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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Stalacarro ging hinaus.
Er hörte nichts von nebenan, als er den Hörer abnahm. Der Apparat hatte sechs
Knöpfe für Nebenanschlüsse. Vier von ihnen waren beschriftet.
    Signor.
    Signora.
    Bootshaus.
    Der vierte Anschluß war der, vor dem er
stand. Stalacarro wußte, daß noch ein Apparat in der Bibliothek stand. Bis auf
diesen waren sie alle untereinander verbunden, und von jedem aus konnte man
nach auswärts wählen. Er nahm ab und drückte den Knopf zu Irmelas Schlafzimmer.
Ein Summen drang an sein Ohr. Kein Klicken der Gabel. Keine Stimme. Stalacarro
wartete. Dann drückte er den Knopf unter dem Schild »Signor«. Sie konnte
hinübergegangen sein, suchte vielleicht etwas. Niemand meldete sich.
    Noch einmal drückte er den ersten
Knopf. Er wünschte sich, Irmelas unschöne Stimme zu hören, anstatt des leblosen
Summens in der Muschel. Dann drückte er die Gabel herunter.
    Die Luft im Vestibül roch würzig nach
Suppe. Stalacarro ging durch den Flur und den Vorraum zur Küche. Die Köchin
wandte ihm den Rücken zu. »Guten Tag«, sagte er.
    Sie fuhr herum. »Oh... guten Tag, Herr
Hauptmann... verzeihen Sie... ich dachte, es wäre die Corry... in diesem Haus
erschrickt man ununterbrochen... das ist bestimmt das letzte Mal, daß ich
hierher komme...«
    Wahrscheinlich, dachte Stalacarro. »War
die Signora bei Ihnen?«
    »Signora Zirli? Nein. Nur Corry.«
    »So? Danke. Ich werde oben nachsehen.«
Er war fort, bevor sie ein weiteres Wort sagen konnte. Langsam stieg er nach
oben, übersprang keine Stufe. Er sah die Tür zu Irmelas Schlafzimmer, und er
stand schneller davor, als ihm lieb war. Er hörte keine Schreibmaschine.
    Niemand antwortete auf sein Klopfen. Er
wiederholte es langsam und laut. Als er die Tür nach innen drückte, sah er mit
ungeheurer Klarheit die nächste Minute voraus. Das Schlafzimmer war leer. Durch
die geöffnete Tür zum Salon kam kein Laut. Stalacarro stellte sich auf die
Schwelle.
    Hinter ihrer Maschine saß Irmela Zirli.
Ein weißer Bogen ragte zur Hälfte über die Walze hinaus. Sie schrieb nicht. Die
Arme hingen zu beiden Seiten des Körpers hinunter. Sie trug einen Morgenrock
mit vielen glitzernden Drachen. Ihr Kopf war nach hinten gefallen auf die Lehne
des Stuhles, aber ihr Gesicht schien noch zu leben. Ein Ausdruck wahnsinniger,
letzter Befriedigung lag darauf, wie er ihn im Leben nie an ihr gesehen hatte.
Als wäre ihr in den letzten Sekunden der große Einfall gekommen, nach dem sie
immer gesucht hatte, und als hätte sie das Rätsel von Sasso quadrato gelöst.
Ihre Augen waren aufgerissen. Sie standen weiter hervor als jemals zuvor.
Stalacarro sah, woran das lag. Die Drahtschlinge um ihren Hals war tief in das
weiße Fleisch gegraben.
    Der Hauptmann kam näher. Seine Augen
erfaßten jede Einzelheit. Es war nichts Auffälliges im Zimmer außer der toten
Frau. Er bückte sich, betrachtete das Blatt, auf das sie ihre letzten Zeilen
geschrieben hatte. Ein Hinweis auf den Täter? Wann hatte er zuletzt so eine
Kriminalgeschichte gelesen?
    Der letzte Absatz lautete:
    »Wie geht es Marcel?« fragte Ellen.
    »Oh, danke. Alles in Ordnung. Nur, daß
er tot ist.«
    Stalacarro richtete sich auf. Sie hatte
gesprochen. So schrieb sie, ein paar Sekunden vor ihrem Tod. Er berührte ihre
Wange. Die Wärme war noch nicht geschwunden. Der Puls war stumm.
    Irmelas starre Augen verfolgten ihn,
als er zur Tür ging. Ich weiß mehr als du, sagten sie.
    Natürlich, dachte Stalacarro. Sie hat
ihren Mörder gesehen. Und gekannt. Sie war nicht dumm gewesen. Ihr Gehirn hatte
die Wahrheit erraten, bevor das Blut es nicht mehr erreichte.
    Er ging schnell den Flur zurück und
hinunter zur Haustür. Er winkte zum Park hin. Hadik trat zwischen zwei Stämmen
heraus. Stalacarro bedeutete ihm mit einer Kopfbewegung, zu folgen. Sie gingen
dieselbe Treppe wieder hinauf.
    »Frau Zirli ist im Salon«, sagte der
Hauptmann leise. »Erwürgt mit einer Drahtschlinge. Hat jemand nach mir das Haus
verlassen oder betreten?« Hadik schüttelte den Kopf. »Cigaglia, La Verne und
das Mädchen sitzen in der Bar. Bleiben Sie hier und behalten Sie die Treppen im
Auge. Niemand darf hinauf oder hinunter.«
    Hadik griff unter seine linke Achsel.
»Der Kerl muß noch im Haus sein«, flüsterte er heiser.
    Stalacarro nickte. Er deutete auf das
Fenster. »Achten Sie auch auf den Vorplatz!« Er schob sich an Hadik vorbei. Er
ging zur Küche, blieb kurze Zeit dort. Hadik hörte undeutlich seine Stimme und
das weinerliche Erwidern der

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