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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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Leute glauben zwar immer, wie entspannend das doch wäre in der Ersten Klasse, aber die haben ja keine Ahnung. Das macht die Transatlantikflüge doch nicht angenehmer, wenn man sich in diesen großzügigen First-Class-Abteilen verliert. Wenn einem in der Economyclass mal die Zeitung vom Schoß rutscht, weiß man wenigstens sofort, wo man zu suchen hat. Aber wenn einem in diesen First-Class-Sälen die Olive aus dem Martini kugelt, da muss die Stewardess oft zwanzig Minuten auf dem Boden herumkriechen, bis sie sie findet. Dann immer die ständige Aufmerksamkeit: Wollen Sie dies? Wollen Sie das? Einen Film, ein Menü, ein Getränk, eine Fußmassage, ständig diese Entscheidungen! Diese Verantwortung! Und wenn man dann am Flughafen gerädert aussteigt, nachdem man stundenlang ein Dutzend Stewardessen beaufsichtigt und gemanagt hat, dann ist die Senator Lounge einfach der ideale Ort, um auszuspannen.
    Die Senator Lounge hat Ledersessel und Mahagoniwände. Sie hat leise Musik, sie ist klimatisiert. Sie hat alle Zeitungen der Welt, hundert verschiedene Kaffeesorten und sie hat keine Speisekarte, weil der Wunsch des Gasts hier Befehl ist.
    Man sagt » Steak!«, und man kriegt ein Steak.
    Man flüstert » Hummer«, und es wird Hummer.
    Man denkt » Eine Drittelscheibe Parmaschinken. Geschnitten aus dieser altmodischen Maschine, die bei Manufactum 3000 Euro kostet, aber die Kurbel soll bitte ein Philosophieprofessor bedienen, der schon mal in der Auswahl für den Nobelpreis stand!«– und so geschieht es. Wie von Zauberhand. In der Zwischenzeit trinkt man einen Schluck Wein oder raucht eine Zigarre oder man lässt jemanden hinausgehen, der die Zigarre dort für einen raucht.
    Und, ganz ehrlich: Wenn ich in Florida gewesen wäre, wenn ich nicht aussähe wie ein Terrorist, dann würde ich mich vielleicht auch nach meinem anstrengenden Transatlantikflug dorthin zurückziehen, so für ein bis zwei Wochen.
    Drei Minuten später schleifte Boris Becker seinen Koffer wieder an uns vorbei nach draußen. Er guckte kurz zu uns und brummelte:
    » ’n Scheißkaffee haben die heute Morgen.«

Sichere neue Welt
    An Arbeitsämtern wird ja viel genörgelt. Aber eines muss man ihnen lassen: Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich ohne jegliche Vorkenntnisse bei einer Firma als Security-Chef zu bewerben. Und obwohl ich versuchte, konstruktiv zu bleiben und ein Bild von mir als Security-Chef vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen, platzte ich irgendwann doch heraus mit:
    » Davon hab ich doch überhaupt keine Ahnung!«
    » Aber das lernen Sie doch da alles«, sagte mein Agentur-Experte. » Und da verdienen Sie richtig gut!«
    » Die suchen aber einen Chef. Und keinen Lehrling!«
    » Sie machen das schon!«
    Und es stimmte: Ich machte das schon, aber nicht gut. Ich fuhr zwar brav hin und versuchte das zu tun, was man so » sich verkaufen« nennt. Aber die Verantwortlichen der Firma im Westerwald sahen mir auf hundert Schritte an, dass ich zum Security-Chef nicht viel besser geeignet war als der Hamster der Chefsekretärin. Also schickten sie mich wieder heim. Aber die Idee an sich war nicht so schlecht.
    Ich bin groß, ich bin nicht superdünn, und wenn ich mir Mühe gebe, kann ich ziemlich sportlich sein. Als ich also in einer Anzeige der Firma POND las, dass man sich dort ausbilden lassen konnte, fuhr ich sofort hin. POND , das sind die Leute, die die Anlagen der US -Army bewachen.
    Insgesamt war das keine schlechte Schule. Die Maßstäbe, die die Jungs vorgeben, sind schon mal härter als die vieler 08/15-Kleinunternehmer in der Branche. Man musste einen Sporttest bestehen, der die Meile in fünf Minuten abverlangte, dreißig Kniebeugen, dreißig Liegestütze. Man bekam ein gutes Nahkampftraining, eine gründliche Schießausbildung nach US -Art– das ist die, nach der man eine Waffe nicht zum Spaß zieht. Wenn eine US -Sicherheitskraft eine Waffe zieht, dann drückt sie in 99 Prozent der Fälle auch ab. Wir haben gelernt, was man bei Bombendrohungen macht, wie man Türen öffnet, Sprengfallen umgeht und aushebelt.
    So was ist schon grundsätzlich ganz praktisch zu wissen. Das Ganze bei den Amerikanern zu lernen, hat aber noch weitere Vorteile, abgesehen davon, dass man nebenbei dieses amerikanische Englisch verstehen lernt. Nämlich weil man da mitbekommt, dass andere Länder auch bei Bedrohung anders vorgehen. So hat der Amerikaner, wenn er einen Geiselnehmer verfolgt, die Faustregel: » Do never shoot in the head!« Seine

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