Die Botin des Koenigs reiter2
hin.
Lil nutzte den Augenblick nicht, um zu fliehen. Stattdessen hob sie das Horn an die Lippen und blies die Töne des Reiterangriffs. Kaum war der letzte Ton verhallt, da ließ sie das Horn wieder an die Seite sinken und schlug mit dem Schwert nach dem Mann mit der Krone. Der war so überrascht, dass seine Magie zischelnd erlosch. Er konzentrierte sich darauf, sie wieder zu entzünden und Lils Klinge auszuweichen, aber Lils großes, hässliches Pferd biss beinahe beiläufig ein Stück aus seinem Bein und drehte sich rasch, um dem hochgezüchteten Hengst einen gut platzierten Tritt gegen die Brust zu verpassen.
Der Schrei des Mannes und das Bocken seines Hengstes gingen in den donnernden Hufgeräuschen unter, die den Boden zum Beben brachten. Grüne Reiter kamen aus dem Wald und griffen den Feind an.
Eine Gegenfalle, dachte Karigan und sprang vor Begeisterung auf und ab.
Die Reiter schossen ihre eigenen Pfeile ab, und viele Feinde fielen. Die Reiter hielten jedoch nicht inne, sondern sie rasten
weiter auf den Feind zu, johlten und schwangen die Säbel. Grüne und weiße Farbe maskierte ihre Gesichter und ließ sie wild und Furcht erregend aussehen. Grüne Handabdrücke schmückten die Hälse und die Hinterteile ihrer Pferde.
Karigan taumelte rückwärts in ein Gebüsch, um nicht niedergetrampelt zu werden.
Die beiden Gruppen teilten sich zu kleineren Gefechten, und es wurde beinahe still, wenn man vom Klirren der Waffen, den Hufschlägen und dem einen oder anderen isolierten Schrei absah. Es ging seltsam geschäftsmäßig zu, und vielleicht war es für Feinde, die so lange im Krieg gestanden hatten, ja auch nichts anderes.
In der Mitte der Schlacht standen Lil Ambrioth und der Mann, der sich als Hadriax el Fex ausgegeben hatte, einander immer noch gegenüber, aber Karigan konnte nicht viel von ihrem Kampf sehen, da die anderen im Weg waren. Es war schwer zu sagen, welche Seite stärker war, doch Karigan hatte den Eindruck, dass die Grünen Reiter trotz ihres ersten erfolgreichen Angriffs zahlenmäßig unterlegen waren.
Sie bewegte sich durchs Gebüsch und entdeckte hin und wieder das Aufblitzen von Magie – eine Flammenkugel oder Gegenstände, die durch die Luft flogen, ohne dass Hände sie führten. Sie suchte einen neuen Aussichtspunkt, versuchte herauszufinden, wie sich die Reiter schlugen, jubelte ihnen lautlos zu und zuckte zusammen, wenn einer fiel. Dieser Kampf mochte irgendwann in der Vergangenheit stattgefunden haben, aber sie hatte trotzdem schreckliche Angst, dass die Reiter geschlagen würden.
Dann entdeckte sie drei weitere Reiter im Wald. Einer hatte keinen Harnisch und beugte sich über den Hals seines Pferdes, als wäre er verwundet. Seine Hände waren ihm mit schwarzen, sich windenden magischen Ranken auf den
Rücken gebunden. Karigan konnte sich nur zu gut an die Schmerzen erinnern, die solche Fesseln verursachten.
Blondes Haar fiel ihm ins Gesicht. Das konnte nur der Mann sein, den Lil hatte treffen wollen, Hadriax el Fex. Er hatte nicht versucht, einen Hinterhalt zu legen, sondern war selbst gefangen genommen worden, und zweifellos war er derjenige gewesen, der noch im letzten Augenblick versucht hatte, Lil vor der Falle zu warnen.
Seine beiden Wachen sprachen in einer gutturalen, rollenden Sprache miteinander, die Karigan nicht verstand.
Das muss die Sprache des Kaiserreichs sein, dachte sie.
Eine der Wachen hob das Schwert, stach el Fex in den Arm und fing an zu lachen. El Fex reagierte nicht, sondern ließ nur den Kopf hängen. Die Wachen wechselten ein paar Worte, gefolgt von mehr Lachen.
Neugierig ging Karigan ein paar Schritte näher heran. Sie kannte sich mit der Politik jener Zeit nicht so gut aus wie ein Gelehrter, und sie hatte bis zu ihren Zeitreisen noch nie von diesem Hadriax el Fex gehört. Und sie konnte am Ergebnis dieses Kampfes nichts ändern. Die Vergangenheit war die Vergangenheit, oder?
Dennoch, sie wusste, der Feind hätte Hadriax el Fex nicht gefangen genommen, wenn er nicht wirklich vorgehabt hätte, Mornhavon zu verraten und die Liga mit wichtigen Informationen zu versorgen.
Sollte sie sich einmischen? Würde das den Lauf der Geschichte ändern, zum Guten oder zum Schlechten? Vielleicht hatte el Fex der Liga die Informationen niemals geben können, weil er in dieser Nacht gestorben war.
Eine der Wachen stach el Fex in den Oberschenkel. Er zuckte zusammen und keuchte, und die Soldaten verspotteten ihn.
Plötzlich riss el Fex den Stiefel aus dem
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