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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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mit
bekümmerter Miene, »das würde mir auch zuviel werden. Ich habe einiges gesehen
im Laufe der Jahre. Derartiges noch nicht.« Er wandte sich Stalacarro zu: »Bei
Ihnen irgend etwas Neues, Hauptmann?«
    Stalacarro faltete die Hände über dem
Hosenbund. Seine Stimme klang zuversichtlicher als die Auskunft, die er gab.
»Ich muß leider verneinen. Wir wühlen im dunkeln herum. Wie ein Dachshund im
Bau mit der Hoffnung auf die richtige Röhre.«
    »Ich will Ihnen keinesfalls zu nahe
treten«, sagte der Anwalt behutsam. »Aber ich las verschiedene
Zeitungsmeldungen... die Presse beginnt unruhig zu werden. Drei unaufgeklärte
Morde in so kurzer Zeit...«
    »Und das in der Hochsaison«, setzte der
Hauptmann fort. »Außerdem kann ich den fatalen Eindruck nicht loswerden, daß
wir noch nicht am Ende der Serie angelangt sind.«
    Der Doktor maß ihn mit unverhohlenem
Schrecken. »Sie meinen... es werden weitere...«
    »Sie dürfen meine Vermutungen nicht zu
wichtig nehmen. Sie sind nur ein Trost für mich. Ich habe mir ein paar Theorien
zurechtgezimmert... der beste Ausweg, wenn man keine schlüssigen Beweise hat.
Eine dieser Theorien macht erforderlich, daß noch jemand ermordet werden
müßte.« Stasi trank und hörte aufmerksam zu. Der Doktor rang die Hände. »Wer,
um Gottes willen? Ich muß sagen, auf diese Art der Bestätigung würde ich lieber
verzichten!«
    »Ich auch. Es ist nur eine der
Möglichkeiten, wie gesagt. Weiter wären wir, wenn es gelänge herauszufinden,
was Herr van Noringen mit seinem Geld angefangen hat.«
    Stasi füllte sich Whisky nach. »Nach
Ihrer Theorie, Herr Hauptmann«, fragte er mit höflichem Interesse, »wer wäre
der nächste Kandidat für eine Beerdigung? Man ordnet gern seinen Nachlaß... bei
mir ist das allerdings in zehn Minuten erledigt, aber...«
    Stalacarro wollte eine Antwort geben.
Leises Klopfen an der Tür hinderte ihn. Corry trat ein. Sie hatte die Schürze
abgebunden. Die Männer musterten sie mit Wohlgefallen. »Ah, Fräulein Corry!«
rief Cigaglia. »Setzen Sie sich zu uns! Unsere Versammlung bedarf der
Auflockerung durch die Schönheit!«
    Sie sah verlegen aus. »Vielen Dank. Ich
wollte nur wissen, ob die gnädige Frau etwas wegen des Essens gesagt hat... ob
sie gerufen werden will...«
    »Sie wollte demnächst herunterkommen«,
sagte der Doktor. »Aber ich sehe nicht ein, warum wir so lange auf ihre
Gegenwart verzichten sollen!«
    »Sie wird gerade einen grandiosen Mord
in der Maschine haben«, sagte Stasi. »Ruf doch mal rauf!«
    Stalacarro hob den Kopf und lauschte.
»Ich höre keine Maschine«, sagte er. Alle sahen ihn an. Von oben kam kein
Geräusch.
    »Man wird es hier nicht hören können.«
Der Anwalt sah unbehaglich aus.
    »Telefoniere ruhig, bevor was
anbrennt«, wiederholte Stasi.
    Corry verließ wortlos den Raum. Sie
schloß die Tür. Stalacarro fragte unvermittelt: »Bleiben Sie im Haus bei Frau
Zirli?«
    »Fürs erste ja, Herr Hauptmann. Wir
wollen sie nicht gerade jetzt im Stich lassen. Und eine Kündigung haben wir
noch nicht.«
    Cigaglia schmunzelte. »Sie werden auch
keine bekommen, mein Lieber.«
    »Oh! Sind Sie da so sicher, Doktor?«
    »Ganz sicher. Übrigens habe ich Ihnen
nachher eine Eröffnung zu machen... eine erfreuliche, wie ich annehme.«
    »Mir?«
    »Ihnen und Fräulein Corry. Aber ich
möchte damit warten, bis die gnädige Frau bei uns ist.«
    Sie sahen, daß Stalacarro zur Tür
blickte. Auch Stasis Augen richteten sich dorthin. Cigaglia drehte den Kopf.
Corry stand in der Tür. Ihre Lippen waren blaß und bewegten sich lautlos, bevor
sie sprach.
    »Sie meldet sich nicht«, sagte sie.
Furcht war in ihrer Stimme.
     
     
     

XI
     
    In den nächsten Sekunden geschah nicht
viel.
    Corry blieb stehen, wo sie war. Der
Hauptmann und Stasi blickten ihr ins Gesicht. Cigaglia wandte sich wieder um
und starrte mit offenem Mund Stalacarro an. Stalacarro setzte sein Glas langsam
auf das Tablett zurück. Die Haut über seinen Backenknochen war ledern. »Wo
haben Sie angerufen?« fragte er.
    »Oben... im Schlafzimmer...«
    »Von wo aus?«
    »Von nebenan... Rauchzimmer.«
    »In welchem der oberen Räume ist noch
ein Anschluß?«
    »Im Schlafzimmer von Herrn van... was
früher sein Schlafzimmer war.«
    Stalacarro stand auf. »Meine Herren,
ich bitte Sie, den Raum nicht zu verlassen, bis ich zurück bin. Auch Sie
bleiben hier, Fräulein Corry.« Er deutete auf den Stuhl, auf dem er gesessen
hatte. Corry kam von der Tür zum Tisch und setzte sich.

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