort mehr, während er seine Besitztümer packen ließ. Noch am selben Abend verließ er Friesack.
    Hedwig stand in der Toröffnung der Burgmauer, in der ein Tor hing, das keinem Angriff mehr standhalten würde, und blickte ihm nach, wie er mit seinem Hofmeister und zwei Knechten davonritt. Hinter ihr näherten sich zögerliche Schritte, und sie sah sich um. In der Frau, die mit ihrem Blick ebenfalls den vertriebenen Männern folgte, erkannte sie die Magd, die ihr zehn Jahre zuvor in der Küche Brot geschenkt hatte, obgleich sie nun viel älter und verhärmt aussah.
    Sie lächelte ihr zu. » Da gehen sie hin. Ist das nicht wunderbar? Wie heißt du? Ich erinnere mich an dich. Du hast mir einst Freundlichkeit erwiesen.«
    Die Magd neigte respektvoll das Haupt. » Marie ist mein Name. Ist es wirklich wahr? Seid Ihr die neue Burggräfin? Ist der alte…?« Sie schauderte ein wenig.
    Hedwig sah empor zu den Zinnen, auf denen siebzehn Jahre zuvor ihr Vater gestanden hatte, als Kurfürst Friedrich seine Kanone zur Belagerung brachte. Ich bin zurück, Vater, dachte sie. Doch statt Triumph

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