Die Botin des Koenigs reiter2
Senkrücken und schien schon einiges hinter sich zu haben. Sein großer Kopf war ziemlich hässlich. Nicht unbedingt, wie man sich das Streitross einer großen Heldin vorstellte.
Ein anderer Reiter kam von der anderen Seite auf die Lichtung, auf einem schwarzen Hengst, einem erheblich besseren Tier als Lil Ambrioths Mähre. Der Reiter selbst war nicht weniger beeindruckend und trug eine scharlachrote und schwarze Uniform, wie sie Karigan noch nie gesehen hatte. Seine Samtärmel waren weit und hatten Schlitze, sodass man die rote Seide darunter sehen konnte. Er trug einen scharlachrot emaillierten Harnisch und einen schwarzen Waffengurt,
mit dem ein Langschwert an seine Hüfte geschnallt war. Er hielt sich wie ein Elitesoldat.
Seine Züge waren schlecht zu erkennen; sie verschwammen irgendwie vor Karigans Augen.
»Hadriax el Fex«, sagte Lil.
Der Mann nickte, und sein Leder knarrte. »Liliedhe Ambriodhe. « Sein Akzent unterschied sich von dem von Lil.
Dies war das Treffen, das König Jonaeus Lil hatte ausreden wollen. Dies war ihre Begegnung mit dem besten Freund von Mornhavon dem Schwarzen.
Lil antwortete dem Mann nicht, sondern trieb ihr Pferd ein paar Schritte vorwärts. Dann zügelte sie es wieder.
»Wenn ich recht informiert bin, habt Ihr um Zuflucht gebeten. «
»Ja, das habe ich. Die Gräueltaten von Lord Mornhavon wurden schlimmer, als ich ertragen konnte, und ich will diesem grausamen Krieg ein Ende bereiten.«
»Nach so langer Zeit?«, fragte Lil. »Ihr habt gerade erst entdeckt, welche Hölle Mornhavon aus diesem Land gemacht hat? Ich nehme an, Ihr seid selbst für einiges davon verantwortlich. Warum sollte ich nicht einfach mein Schwert ziehen und Euch töten?«
»Das werdet Ihr nicht tun.«
»Ihr klingt ziemlich selbstsicher. Das wäre ich an Eurer Stelle nicht.«
»Ihr werdet mich nicht töten«, sagte der Mann, »weil Ihr wisst, dass ich wertvolle Kenntnisse habe.«
Lil lachte leise. »Tatsächlich? Und warum sollte ich irgendetwas von dem, was Ihr sagt, glauben?«
»Ich habe viel aufgegeben, um hierherzukommen. Ich habe alles aufs Spiel gesetzt, was ich bin, und einen Mann verraten, der wie ein Bruder für mich war.«
Karigan fand, dass ihm diese Worte irgendwie zu glatt über die Lippen kamen. Er log.
Der Mann brachte seinen Hengst näher zu Lil. Sie regte sich nicht.
»Ihr werdet mich nicht töten«, fuhr der Mann fort, »weil Ihr ohne die Informationen, über die ich verfüge, keine Hoffnung habt, diesen Krieg zu gewinnen, und das wisst Ihr. Mornhavon wird Euch besiegen.«
Lil zog die Brauen hoch, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ach ja?«
»Ja.«
Ein erstickter Schrei, die Stimme eines Mannes, erklang im Wald in der Nähe: »Falle!«
Hadriax el Fex packte Lil und versuchte, sie von ihrem Pferd zu ziehen. Der Nebel hing nun nicht mehr über seinen Zügen, die ausgeprägt und kantig waren. Sein Haar war schwarz und im Nacken zusammengebunden. Auf dem Kopf trug er eine Krone aus Metall, das zu ineinander verflochtenen Zweigen geschmiedet war. Karigan hatte diese Krone schon einmal gesehen, bei dem Geist auf der Lichtung, in der Nacht, als Lady Penburns Delegation angegriffen wurde.
Noch während Lil gegen den Mann kämpfte, brachen hundert Reiter aus dem Nichts, als wäre ein Vorhang hochgezogen worden. Sie trugen alle Schwarz und Scharlachrot und hatten das Wappen eines schwarzen abgestorbenen Baums auf ihren Schilden. Sie umzingelten Lil und den Mann, die immer noch kämpften, im Trab.
Lil versetzte ihrem Gegner einen Faustschlag aufs Auge. Er wich im Sattel zurück. Wie ein Blitz war das Langschwert in Lils Händen, aber sie würde damit nicht gegen die Bogenschützen ankommen, die nun direkt auf sie zielten.
Der Mann lachte. »Nein, nein. Lord Mornhavon will sie
lebendig.« Macht knisterte von seiner erhobenen Hand und zuckte um seinen Unterarm. Lil hielt inne, als wolle sie über ihre Situation nachdenken. Karigan hätte ihr gern geholfen, aber sie wusste nicht, was sie tun konnte. Sollte sie versuchen, die Feinde abzulenken?
Beim letzten Mal hatte sie Gegenstände verschieben können, auch wenn sie nicht mit Menschen in Verbindung treten konnte. Ohne zu zögern, griff sie nach einem großen Stein und warf ihn nach dem Pferd, das ihr am nächsten war. Das Tier wieherte, bäumte sich auf und warf seinen Reiter ab. Wie erhofft wandte sich die Aufmerksamkeit der Soldaten ihrem gestürzten Kameraden zu. Selbst der Mann mit der Krone schaute einen Augenblick
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