Die Botin des Koenigs reiter2
Seelen der Toten leichter machen würde, in den Himmel aufzusteigen, und das helle Feuer, das sie verzehrte, würde Licht in die Dunkelheit der Taten des Kaiserreichs bringen. Es war eine gute Nacht für Licht.
Trotz der vielen Gefallenen war die Mission ein Erfolg gewesen. Hadriax el Fex saß in ihrer Nähe, ganz allein, seine Handgelenke immer noch mit einer Ranke wilder Magie gefesselt. Lil wusste, dass ihm das intensive Schmerzen verursachte, aber nur ein Großmagier konnte solche Fesseln lösen, was bedeutete, dass el Fex es ertragen musste, bis sie das Heer des Königs erreichten. Er sah aus, als hätte man ihn gefoltert, und seine offenen Wunden bluteten, aber er lebte noch. Merigo würde ihm die Wunden verbinden, sobald sie mit den schwerer Verletzten fertig war. El Fex beschwerte sich nicht, und er bat auch nicht um Hilfe. Er ertrug seine Schmerzen schweigend.
Nachdem die Reiter Andri neben seine Brüder und Schwestern auf den Scheiterhaufen gelegt hatten, konnte Lil nur hoffen, dass Hadriax el Fex diese Opfer wirklich wert gewesen war.
Breckett, ihr Leutnant, erschien neben ihr. Blut lief ihm über die Schläfe, aber er achtete nicht darauf. Die Wunde würde nur eine weitere Narbe unter vielen sein.
»Was glaubt Ihr, wie lange haben wir noch?«, fragte er. »Nicht lang genug. Ich habe ihn dreimal getroffen, aber das wird ihn nicht sonderlich verlangsamen.«
»Ja, er ist ein widernatürlicher Mistkerl, dieser Lord Varadgrim. Er hat die Magie des Schwarzen in sich.«
»Beim nächsten Mal schlage ich ihm den Kopf ab.«
»Wahrscheinlich wächst ihm einer nach.« Breckett gab das schroffe Geräusch von sich, das bei ihm als Lachen durchging.
»Nein, der da ist nicht umzubringen.«
»Hollin und Dane werden uns mit den Schutzzaubern ein wenig Zeit herausschinden«, sagte Lil nachdenklich. »Aber ich wage nicht, noch lange hierzubleiben.«
»Einverstanden.«
»Ich möchte, dass du alle wieder unter den Schutz des Königs zurückbringst. Alex wird el Fex tragen. Es ist jetzt wichtiger, unbemerkt zu bleiben, als schnell zu sein, ja?«
»Verstehe. Wo werdet Ihr sein?«
»In der Nachhut.«
Breckett sah sie mit diesen dunklen, durchdringenden Augen an. »Und was habt Ihr vor?«
Lil tätschelte ihr Horn, das immer an ihrer Hüfte hing. »Eine kleine Ablenkung.«
»Das gefällt mir nicht.«
»Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten. Ich will einfach nur, dass du deinem Hauptmann gehorchst.«
Breckett knurrte: »Dann sollten wir unsere Zeit am besten gut nutzen.«
Sie holten alle Reiter zusammen, Verwundete und nicht Verwundete, stellten sich im Kreis um den Scheiterhaufen auf und fassten sich an den Händen. Die Götter waren gnädig genug, einen Wind zu schicken, der den Rauch von der Kuppe des Mor wegwehte.
Lil wandte sich dem Mond zu und begann eine Litanei, die ihnen nur zu vertraut war und den Grünen Reitern allein gehörte:
»Aeryc, nimm diese Seelen in den Himmel auf; mögen sie mit dir unter den Sternen wandeln. Sie haben gegen den
Dunklen gekämpft, der dich durch seinen Dämonengott ersetzen und all deine Kinder in diesem Land umbringen will. Diese Seelen haben tapfer in deinem Namen gekämpft, und sie waren treu. Und wenn du diese Seelen aufnimmst, schau auch auf unseren Kreis hinab und beschütze und behüte uns, denn wir werden weiterkämpfen.«
»Wir werden weiterkämpfen«, wiederholten die Reiter gemeinsam.
Lil drehte sich um und sah alle Reiter nacheinander an. Im Krieg geboren, für den Krieg geboren. Keiner von ihnen weinte, denn es gab in ihrer Welt keine Tränen mehr für die Gefallenen. Beinahe hundert Jahre Krieg hatten ihr Volk fast vernichtet. Niemand, nicht einmal die kleinsten Kinder waren davon unberührt geblieben.
Kinder verwaisten rasch, wie es Lil selbst zugestoßen war, als ihre Eltern beide in den Krieg gezogen waren. Junge Waisen und Kinder arbeiteten in Schmieden und Pfeilfiedereien, um die Werkzeuge des Krieges herzustellen. Ältere Kinder trugen die Werkzeuge, die sie gemacht hatten, aufs Schlachtfeld. Nein, das hier war keine Welt für Kinder.
Krankheiten und Hungersnöte plagten die Sacorider, und Lil war überzeugt, dass nur die Zähigkeit der Clans bisher verhindert hatte, dass sie sich Mornhavon dem Schwarzen ergaben. Von allen Ländern außer Argenthyne war Sacoridien am schlimmsten verwüstet worden.
Sie warf einen Blick zu Hadriax el Fex. Er hatte als Mornhavons rechte Hand selbst viele Gräueltaten zu verantworten. Sie hatte gesehen, wie er
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