Die Bogenschützin: Roman (German Edition)
Ein zu schwacher Mann, mit dem sich Köne nicht verbrüdern will oder der gar unseren alten Feinden unterworfen ist, wird dir kein sicheres und gutes Leben bieten können. Hinzu kommt, dass der Kurfürst ein Mitreden hat, wenn ich dich verheirate. Bei allem Vertrauen zu mir wird er sicherstellen wollen, dass ich nicht auf diese Weise Männer unter meiner Fahne sammle, die sich eines Tages gegen ihn wenden.«
» Ich dachte, er wüsste, dass du das nicht tun wirst.«
Johann lächelte und tätschelte ihren Arm. » Auch ein guter Anführer bestimmt nicht immer selbst das Ziel, Hedwig. Der Kurfürst weiß, dass es genug Ritter in Brandenburg gibt, die auf eine Gelegenheit warten, sich gegen ihn zu erheben. Und er weiß, dass mein Name sie anziehen würde und sie es vielleicht verstünden, mich zu benutzen. Deshalb muss alles, was ich unternehme, in seinem Namen und mit seiner Einwilligung geschehen. Damit kann ich mich abfinden, weil er ein fähiger Mann ist. Das hat er uns gründlich bewiesen, nicht wahr?« Er lachte, hob den Becher und richtete seinen Blick zur Decke.
Hedwig wusste, dass der letzte Satz nicht ihr, sondern ihrem toten Vater galt. Die wilden Brüder hatten einander geschätzt, und es war nicht zuletzt dem eigensinnigen Widerstand von Hedwigs Vater zu verdanken, dass Johann seine Ehre und seinen Besitz von Kurfürst Friedrich zurückerhalten hatte. Noch als Geächteter hatte Dietrich dem Kurfürsten so viele Scherereien gemacht, dass dieser schließlich einlenkte und zumindest mit dem gefangenen Johann seinen Frieden machte.
7
In Friedrichs Diensten
A ls Wilkin von Torgau Cord, den Bastard von Putlitz, vor den Toren Nürnbergs in die kurfürstliche Leibwache aufgenommen hatte, war es nicht reine Freundlichkeit gewesen, die ihn dazu bewegte. Es hatte viel mehr damit zu tun, dass Cord Hedwig von Quitzow auf der Suche nach ihrer Familie begleitet und beschützt hatte. Cords Ansuchen beim Kurfürsten erschien Wilkin wie ein deutlicher Wink der Vorsehung. Da er überzeugt war, Hedwig sein Leben zu verdanken, fühlte er sich auch ihrem Beschützer verpflichtet.
Tatsächlich bereute er die Entscheidung nicht. Cord bewährte sich auf verschiedene Weise auf seinem Posten. Er gewann die Gunst des Kurfürsten, als er ihn während eines Aufenthalts in Regensburg bei einem Scharmützel mit hussitischen Schmugglern schützte. Der Kurfürst hatte Regensburg in Absprache mit dem in Ungarn weilenden Sigismund besucht, um den Stadtrat dazu zu bringen, sich endlich an das Handelsverbot mit Böhmen zu halten.
Auf den Hinweis eines Bürgers hin hatte er kurzentschlossen einen Vergeltungsschlag gegen eine nahe der Stadt lagernde Schmugglerbande mit seiner diplomatischen Mission verbinden wollen. Doch selbst hier, außerhalb Böhmens, erwiesen sich die Unterstützer der hussitischen Bewegung als unerwartet schlagkräftig und kampferprobt. Die Schmuggler waren gegen die kleine, bestens ausgerüstete Gefolgschaft des Kurfürsten nur wenig in der Überzahl, ihre Rüstungen waren schlecht, und sie waren unberitten. Doch sie handhabten ihre Waffen, die Kreuzungen aus Dreschflegeln und Streitkolben glichen, mit Gewandtheit und Kraft. Fünf von ihnen taten sich in bewundernswertem Einklang zusammen und brachten das Pferd des Kurfürsten zu Fall.
Wilkin sah es, war jedoch selbst in einer bedrängten Lage, die ihm all seine Aufmerksamkeit abverlangte. Es war Cord allein zu verdanken, dass die Halunken den Kurfürsten nicht als Geisel nehmen konnten. Der Bastard von Putlitz hatte seine eigene Art zu kämpfen. Er schwang statt des Schwertes eine schwere, mit Eisendornen bewehrte Kriegskeule, gegen die kein Helm Schutz bot. Auf seine Weise war er ebenso flink wie Wilkin, der sich im Getümmel des Fußvolkes behaupten konnte, weil er sein Ross rasend schnelle Wendungen vollführen und Gegner niedertrampeln ließ.
Das Ergebnis des Scharmützels waren drei tote und fünf verletzte kurfürstliche Gefolgsmänner sowie neunzehn tote Schmuggler. Zudem war es ihnen gelungen, einen Hussiten und einen Regensburger Händler gefangen zu nehmen, die in der Stadt öffentlich enthauptet wurden. Kurfürst Friedrich hätte gern mehr Gefangene zu diesem Zweck in die Stadt gebracht, hielt aber auch die Enthauptung der Toten und die Ausstellung ihrer Köpfe für ein wirksames Mittel, um die Kaufleute der Stadt zur Einhaltung des Handelsverbotes zu bekehren.
Später hatte Friedrich Wilkin dafür gelobt, dass er die Weitsicht besessen hatte, Cord
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