"Die Bombe is' eh im Koffer"
Begründung lautet: » That’s never a good picture!«, weil es nicht gut aussieht also, woran man sieht, dass der Amerikaner auch immer schon den Öffentlichkeitsarbeiter mit im Blut hat. Der Amerikaner schießt lieber in die Lunge oder ins Herz. Oder nehmen wir das Thema Bombendrohungen: Da wird in Deutschland ja zunächst das Gebäude geleert. Alles raus, alles raus, so schnell wie’s geht. Das sieht der Amerikaner ganz anders.
Der Amerikaner denkt: Ich habe ja keine Ahnung, wo die Bombe ist. Und vielleicht ist sie ja genau da, wo ich die Leute hinschicke. Also bestimmt der Amerikaner zuerst einen Versammlungsort, den er bombensicher absucht. Und dann erst lässt er das Gebäude räumen. Und die Leute aus dem Gebäude versammelt er am vorher gesicherten Versammlungsort. Scheint mir im Vergleich die bessere Vorgehensweise, vielleicht haben sie’s mir auch nur besser erklärt– aber es ist in jedem Fall mal gut zu wissen, dass es die allein seligmachende Lösung nicht gibt.
Mit der Ausbildung von POND habe ich dann erst mal ein Jahr bei der Limburger Firma Heym gearbeitet. Die haben vor allem Objektschutz gemacht, zum Beispiel bei der Psychiatrie in Hadamar. Und nach einem Jahr war Schluss. Das war meine erste Begegnung mit dieser neuen personalpolitischen Regelung: Man gibt nur befristete Verträge aus, und nach einem Jahr schickt man die Leute weg, weil man sie sonst irgendwann unbefristet einstellen müsste. Das ist eine reine Kostenentscheidung, das macht man auch, wenn man mit den Mitarbeitern gar nicht unzufrieden ist. Das sah man auch daran, dass ich vier Monate, nachdem mein Vertrag nicht verlängert worden war, erneut Post von Heym bekam. Ob ich nicht wieder bei ihnen anfangen wollte. Nö, wollte ich nicht. Immerhin hatte ich inzwischen gar nicht so wenig Berufserfahrung gesammelt, und mit der wollte ich die weite Welt kennenlernen. Oder zumindest den Frankfurter Teil der weiten Welt. Bei der FraSec, denn die suchte Leute für die aufregende Welt des Flughafens. Und die Zusatzausbildung war inklusive. Das war so günstig, dass ich es gleich zweimal gemacht habe. Nicht, weil ich etwa durchgefallen wäre. Im Gegenteil.
Das Problem war, dass ich direkt nach der bestandenen Prüfung ein Angebot von einer weiteren Sicherheitsfirma bekam. Die zahlte deutlich besser, also griff ich zu. Aber womöglich zahlte der Laden etwas zu gut– jedenfalls war die Firma nach sechs Wochen pleite. Und ich ging wieder zur FraSec, die Prüfung hatte ich ja bereits bestanden. Leider war inzwischen mein Führungszeugnis etwas über ein Vierteljahr alt. Und damit war es für die FraSec nicht mehr aktuell genug. Und ohne Führungszeugnis galt auch die Prüfung nicht mehr– weshalb ich eben die ganze Testerei nochmal machen musste.
Fünf oder acht?
Es gibt eine gefährliche Hürde bei der Ausbildung zum Luftsicherheitsassistenten. Gefährlich, nicht schwierig. Die 8000-Euro-Frage bei Günther Jauch ist schwieriger. Nein, die Hürde ist nur gefährlich, und zwar deshalb, weil man sie praktisch gar nicht bemerkt. Sie ist ganz unscheinbar, und sie kommt erst am Schluss der Ausbildung. Dann, wenn man schon bestanden hat. Denn dann fragen sie einen: Paragraf fünf oder Paragraf acht?
Manche werfen hier eine Münze oder sie zählen es an den Knöpfen ab, weil sie denken, es sei eh wurscht. Und das ist ein mächtig großer Fehler.
Paragraf fünf und Paragraf acht sind Paragrafen aus dem Luftsicherheitsgesetz. Normalerweise ist es völlig unwichtig, wer von ihnen welche Nummer hat. Für die Passagiere sowieso. Für Passagiere ist nur wichtig, dass man den Inhalt kennt, und für einen selber auch, jedenfalls die meiste Zeit. Aber in diesem Augenblick eben nicht. In diesem Moment ist für den Luftfahrtassistenten nichts wichtiger als zu wissen, dass Paragraf fünf » Handgepäck« bedeutet. Also das Zeug, das die Passagiere mit an Bord nehmen. Und Paragraf acht » Reisegepäck«– alles, was die Leute beim Check-in-Schalter aufgeben. Der Unterschied ist klein, macht aber viel aus, und wer ihn kennenlernen will, muss sich nur mal ansehen, was jemand macht, der sich für Handgepäck entscheidet.
Wenn man mit dem Check-in fertig ist, dann kommt man ja vor dem Weg zum Gate an die Handgepäckkontrolle. Da gibt es gleich vorne den Kollegen, der einen in die Kontrolle lotst. Der einem die Plastikkisten hinstellt. Der einem sagt, was man wo rausnehmen soll und was nicht. Wo das Kleingeld reinkommt. Ob der Gürtel aufgemacht werden soll
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