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Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Die Bogenschützin: Roman (German Edition)

Titel: Die Bogenschützin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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dann liegt es daran, dass du nichts anderes sehen willst. Ich wüsste schon, mich zu benehmen, wenn ein Mann daherkäme, der so anständig wäre, dass ich ihn zum Gemahl nehmen wollte. Bisher bin ich keinem begegnet, sondern nur solchen, bei denen ich froh war, dass ich eine Waffe zu führen weiß.«
    » Na, na«, beschwichtigte ihr Onkel sie. » Es gibt auch andere, Kind. Und zumindest darin hat deine Tante recht. So einen wollen wir für dich finden. Ich habe nicht viel zu hinterlassen, und das wenige habe ich Köne versprochen, denn was der Kurfürst eurem Vater abgenommen hat, gibt er nicht wieder heraus. Es war ein Glück, dass eure Schwester damals schon versprochen und die Mitgift bereits übergeben war, denn zu jener Zeit war auch ich dank Friedrich besitzlos. Margarete lässt nie von sich hören, also wird sie wohl zufrieden sein. Dich werden wir ebenso gut unterbringen. Deine Mitgift werde ich schon zusammenscharren.«
    Hedwig schüttelte den Kopf. » Würde ich heiraten, müsste ich gleich wieder von hier fort, oder nicht? Ich würde lieber eine Weile bei dir bleiben, wenn das möglich wäre.«
    Er lächelte. » Und mit mir auf die Jagd reiten, so wie wir es heute tun werden. Genug der Zänkereien. Ich will sehen, wie du mit deinem Habicht auf die Beize gehst, das ist heute weiß Gott wichtiger als die Gattenwahl. Und du wirst mir zeigen, ob du so schießen kannst, wie deine musikalische Freundin behauptet.« Mit einer angedeuteten Verneigung lud er Irina und Hedwig erneut ein, sich zu setzen. Seine Gemahlin presste ihre Lippen zusammen und blähte verachtungsvoll ihre Nüstern, gab aber ihre Widerrede auf und verließ die Halle.
    Hedwig blickte ihr nach und seufzte unwillkürlich vor Erleichterung, doch ihr Onkel hob warnend den Zeigefinger. » Das war noch nicht ihr letztes Wort zu der Sache. Und du solltest nicht zu schnell über sie urteilen, denn vieles, was sie sagt, ist bedenkenswert. Ich bin früher gut mit ihr ausgekommen. Hm. Ist lange her, aber…«
    Wie Johann von Quitzow vorausgesagt hatte, verfocht seine Gemahlin ihre Ansichten über Hedwigs Erziehung noch lange. Ihre verbissene Entschlossenheit blieb nicht völlig fruchtlos. Auch wenn ihr Onkel sie oft in Schutz nahm, lernte Hedwig, sich so tugendhaft und fromm zu benehmen, dass sie Agnes immer wieder beschwichtigen konnte.
    Dennoch ließ ihre Tante in ihren Bemühungen erst an dem Tage nach, als einer der Gefolgsmänner des Bischofs bei Johann um Hedwig anhielt. Der Freier war nur wenig jünger als ihr Onkel und hingerissen davon, dass sie mit gleicher Anmut einen Hirsch erlegen wie einen langsamen Reigen tanzen konnte.
    Denn auch Tanzen hatte sie dank der Zuwendung ihres Onkels geübt, so wie die höhere Kunst des Reitens und das Schießen vom Pferderücken aus. Sogar einige grundlegende Kenntnisse über den Gebrauch der verschiedenen Waffen im Kampf hatte er sie gelehrt.
    Johann lehnte das Ansinnen ihres ersten Freiers herzlich, aber entschieden ab, bevor Hedwig auch nur beginnen konnte, sich Sorgen zu machen. Doch sie spürte sehr wohl, dass der Antrag ihn ebenso nachdenklich stimmte wie ihre Tante, die sich allmählich aus der Verantwortung für Hedwigs Zukunft durch das wachsende Interesse möglicher Ehemänner entlassen fühlte.
    Noch ein halbes Jahr lang schwieg ihr Onkel dazu und ließ sie weiter mit ihm leben und lernen wie bisher. Dann schlug er eines Tages den Sohn eines seiner Männer mit der Faust nieder, weil dieser Hedwig eine Weile recht aufdringlich mit seinen Aufmerksamkeiten verfolgt hatte.
    Am selben Abend verkündete er Hedwig, dass es nun Zeit sei, sich ernsthaft über einen Gatten für sie Gedanken zu machen.
    » Wir müssen uns umhören, wer auf der Suche nach einer Gemahlin ist, und überlegen, auf welche Weise uns die Verbindung nützen kann. Da es mir verwehrt geblieben ist, eigene Kinder verheiraten zu dürfen, ist diese Sache für mich so neu wie für dich. Gewiss ist, dass es nicht an dir liegt, wenn einer dich nicht will, denn du kannst es an Schönheit und Umgänglichkeit mit allen aufnehmen. Deine Mitgift allerdings ist mäßig, und unser Name mag manchen Dummkopf abschrecken, der glaubt, wir wären noch bei Friedrich in Ungnade. Wir müssen einen finden, der es besser weiß und mit dem auch dein Bruder ein Bündnis eingehen würde.«
    Hedwig schüttelte den Kopf. » Ist die Hauptsache nicht, dass ich mich mit meinem Gatten vertrage?«
    » Ja, ja. Aber all die anderen Dinge sind wichtiger, als du glaubst.

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