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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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vorschlagen, manche kommen auch selber drauf, nämlich mit Anlauf durch die Torsonde zu hechten, das gibt oft einen Riesenlacher bei allen Beteiligten und Umstehenden und funktioniert dennoch auch technisch tadellos. Durchschreiten ist narrensicher, sofern man in der Lage ist, beide Teile des Wortes nachzuvollziehen. » Schreiten« und » durch«. Zwei von hundert können das allerdings nicht. Die gehen zügig los– und bleiben dann mitten in der Torsonde stehen und schauen fragend.
    » Und was jetzt?«
    » Wie, was jetzt?«
    » Kann ich jetzt durch?«
    » Was sonst? Wollen Sie jetzt duschen oder was?«
    » Nee, ich dachte nur, weil…«
    Dann schickt man sie nochmal zurück und schaut, ob sie’s diesmal in einem Zug schaffen: Durch schreiten, bitte! Bei manchen Passagieren, glaube ich, ist es auch eine Prinzipsache: Die wollen’s dann besonders gut machen, und besonders gründlich durchsucht wird man in deren Vorstellung offenbar nur, wenn man in der Torsonde stehend abgesucht wird. Hilft natürlich gar nichts. Nochmal raus, nochmal durch, die Faustregel lautet: Die Torsonde ist kein Stehplatz, die ist ein Gehplatz. Wenn Sie also bitte…?
    Besondere Talente knallen dann mit einer Hand an den Rahmen, es gibt einen einwandfreien Erschütterungsalarm, und dann wird natürlich trotz bester Schreit- und Haltungsnoten gesondet. Auch das ist eine Spezialität: Eine normale Tür streift man üblicherweise so gut wie nie. Schön, wenn man jung ist, wenn man seine Freundin heimfährt, wenn man unter der Tür noch ein bisschen knutscht und tuschelt, da können Türrahmen ganz wesentlichen Halt bieten, da können sich ganze– Achtung, Gag!– Türrahmenhandlungen abspielen, aber im Normalfall geht man– fffft – durch eine Tür, da hat die Tür gar nichts davon. In der Torsonde ist das anders. Da kann man Dutzende Male vorher darauf hinweisen, wie es in dem alten Assistentenlied heißt: » Gehen Sie durch die Torsonde, ohne sie zu berühren.« Patsch, schon wieder sind irgendwelche Finger dran.
    Ein Rentner samt Gattin war dabei mein besonderer Liebling. Er hatte ein Beinleiden, war aber sonst leidlich beieinander, schlurfte an die Kontrollstelle und wurde vom Kollegen darauf aufmerksam gemacht, wie er sich beim Durchschreiten der Torsonde zu verhalten hätte.
    » Gehen Sie durch die Torsonde, ohne sie zu berühren.«
    » Na klar, Mann, ich bin doch nicht blöd!«
    Und tatsächlich wackelte er los, schaffte es auch tadellos in die Sonde, wo er leicht schnaufend ein Päuschen einlegte, gemütlich am Rahmen Halt suchte, und sich zu seiner Frau umdrehte:
    » Erna, kommst du?«
    In jedem Fall darf man die Aufgabe nicht unterschätzen. Es gibt Leute, die sich derart auf die richtige Performance an der Torsonde konzentrieren, dass sie den Rest der Übung vergeigen, wie der Experte mit Trainingsanzug und Sporttasche. Dabei war er so schön methodisch vorgegangen.
    » Guten Tag«, keuchte er, » ich fliege zum ersten Mal und hab’s saueilig. Mein Flieger geht gleich. Was muss ich machen?«
    » Bitte leeren Sie Ihre Hosen- und Jackentaschen und legen Sie alles ins Körbchen.«
    » Da ist nix. Weiter, weiter!«
    » Legen Sie Ihre Sporttasche aufs Band. Sie wird durchleuchtet, kommt dann da hinten wieder raus, und wenn alles unauffällig ist, können Sie sie nehmen und zum Gate gehen.«
    » Okay, okay, und was muss ich jetzt noch machen?«
    » Gehen Sie bitte flott durch die Torsonde, ohne sie zu berühren.«
    » Okay, tschau!«
    Das ging tatsächlich so schnell. Der Kontrollnovize rannte förmlich durch die Torsonde, schnappte sich seine Sporttasche und verschwand spurtend in der Menge. Blöderweise hatte der Mann am Nachschautisch überhaupt noch keinen Blick in seine Tasche werfen können. Ergebnis: Wir mussten die Bundespolizei alarmieren, die den gesamten Sicherheitsbereich räumte, um den Mann mit der Sporttasche wiederzufinden. Es gab Flugverspätungen ohne Ende.
    Tröstlicherweise schaffen es dann aber doch die meisten relativ schnell fehlerfrei durch die Sonde. Und bis auf einen Passagier haben es bislang auch alle überlebt.
    Das war ein Mann mittleren Alters. Ein völlig unauffälliger Typ mit Jeans, braunen Schuhen, schwarzem Trolley, und dabei sogar sehr nett und zuvorkommend, anscheinend ein richtig guter, routinierter Vielflieger. Er war nur etwas blass, als er durch die Torsonde ging, stehen blieb und sich plötzlich an ihr festhielt.
    Dann öffnete er den Mund und erbrach sich in bemerkenswerten Mengen. Er

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