Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
Vom Netzwerk:
und?«
    » Oh, zwanzig Kilo TNT und eine Schachtel mit Milzbranderregern.«
    » Ja, und?«
    Nur in einem Fall war diese Reaktion immerhin halbwegs berechtigt. Else hatte mit sicherem Händchen im Handgepäck einen Waffenkoffer entdeckt. 30 × 25 Zentimeter, acht Zentimeter dick, so was wie der Koffer, in dem andere Leute zu Hause vielleicht einen Akkuschrauber liegen haben. Drin war aber kein Akkuschrauber. Drin war eine 9-Millimeter-Glock, mit extra Magazinen, für den Fall, dass man mal mit den üblichen siebzehn Kugeln im Griff nicht auskommt. Ein Inder hatte das Teil in seiner Reisetasche angeschleppt. Eleganter, leicht glänzender Anzug, mit einem indischen Sohn dabei, der Begriff » wohlhabend« wurde den beiden nicht gerecht.
    » Sie haben eine Glock im Handgepäck? You got a Glock with you?«
    » So?«
    Das Ding war wirklich harmlos, es entpuppte sich als täuschend echter Nachbau mit verschweißtem Lauf. Üblicherweise für Waffenfans, in dem Fall aber als Spielzeug gedacht für den verwöhnten Herrn Sohn. Ich hab mal nachgesehen, diese Nachbauten kosten rund tausend Euro, sind nicht verboten, aber selbstverständlich ein Fall fürs Reisegepäck, nicht fürs Handgepäck. Wir haben den Koffer beschlagnahmt, aber der Mogul im Glanzanzug blieb gelassen. Ich nehme an, zu Hause hat er dann die ganze Fabrik gekauft und zu sich aufs Grundstück verfrachten lassen. Na ja, Waffenfans halt.
    Die dritte große Gruppe von Waffenfunden stellen wir bei Frauen fest, und damit meine ich keine Nagelscheren. Ein- bis zweimal am Tag werden wir bei Frauen fündig, meistens gut aussehenden, der Businesstyp, vor allem aus den Vereinigten Staaten. Die haben oft Reizgas dabei. Rücksicht können wir da nicht nehmen, erstens sind Spraydosen generell nicht zugelassen, und zweitens sind auch die ozonschichtfreundlichen Pumpsprays im Handgepäck verboten. Der durchaus verständliche Zweck ändert daran nichts. Einer Amerikanerin mussten wir auch mal ein Nadelschussgerät abnehmen, ein eigentlich sehr hilfreicher Apparat, mit dem man einen Millimeter dicke, zehn Millimeter lange Stahlstifte so in die Wand schießen kann, dass davon kein Kopf und gar nichts mehr rausschaut. Sie wollte ihrer Freundin damit die Boutique dekorieren, mit Tüll und Girlanden und was weiß ich noch alles, doch spätestens seit » Lethal Weapon 2« wissen auch wir, dass man mit solchen Apparaten genauso gut Leute ins Jenseits dekorieren kann. Aber das Hauptproblem an Waffen ist ja nicht, was die Leute mitnehmen. Pistolennachbauten, Nadelschussgeräte, Reizgas, selbst Sammler mit Wurfsternen im Gepäck haben nicht vor, das Flugzeug zu entführen, in das sie grade steigen. Das Hauptproblem ist der Kopf. Das sieht man ganz gut am Beispiel des Kubotan.
    Ein Kubotan ist eine Art Stöckchen. Aus Holz oder Plastik oder vielleicht leichtem Metall, ein bisschen länger, als eine Faust breit ist, ein bisschen dicker als ein Kugelschreiber. Er ist nicht scharf, er ist nicht spitz, er ist nicht schwer, und wenn man ihn gerade nicht braucht, kann man ihn jedem Erstklässler zum Spielen geben, der kann da drauf herumkauen oder auf den Boden trommeln, da kann nichts passieren. Doch wenn wir ihn im Handgepäck finden, nehmen wir ihn ab. Dabei ist das Ding in Deutschland nicht mal verboten.
    Aber ein Kubotan ist eine teuflische Waffe, wenn man weiß, was man damit anfangen muss: Man nimmt ihn in die Faust und schlägt so zu, dass man eben nicht mit der Faust trifft, sondern den gesamten Schwung und die Kraft auf die kleine, stumpfe Stockkuppe konzentriert. Und wenn man jetzt ganz gut zielen kann und weiß, welche Zentren des Körpers da wie reagieren, hat der Gegner keine Chance. Ein Schlag auf die richtigen Nervenbahnen in der Schulter, ein Schlag, über den man noch grinst, weil er gar nicht wehtut und eigentlich richtig läppisch wirkt, bis man merkt, dass man seinen Arm für kein Geld der Welt auch nur noch einen einzigen Millimeter bewegen kann. Ein Schlag an die Schläfe, und man muss sich nie mehr um irgendwas Sorgen machen. Natürlich kann man mit Recht fragen: Wenn jemand das mit einem kleinen harmlosen Stöckchen anrichten kann, braucht der dann dazu überhaupt noch unbedingt das Stöckchen? Wenn man’s ihm wegnimmt, kann der nicht irgendwas anderes nehmen? Und damit kommt man der Wahrheit um die Sicherheit im Flugverkehr schon ziemlich nahe.
    Was wir verhindern, sind sozusagen die größten Stümpereien. Wir filtern die dummdreisten Verbrecher raus, die auf eine

Weitere Kostenlose Bücher