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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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Druckstellen bekam? Ich beschloss, die Sache großzügig zu ignorieren, und kontrollierte brav weiter. Hand folgt Sonde. Und nicht dünn drüber, sondern schön dick drauf. Ist doch wahr– wo sind wir denn hier?
    Und es lohnte sich ja auch.
    Die Handsonde piepste in seinem Brustbereich. Die Hand folgte brav, ich fühlte Ledergurte, die unter dem Arm zu einer harten Lederhülle führten, die gewichtig gefüllt war und aus der vorne ein deutlich fühlbarer Griff ragte. Ich hätte auf Anhieb gesagt: eine Pistole. Dass ich sie gefunden hatte, machte ihn nicht glücklicher. Er sagte, jetzt schon ein wenig lauter:
    » Mann, du Depp, ich gehör’ zur Crew!«
    Das kam mir einen Augenblick lang so abstrus vor, dass ich überlegte, was genau er mir da weiszumachen versuchte. Sollte ich ihn mir eher als Kapitän vorstellen, in Zivil, aber bewaffnet? Oder als Stewardess, die sich so lange nicht unterm Arm rasiert hatte, bis ihr Pistolen gewachsen waren? Das war so aberwitzig und er blieb zugleich so gefährlich ruhig, das konnte nur Ärger geben. Ich richtete mich auf, baute meine fast ganzen zwei Meter vor ihm auf, setzte meinen klarsten und sachlichsten Ton auf und sagte:
    » Öffnen Sie bitte Ihr Jackett!«
    Die Pistolenstewardess rollte mit den Augen, griff beruhigend langsam in die Tasche und zog einen Ausweis des Landeskriminalamts aus der Tasche. Mit einer Nuance unterhalb der Megafonlautstärke sagte sie:
    » Wenn Sie so weitermachen, können Sie’s gleich plakatieren, dass ich Sky-Marshall bin!«
    Die Sky-Marshalls, die Flugsicherheitsbegleiter, die neben einem im Jet sitzen wie ein 08/15-Passagier, die gibt’s tatsächlich, und wenn sich der Luftassi nicht gar so begriffsstutzig anstellt wie ich, dann kriegt davon auch niemand etwas mit. Und wenn der Sky-Marshall auch noch im selben Jet sitzt wie das Yakuza-Quintett, dann könnte das auch noch was bringen. Sicherheit ist also immer nur relativ. Das größte Problem ist der Kopf, in den man nicht reinsehen kann, auch, wenn wir unser Bestes dazu tun. Die größte Gefahr aber ist woanders. Ich will niemandem den Spaß am Fliegen nehmen, aber es gibt eine kleine Anekdote, die die größte Gefahr für die Sicherheit ziemlich genau auf den Punkt bringt– es sind nicht die Terroristen oder Mafiosi oder durchgeknallten Schläger. Es sind die Fluggesellschaften und die privat betriebenen Flughäfen.
    Wer wissen will, wo die Interessen der Fluggesellschaften beginnen und wo die Sicherheit der Passagiere endet, der muss sich im Flugzeug nur mal sein Besteck ansehen. Viele haben sich ja vielleicht selbst schon gefragt, weshalb man ihnen alles abnimmt von der Nagelschere bis zum stockartigen Stäbchen in Stiftlänge, um ihnen dann zum Essen auf vielen Airlines ein ungewöhnlich stabiles Besteck zur Verfügung zu stellen. Es gab ja mal Zeiten, in denen man ein ziemlich furchtbares Plastikbesteck bekam, da musste man nur einmal kräftig ansetzen, dann war’s ein Besteckbausatz. Heute ist das nicht mehr so, das sind oft Stahlbestecke, stabiler als in den meisten Hotels für Pauschalreisende, da verbiegt sich gar nichts. Man kann sich also zu Recht wundern, dass man Passagieren so was bedenkenlos in die Hand drückt. Die Passagiere wundern sich oft gleich so sehr über die Qualität des Bestecks, dass sie es als Andenken einstecken wie einen Bademantel im Hotel. Und wenn sie dann durch die Transitkontrolle müssen, wird gestaunt.
    Da durchleuchten wir die Passagiere ja wieder mal und finden das Besteck. Und so wenig besorgniserregend die Fluglinien das Besteck auch finden, für uns war das lange Zeit eine tadellos verwendbare Stich- oder Stoßwaffe. Um es mal klar zu sagen: Was man mit einem Kubotan anstellen kann, kann man auch mit einem der eher stumpfen Metallmesser machen. Also haben wir bei Transitkontrollen tonnenweise Besteck beschlagnahmt. Andere wiederum haben uns für völlig bekloppt gehalten, aber das waren wir ja gewohnt. Manche Passagiere fanden es auch gut, weil ihnen nämlich da erst auffiel, was man im Flugzeug so ausgehändigt bekommt, und vielleicht war ihnen auf dem Flug auch der eine oder andere Mitreisende aufgefallen, der ihnen bei genauerer Betrachtung ohne Edelstahlgabel sympathischer gewesen wäre. Wie dem auch sei, einer Partei gefiel unsere Praxis überhaupt nicht– den Fluglinien. Am lautesten, habe ich gehört, schrie die Lufthansa, aber da kann ich mich auch irren.
    Die Fluglinien fanden, das sei doch eine prima Werbung, wenn alle das schöne

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