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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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Lieblingsbeispiel hierfür ist die Begegnung mit einem amerikanischen Rentnerpaar.
    Sie waren beide um die siebzig, was sie mir ganz stolz mit ihren Ausweisen belegt haben. Ein Ehepaar aus Alabama, fit wie vier Turnschuhe. Sie sah ungefähr aus wie Dorothy von den » Golden Girls«, eine schlanke, groß gewachsene grauhaarige Dame, dynamisch, sehr bestimmt. Er war ein ehemaliger Bundesmarshall, der unablässig unsere Arbeit lobte: » You make a very good job. Very, very good.«
    Das ist ja auch mal ganz angenehm. Also pfiff ich beim Sonden » Sweet Home, Alabama«, und sie haben sofort mitgesungen.
    » Sweet home Alabama
    Where the skies are so blue
    Sweet Home Alabama
    Lord, I’m coming home to you.«
    Sie hatte sogar die zweite Stimme drauf. Und ich dachte gerade: » Wenn ich mal so alt bin, dann will ich auch mal so fit sein«, als mein Blick auf den Koffer des Paares fiel, den der Kollege am Nachschautisch im selben Moment aufklappte.
    Da war im Grunde überhaupt nichts anderes drin außer orangefarbenen Döschen.
    Ich hab den Marshall fassungslos angesehen und gefragt:
    » Do you have any kind of disease we should know about?« Denn nach dem Kofferinhalt zu urteilen war das Paar offenbar mehr ein Fall für den Seuchenschutz.
    Seine Frau hat gelacht und gesagt:
    » No, it’s only for protection.«
    Zur Vorbeugung also, vom heiligen Iacocca angeordnet. Aber so richtig verstanden hab ich’s erst am Tag danach, als die Ute Lemper gekommen ist.
    Ute Lemper flog zu dieser Zeit ungefähr einmal pro Monat vom Frankfurter Flughafen weg. Eine ganz Nette, und irgendwie auch mein Typ, weil sie so schön groß ist. Die Lemper ist meistens ganz leger gekleidet, die nimmt auch nicht die Nobelgates VIP oder GAT , sondern sie fliegt ganz normal wie Ute Müller. Und sie reißt immer sofort den Koffer auf, ungefragt, obwohl sie auch mit einiger Berechtigung sagen könnte, dass sie nicht wie ein Terrorist aussieht. Im Gegenteil: Frau Lemper geht zwar inzwischen auf die fünfzig zu, aber nur ganz langsam, ungefähr so langsam wie ich. Für meinen Geschmack könnte sie höchstens, allerhöchstens etwas weniger Make-up um die Augen pinseln. Aber bitte, ich bin da kein Experte: Ich hab noch keine Rolle in einem Film vom großen Robert Altman gehabt. Und so, wie’s aussieht, kriege ich wohl auch keine mehr.
    Jedenfalls fliegt sie öfter mal nach Deutschland, und etwa einmal im Monat lief sie mir am Flughafen durch die Kontrolle. Freundlich, gut gelaunt, sie plauderte auch manchmal etwas, woraus ich erfuhr, dass sie in New York wohnt, und das jetzt schon ziemlich lange. Und am Tag nach dem pharmakologisch hochgerüsteten Rentnerpaar aus Alabama habe ich sie dann gefragt:
    » Sagen Sie, Frau Lemper, wenn Sie jetzt schon so lang in New York leben, dann sind Sie doch eigentlich schon so was wie ein halber Amerikaner.«
    » Wenn Sie so wollen, ja«, hat sie geantwortet.
    » Aber warum haben Sie dann nicht den ganzen Koffer voller orangefarbener Pillendosen? Wo ist denn Ihre protection?«
    Sie hat gelacht und ihren Koffer zugeklappt.
    » Wozu? Ich hab doch ’ne Krankenversicherung!«
    Wer keine Krankenversicherung hat, muss vorweg Tonnen von Pillen kaufen, weil er sich’s nicht leisten kann, krank zu werden– bis heute hat mir noch niemand einleuchtender das Fiasko mit dem US -Gesundheitssystem erklärt als Ute Lemper.

Von B nach C
    Wenn man Hell’s Kitchen hinter sich hat, ist man froh über jeden anderen Einsatz. Verglichen mit Hell’s Kitchen kann es nur besser werden. Man ist dankbar für drei Stunden Ereignislosigkeit bei Gate A. Oder irgendeine Transitkontrolle in B. Wer Glück hat, darf dann ins Terminal 2. Terminal 2 ist 1994 eröffnet worden, zweiundzwanzig Jahre nach Terminal 1, und man merkt das sofort. Wer nach vier Stunden in Terminal 1 ins Terminal 2 darf, der fühlt sich, als käme er frisch aus der DDR in den Westen. Aber nach Hell’s Kitchen würde man alles bereitwillig ertragen. Alles, mit Ausnahme des B-C-Gangs.
    Der B-C-Gang, der der letzten Renovierung endlich, endlich, endlich zum Opfer gefallen ist, war nicht so schlimm wie Hell’s Kitchen. Der B-C-Gang war einfach anders schlimm. Und beide an einem Tag sollten sich sowieso komplett ausschließen, aber das taten sie leider nicht, weil die Steuerung, die uns alle einteilt, denkt, Kontrollstelle sei gleich Kontrollstelle. Was für ein tragischer Irrtum. Also: tragisch nur für uns, natürlich. Wenn ich in der Steuerung säße, würde ich da auch keinen

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